Kurz und kritisch

23.12.2007
Zuhören sei gelernt, und so ist es nicht verwunderlich, wenn Francesc Torralba seinen Roman "Die Kunst des Zuhörens" betitelt. "Napoleon und die Deutschen", das ist zeitlich gesehen nur ein sehr kurzes Aufeinandertreffen, welches Eckhart Kleßmann gut lesbar veranschaulicht. Paul Kennedy betont in seinem Buch "Parlament der Menschheit" die Vorteile der UN-Vollversammlung.
Francesc Torralba: "Die Kunst des Zuhörens"
Aus dem Katalanischen von Theres Moser und Jordi Müller
C.H. Beck Verlag, München 2007

Wer nimmt sich heute noch die Zeit, anderen Menschen aufmerksam zuzuhören? Sind beispielsweise Politiker bereit, auf Argumente des Kontrahenten einzugehen? Hört der Chef auf Vorstellungen des Mitarbeiters? Vielleicht – vielleicht aber auch nicht. Francesc Torralbas Buch "Die Kunst des Zuhörens" ist eine Einladung, die alte Kunst des Zuhörens, Lauschens, der Aufmerksamkeit, des Sich-selbst-Zurücknehmens und Verstehens wieder zu pflegen. Schließlich ist Zuhören ist die Basis aller Kommunikation. Allerdings hantiert der katalanische Philosoph und Theologe reichlich mit Plattitüden. Einige Beispiele:

"Es gibt Wahrheiten, die wehtun." oder "Wir müssen lernen, den Kindern zuhören." Tja – wer hätte das gedacht. Sehr schade, weil das Thema Zuhören von größter Bedeutung ist. Rufen wir Ambrose Bierce in den Zeugenstand: Ein Langweiler – sagt er - ist ein Mensch, der redet, wenn du wünscht, dass er zuhört.


Eckhart Kleßmann:" Napoleon und die Deutschen"
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2007

Gut, sich noch einmal daran zu erinnern: Nur 15 Jahre dauerte die Epoche Napoleons – doch der wohl berühmteste Franzose aller Zeiten legte in dieser kurzen Zeit den Grundstein für ein modernes Deutschland. Napoleon war Tyrann, Kriegsherr, Unterdrücker. Doch die Besatzung vor 200 Jahren brachte den Deutschen auch Gutes: Reformen in Gesetz und Alltag, die heute noch spürbar sind. All das schildert Eckhart Kleßmann in seinem Buch "Napoleon und die Deutschen" anschaulich und gut lesbar.

Gedacht für ein breit gefächertes Publikum fragt er: Wie machte Napoleon sich die Deutschen untertan? Oder: Wie erlebten sie seine Herrschaft? Anhand zahlreicher Abbildungen, persönlicher Zeugnisse und bisher unveröffentlichter Quellen entsteht das schillernde Lebensbild eines Mannes, der zum Mythos wurde - und zugleich das Panorama einer Epoche, die die Welt veränderte.

Paul Kennedy: "Parlament der Menschheit. Die Vereinten Nationen und der Weg zur Weltregierung"
C.H. Beck Verlag, München 2007

Eine Weltregierung als Vision? Warum nicht? Der amerikanische Geschichtsprofessor Paul Kennedy gibt in seinem Buch "Parlament der Menschheit. Die Vereinten Nationen und der Weg zur Weltregierung" reichlich Anregungen für eine globale Zukunft. Kein anderes Forum der Welt – so Kennedy – bietet einen besseren Rahmen zur friedlichen Beilegung internationaler Konflikte wie die UN-Vollversammlung. Wirklich nicht? Angesichts der Serie von Menschheitskatastrophen, die sich unter den Augen der Vereinten Nationen abspielen, fällt der Glaube manchmal doch recht schwer.

Auch Kennedy zeichnet das Portrait einer fehlbaren und oft von mächtigen nationalen Regierungen abhängigen Weltorganisation. Anders als etwa die Kritiker der UNO in den Vereinigten Staaten, die sie am liebsten abschaffen möchten, unterstreicht er jedoch die Unverzichtbarkeit einer Institution, die unsere Unterstützung verdient. Und wer weiß – vielleicht wird ja doch noch mehr daraus.

Lektüretipp von Henning Scherf:
Jörg Zink: Ich werde gerne alt
Kreuz Verlag, Stuttgart 2007
Francesc Torralba: "Die Kunst des Zuhörens"
Francesc Torralba: "Die Kunst des Zuhörens"© C.H. Beck Verlag
Eckhart Kleßmann:" Napoleon und die Deutschen"
Eckhart Kleßmann:" Napoleon und die Deutschen"© Rowohlt Berlin Verlag
Paul Kennedy: "Parlament der Menschheit"
Paul Kennedy: "Parlament der Menschheit"© C.H. Beck Verlag