Franz Josef Jung: Die letzten Tage der Teilung. Wie die deutsche Einheit gelang
Herder Verlag

Wenn Politiker autobiografische Bücher schreiben, wollen sie sich entweder für eine umstrittene Politik rechtfertigen - oder aber für die Nachwelt auch schriftlich festhalten, historisch auf der "richtigen" Seite gestanden zu haben.

Viele Leser mag verblüffen, wieso der CDU-Politiker Franz Josef Jung, ehemaliger Vereidigungs- und kurzzeitiger Bundesarbeitsminister nun ausgerechnet über "Die letzten Tage der Teilung" geschrieben hat. Jung knüpfte nicht nur Kontakte zu Reformern in der Ost-CDU, die am 18. September 1989 spät, aber immerhin einen Reform-Katalog vorlegten. Noch wichtiger dürfte sein, dass er im Auftrag Helmut Kohls in einer Art "geführter Demokratisierung" in Thüringen am 1. Februar 1990 das Modell eines einheitsfreundlichen Bündnisses -die "Allianz für Deutschland" - aus der Taufe hob. In der ersten und letzten freien Wahl in der DDR am 18. März 1990 erzielte sie prompt rund 60 Prozent der Stimmen.

Allerdings bewegt sich Jung gedanklich zu sehr entlang bekannter parteipolitischer Linien, um wirklich Spannung zu erzeugen. Am Ende war dem Vertreter der konservativen hessischen CDU offenbar doch wichtiger, Recht behalten zu haben. Einer der zentralen Sätze des Buches ist deshalb: "Jetzt zahlte sich aus, dass wir - oft als Reaktionäre verunglimpft - beharrlich am Ziel der deutschen Einheit festgehalten hatten."


Renate Faerber-Husemann: Der Querdenker. Erhard Eppler. Eine Biografie
Verlag J. H. W. Dietz

"Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben auch." Was Egon Bahr einmal recht ironisch über seinen Parteifreund Erhard Eppler formuliert hat, ist zwar nicht ganz falsch. Obwohl der inzwischen 83-jährige schwäbisch-protestantische Sozialdemokrat schon mit 47 Jahren aus Protest gegen gebrochene Hilfsversprechungen sein Amt als Entwicklungsminister unter Kanzler Helmut Schmidt niederlegte und danach als baden-württembergischer Landesvorsitzender seiner Partei relativ erfolglos blieb, hat er wegen seines nach wie vor großen Ansehens in der SPD keinen wirklichen Grund, sich vom Leben bestraft zu fühlen.

In 20 kenntnisreichen Kapiteln würdigt Renate Faerber-Husemann einen Politiker und politischen Analytiker, der seinen Kollegen und Parteifreunden bei der Beschreibung dringend notwendiger Kurskorrekturen meistens um einiges voraus war.

Als langjähriger Vorsitzender der Grundwertekommission seiner Partei hat Eppler den deutsch-deutschen Dialog entscheidend vorangebracht. Dass weder Helmut Schmidt noch später Oskar Lafontaine je auf die Mahnungen Erhard Epplers eingegangen sind, hat – wie die Autorin deutlich zeigt - der SPD mehr geschadet als ihrem "Querdenker".


Lawrence von Arabien: Genese eines Mythos
Verlag Philipp von Zabern

Wie lebendig der Mythos des Lawrence von Arabien ist, kann man in diesen Wochen in einer Ausstellung sehen, die noch bis zum 27. März im Landesmuseum Oldenburg gezeigt wird. Der Begleitband dieser Schau ist so gut gelungen, dass sich nicht nur für Lawrence-Fans die Lektüre lohnt. Hier wird weitaus mehr nachgezeichnet als nur die außergewöhnliche Lebensgeschichte eines außergewöhnlichen Briten. Die Materialsammlung weitet den Blick auf eine ganze Epoche, nicht zuletzt dokumentiert sie die Beziehungen zwischen Europa und dem Orient.

In gelungenen Essays erfahren wir eine Menge über die politischen und kulturellen Kontexte jener Zeit, in der sich Lawrence bewegte: der Schriftsteller, Fotograf, Ausgräber, der Revolutionär und Kriegsheld im Spiegel von Politik, Literatur und Archäologie. Die Foto-Auswahl beeindruckt, das Literaturverzeichnis regt an - dieses Buch ist eine Fundgrube.