Kurz und kritisch

In "Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?" geht es um die NS-Zeit. "Gott und die Krokodile" dreht sich um den Kongo. "Afrika vor dem großen Sprung" handelt vom schwarzen Kontinent.
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? Gert Schramms Leben in Deutschland Aufbau Verlag Berlin

Seine Mutter war Erfurterin und sein Vater ein amerikanischer Stahlarbeiter, der von seiner Firma zu einer Baustelle nach Thüringen entsandt worden war. Von ihm erhält Gert Schramm, 1928 geboren, die schwarze Hautfarbe. Nach 80 Lebensjahren hat er jetzt seine Geschichte aufgeschrieben.

Er arbeitete als Kfz-Mechaniker, Bergmann, Betriebsleiter von Fuhrparks und als Taxiunternehmer. Und er zog umher - aus der Ostzone über Frankreich nach Westdeutschland und zurück in die DDR nach Eberswalde. Doch einschneidend waren jene zwei Jahre seiner Jugendzeit, als ihn die Nationalsozialisten in Gefängnisse und das KZ Buchenwald sperrten.

In dieser Zeit kehrte sein Vater aus Liebe zu seiner Mutter aus den USA zurück, wollte sie heiraten, wurde verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Vermutlich verlor er dort sein Leben. Der Sohn überlebte, weil er früh gelernt hatte anzupacken, weil er kräftig genug war.

Nüchtern, geradezu sachlich schildert Gert Schramm, was er erlebt hat. Und der Leser muss sich immer wieder selbst daran erinnern, dass der Autor von schwarzer Hautfarbe ist. Nicht für ihn, für die anderen spielt das eine Rolle.


Gott und die Krokodile - Andrea Böhms Reise durch den Kongo
erschienen im Verlag Pantheon Frankfurt

Der Kongo, so scheint es, hat seine beste Zeit hinter sich. Und sie war schlimm genug. Seine Bewohner aber, das will uns Andrea Böhm auf ihrer Reise durch das riesige Land im Zentrum Afrikas zeigen, glauben an eine bessere Zukunft.

Mit viel Energie, Improvisation und Solidarität suchen sie zu überleben, verzweifeln nicht ob einer Lebenserwartung von 46 Jahren, ob des brüchigen Friedens, des Chaos oder der Armut. Für sie ist ihr Kongo weltpolitisch bedeutend: reich an blutiger Geschichte, Rohstoffen und Regenwald.

Sie reden mit der reisenden Journalistin über ihren Alltag, das marode Staatswesen, das Schicksal der Kindersoldaten und die Vergewaltigung von Frauen. Und schließen daraus, nicht an Aids und Malaria kranke die kongolesische Gesellschaft, sondern daran, dass jeder jeden zu betrügen bereit sei.

Dominic Johnson: Afrika vor dem großen Sprung
Verlag Klaus Wagenbach Berlin

Auch Dominic Johnson ist Journalist. Er schreibt seit 1990 über Afrika, unter anderem in seinem Blog "Kongo-Echo". Und er ist euphorisch und skeptisch zugleich. Der Kontinent verändere sich rasant, aber wohin, sei noch offen. Vor allem die städtische Jugend überwinde mit Hilfe des Mobilfunks den technologischen Rückstand. Die grenzenlose, digitale Kommunikation rufe ein Wir-Gefühl hervor.

Johnson beobachtet eine zweite Befreiung, diesmal von Krisen und Diktaturen nach der Kolonialzeit. Ein selbstbewusster Mittelstand besinne sich auf seine eigenen Kräfte – mal mit mal ohne staatliche Unterstützung. Vielleicht bereite er über seinen wirtschaftlichen Erfolg gar den Weg für eine demokratische Kultur vor.

Anderseits, so räumt Johnson ein, fehle häufig noch der nötige Gemeinsinn, beispielsweise die Bereitschaft, Steuern zu zahlen. Und vor allem könnten einige Länder noch tiefer sinken, ja zerbrechen – der Korruption, der Machtkämpfe und der

Dennoch hält Johnson fest, dass Afrika das Potential habe, eine wachsende Bevölkerung zu ernähren und sich von ausländischer Hilfe unabhängig zu machen. Es komme darauf an, dass der Kontinent sorgsam mit Land und Rohstoffen, aber auch mit Energie, Wasser, Bildung und Gesundheit umgehe.
Cover: "Andrea Böhm: Gott und die Krokodile"
Cover: "Andrea Böhm: Gott und die Krokodile"© Verlag Velbrück Wissenschaft
Cover: "Dominic Johnson: Afrika vor dem großen Sprung"
Cover: "Dominic Johnson: Afrika vor dem großen Sprung"© Verlag Klaus Wagenbach Berlin