Kurz und kritisch

Ernst Peter Fischers Buch "Der Physiker - Max Planck und das Zerfallen der Welt" ist eine Biographie über den Nobelpreisträger. In Stefanie Peters "Alphabet der polnischen Wunder" geht es auch um "historische" Wunden. Stefan Kuzmanys Buch dreht sich um "Gute Marken - böse Marken".
Ernst Peter Fischer: Der Physiker - Max Planck und das Zerfallen der Welt
Siedler Verlag, Berlin

"Das war ein Quantensprung", sagen wir und zitieren Max Planck - allerdings meist in falschem Kontext. Plancks Quantenphysik muss uns nicht ganz fremd bleiben. Das zeigt uns Ernst Peter Fischer mit seiner überzeugenden Biographie des großen Physikers und Nobelpreisträgers. Wie ein Forscher zu seinem Lebensthema kommt, beschreibt der Autor mit klarem Blick für die Enge und die Zwänge der damaligen Zeit und mit genauem Gespür für das Wesen Max Plancks; so erhalten wir einen tiefen Eindruck von Verantwortung und Glück eines Forscherlebens. Das zeichnet diese Biographie aus, das trägt uns über allzu epische Passagen. Was wir hier über Physik lesen, können wir auch als Laien wirklich verstehen.


Stefanie Peter: Alphabet der polnischen Wunder - Ein Wörterbuch
Suhrkamp Verlag, Frankfurt

Gerade war er auf der Berlinale zu sehen, "Katyn", der Film des polnischen Regisseurs Andrzej Wajda - Katyn, seit 1940 das Symbol für die Ermordung der polnischen Elite durch den sowjetischen Geheimdienst. Mehr als 20.000 Menschen starben. Wie buchstabiert man dieses Trauma in einem "Alphabet der polnischen Wunder"? Den unter diesem Titel versammelten Texten gelingt es, die Wunden der polnischen Geschichte zu öffnen, aber auch Platz für ganz Alltägliches zu lassen. Savoir Vivre und Selbstironie, Solidarnosc und Landbewegung polnischer Literaten - 130 eher sachlich als belletristisch geschriebene kurze Essays polnischer und deutscher Autoren entwerfen eine Landkarte polnischer Kultur heute – Texte, die uns zeigen wollen: Noch ist Polen nicht verloren.


Stefan Kuzmany: Gute Marken - böse Marken. Konsumieren lernen, aber richtig
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt

Spätestens seit Naomi Kleins No Logo wissen wir es: Jedes Produkt wird irgendwie hergestellt. Wir akzeptieren das – und kaufen es. Dabei würden wir viel geben für ein reines Konsumentengewissen. Gute Marken - schlechte Marken, wie sollen wir unterscheiden? Der Berliner Journalist Stefan Kuzmany will uns helfen. Er ist CO2-Messie, liebt McDonalds - und will sich ändern. Ab sofort. Persiflage inklusive. Was ist moralisch einwandfreie Kleidung? Wie wird der iPod wirklich produziert? Gute Fragen - und gute Absichten. Shopping hilft die Welt verbessern - Fred Grimm hatte uns das schon 2006 versprochen. Kuzmanys Credo heißt: Schöner scheitern als Konsument. Wie er die Suche nach dem real existierenden glücklichen Huhn parodiert, das gehört zu den wirklich witzigen Ideen dieses Buches. Aufs Ganze gesehen schreibt Kuzmany leider doch eine Konsumenten-Soap – so nachhaltig wie Lichterketten gegen Stromausfall, aber viel amüsanter.


Buchtipp von Klaas Hübner, stellvertr. SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag:
Hanns-Joseph Ortheil: Die Nacht des Don Juan, Luchterhand-Verlag