Kurz und kritisch

In "Die Kissinger-Saga" hat Eva Kurz mit beiden Gebrüdern gesprochen. "Die Brücke von Istanbul" beinhaltet Reise-Erzählungen. "Der geheime Krieg" handelt von Verrat, Spionage und Staatsgeheimnissen.
kurz und kritisch - Buch Nr. 1

Evi Kurz: "Die Kissinger-Saga
Walter und Henry Kissinger - Zwei Brüder aus Fürth"
erschienen in der Edition TIME LINE FILM

Keine Interviews zum Privatleben - mit diesem kategorischen Satz hielt Henry Kissinger lebenslang Journalisten auf Distanz. Dabei gilt der frühere amerikanische Außenminister als gesellig, humorvoll und äußerst höflich. Hartnäckig überzeugt die Fernsehjournalistin Evi Kurz erst Walter Kissinger, den Bruder des Diplomaten, ihr Interviews zu geben. Dann gibt auch Henry Kissinger nach und spricht mit ihr - über Privates. Evi Kurz hat diese Geschichte verfilmt und jetzt ein Buch zu Kissinger Saga geschrieben.

Beide Brüder, Star-Diplomat der eine, Top-Manager der andere - reisen an die deutschen Kindheitsorte - aus Fürth wurden sie in den dreißiger Jahren als Juden vertrieben, in den USA haben sie Karriere gemacht. Die Kissinger Saga als Film - eine sicher bis heute bewegende deutsch-jüdisch-amerikanische Geschichte.
Das sentimentale Buch bleibt allerdings in journalistischer Selbstinszenierung und im "Making of" stecken Insider-Wissen, jenseits ihrer Story, gibt uns Evi Kurz nicht. Wahrscheinlich, weil sie es einfach nicht hat.


kurz und kritisch - Buch Nr. 2

Geert Mak: "Die Brücke von Istanbul
Eine Reise zwischen Orient und Okzident"
Pantheon Verlag. München 2007

Die Brücke von Istanbul – Reise-Erzählung, historisches Stadtbild, und Momentaufnahme. Ein Jahr lang hat Geert Mak die Stadt besucht.

Ihm geht es nicht um den Mythos Istanbuls, sondern um unbekannte Fakten, die er aus den Archiven der Stadt ans Licht holt, und um das Lebensgefühl einfacher Menschen. Er hat Istanbul von der Galata-Brücke aus betrachtet, die sich über den Bosporus spannt und beide Teile der Stadt verbindet. Die Brücke - eine Stadt in der Stadt. Die Menschen auf der Brücke leben ein bisschen wie auf einem Dorf. Ladenbesitzer und Kellner, Angler, und Passanten erzählen von ihrem Leben – und von ihren Hoffnungen. Das Leben auf der Brücke bietet ihnen alles, was der Mensch so braucht, sagt Geert Mak. Nur eines nicht : Natürlich will ich nach Europa - sagt einer auf der Brücke - das wollen wir alle - aber versuch mal, dorthin zu kommen!


kurz und kritisch - Buch Nr. 3

Eva Horn: "Der geheime Krieg -
Verrat, Spionage und moderne Fiktion"
Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2007

Wahre Macht beginnt, wo Geheimhaltung beginnt, sagt Hannah Arendt. Der Satz passt – in ein Buch über Verrat, Spionage und Staatsgeheimnisse. Geschrieben hat es Eva Horn, Kulturwissenschaftlerin an der Uni Basel. Eva Horn setzt nicht auf Rationales. Sie vertraut Fiktionen in Literatur und Film, um die verborgene Sphäre politischen Handelns zu erhellen.

Politische Aufklärung , politische Geheimnisse , oder ihre Lösung - all das interessiert sie nicht. Sie will verstehen, warum selbst moderne Demokratien ohne politische Geheimnisse nicht denkbar sind - und ohne Spionage und Verrat. Beginnend mit dem Ur-Typ der Verrats, der Geschichte von Judas und den dreißig Silberlingen, startet Eva Horn in ihrer Studie ein brillantes und fesselndes Experiment. Es läuft auf die Erkenntnis zu: alle Geschichten von Verrat sind am Ende unlesbar, und müssen das auch sein. Sie bewahren ihr eigenes Rätsel.
Cover Eva Horn: "Der geheime Krieg"
Cover Eva Horn: "Der geheime Krieg"© Fischer Taschenbuchverlag