Kurz und kritisch
Rezensiert von Gabriele Kalmar · 06.01.2008
In Deutschland fehle es an Stil, behauptet Karl Heinz Bohrer in seinem Esssaybuch "Großer Stil. Form und Formlosigkeit in der Moderne". Wie der Tod in der medialen Welt dargestellt wird, beschreibt das Buch "Die Neue Sichtbarkeit des Todes". Der Sozialphilosoph Peter Furth schildert in "Troja hört nicht auf zu brennen" die 68er-Bewegung und den Aufstieg und Fall des linken Faschismus'.
Karl Heinz Bohrer: "Großer Stil. Form und Formlosigkeit in der Moderne"
Carl Hanser Verlag, München
Haben wir Stil? Und was bedeutet überhaupt: Stil? Karl Heinz Bohrer, einer der bekanntesten deutschen Literaturwissenschaftler, meint: In Deutschland haben wir einen Mangel an Stil und damit ein unbewältigtes Problem. Stil sei mehr als ein Verstoß gegen die Etikette oder ein schlechter Charakterzug. Bohrer verweist auf Goethe, dem zufolge Stil - im Unterschied zur einfachen Nachahmung und zur Manier - auf den tiefsten Grundfesten der Erkenntnis beruht; und, so sagt Bohrer, auf Ethos, Selbstdisziplin, gewissermaßen auf einer Aristokratie des Geistes. Und daran eben fehle es. In dieser Essay-Sammlung geht es um mehr als Philologie, es geht auch um gesellschaftliche und kulturelle Phänomene, um Metaphysisches und Politisches. Bohrer zu lesen, ist wie immer ein großes, ein anregendes Vergnügen - ist er doch nicht zuletzt ein brillanter Stilist.
Thomas Macho und Kristin Marek: "Die Neue Sichtbarkeit des Todes"
Wilhelm Fink Verlag, München
Der Tod macht keinen Spaß und ist doch integraler Bestandteil des Lebens in unserer Spaßkultur. Alles was man je über den Tod zu wissen oder auch nicht zu wissen begehrte, in diesem Buch steht es und ist reich bebildert, denn es soll uns den Tod zeigen, wie er medial wahrgenommen wird. Die Herausgeber des Bandes über "Die neue Sichtbarkeit des Todes" betätigen sich dabei eher als Sammler. Wir sehen ein Museum, ein Horrorkabinett: keine systematische Darstellung, sondern ein exotisches, ein großartiges, aber auch wirres Panorama von Bildern, Theorien und Fantasien - wirklich erschreckend. Der eher nichtssagende Titel wird dieser Vielfalt kaum gerecht - dem wissenschaftlichen Anspruch leider auch nicht: 27 Autoren zusammen gewürfelt, kein Index, keine Bibliografie.
Peter Furth: "Troja hört nicht auf zu brennen"
Landt Verlag, Berlin
Wer das Denken von 68ern verstehen will, ihren Ausflug in den Wahn und ihre Rückkehr zur Wirklichkeit, der sollte Peter Furth lesen. Er war Zeitzeuge und eine zentrale Figur, in Berlin an der Freien Universität, also selbst Bestandteil des linken Netzwerks, in das DDR-Agenten, Funktionäre und Wissenschaftler verwoben waren. Ihnen ging es um die Instrumentalisierung der Wissenschaft, sie sollte Partei sein und Waffe im Kampf um die Befreiung des Proletariats und der Dritten Welt. - Heute ist der Sozialphilosoph Peter Furth, Jahrgang 1930, ein brillanter und nachdenklicher Kritiker - auch seiner eigenen - revolutionären Fantasien. In seinen Aufsätzen schildert er Aufstieg und Fall des linken Faschismus' in Deutschland. Seine hier abgedruckte Abschiedsvorlesung vom Juli 1995 – "Heuchelei und Moralische Weltanschauung" - dürfte die genaueste und mutigste Abrechnung mit der intellektuellen und moralischen Verwahrlosung von 68ern darstellen.
Lektüretipp von Christine Haderthauer, CSU-Generalsekretärin:
Gerald Traufetter: "Intuition. Die Weisheit der Gefühle", Rowohlt Verlag Reinbek
Carl Hanser Verlag, München
Haben wir Stil? Und was bedeutet überhaupt: Stil? Karl Heinz Bohrer, einer der bekanntesten deutschen Literaturwissenschaftler, meint: In Deutschland haben wir einen Mangel an Stil und damit ein unbewältigtes Problem. Stil sei mehr als ein Verstoß gegen die Etikette oder ein schlechter Charakterzug. Bohrer verweist auf Goethe, dem zufolge Stil - im Unterschied zur einfachen Nachahmung und zur Manier - auf den tiefsten Grundfesten der Erkenntnis beruht; und, so sagt Bohrer, auf Ethos, Selbstdisziplin, gewissermaßen auf einer Aristokratie des Geistes. Und daran eben fehle es. In dieser Essay-Sammlung geht es um mehr als Philologie, es geht auch um gesellschaftliche und kulturelle Phänomene, um Metaphysisches und Politisches. Bohrer zu lesen, ist wie immer ein großes, ein anregendes Vergnügen - ist er doch nicht zuletzt ein brillanter Stilist.
Thomas Macho und Kristin Marek: "Die Neue Sichtbarkeit des Todes"
Wilhelm Fink Verlag, München
Der Tod macht keinen Spaß und ist doch integraler Bestandteil des Lebens in unserer Spaßkultur. Alles was man je über den Tod zu wissen oder auch nicht zu wissen begehrte, in diesem Buch steht es und ist reich bebildert, denn es soll uns den Tod zeigen, wie er medial wahrgenommen wird. Die Herausgeber des Bandes über "Die neue Sichtbarkeit des Todes" betätigen sich dabei eher als Sammler. Wir sehen ein Museum, ein Horrorkabinett: keine systematische Darstellung, sondern ein exotisches, ein großartiges, aber auch wirres Panorama von Bildern, Theorien und Fantasien - wirklich erschreckend. Der eher nichtssagende Titel wird dieser Vielfalt kaum gerecht - dem wissenschaftlichen Anspruch leider auch nicht: 27 Autoren zusammen gewürfelt, kein Index, keine Bibliografie.
Peter Furth: "Troja hört nicht auf zu brennen"
Landt Verlag, Berlin
Wer das Denken von 68ern verstehen will, ihren Ausflug in den Wahn und ihre Rückkehr zur Wirklichkeit, der sollte Peter Furth lesen. Er war Zeitzeuge und eine zentrale Figur, in Berlin an der Freien Universität, also selbst Bestandteil des linken Netzwerks, in das DDR-Agenten, Funktionäre und Wissenschaftler verwoben waren. Ihnen ging es um die Instrumentalisierung der Wissenschaft, sie sollte Partei sein und Waffe im Kampf um die Befreiung des Proletariats und der Dritten Welt. - Heute ist der Sozialphilosoph Peter Furth, Jahrgang 1930, ein brillanter und nachdenklicher Kritiker - auch seiner eigenen - revolutionären Fantasien. In seinen Aufsätzen schildert er Aufstieg und Fall des linken Faschismus' in Deutschland. Seine hier abgedruckte Abschiedsvorlesung vom Juli 1995 – "Heuchelei und Moralische Weltanschauung" - dürfte die genaueste und mutigste Abrechnung mit der intellektuellen und moralischen Verwahrlosung von 68ern darstellen.
Lektüretipp von Christine Haderthauer, CSU-Generalsekretärin:
Gerald Traufetter: "Intuition. Die Weisheit der Gefühle", Rowohlt Verlag Reinbek