Kurz und kritisch

Jens Malte Fischer schreibt mit "Gustav Mahler" eine Biografie über den Komponisten. "Das schönste Museum der Welt" dreht sich um das Folkwang Museum in Essen. In "Darf ich bitten" von Claudia Treibler geht es um die Kulturgeschichte des Tanzes.
Jens Malte Fischer: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute
Deutscher Taschenbuch Verlag

Apropos Mahler: Aus den vielen Publikationen der jüngeren Zeit sticht eine Biografie qualitativ eindeutig hervor, die abermals dringend zur Lektüre empfohlen sei. Als der Theaterwissenschaftler Jens Malte Fischer vor sieben Jahren im Zsolnay Verlag seine große Lebensbeschreibung Mahlers veröffentlichte, wurde diese zu Recht hoch gelobt. Man kann das, was Fischer auf rund 900 Seiten zusammen getragen hat, durchaus als die ultimative Mahler-Biografie bezeichnen - nicht nur, weil sie blendend geschrieben ist.

Das Buch präsentiert eine beeindruckende, filigran durchkomponierte Charakterstudie dieses schwierigen, schillernden Komponisten; es zeichnet seine Wirkungsgeschichte nach und entrollt zugleich das zeitgeschichtliche Panorama einer aufregenden Epoche. Jetzt gibt es eine Neuauflage, vom Autor auf den aktuellsten Stand gebracht und mit Anmerkungen zur Mahler-Interpretation, zur Literatur versehen, sowie einer Diskografie, einem Werkverzeichnis und -register. Einfach unentbehrlich.

Das schönste Museum der Welt
Lesebuch und Bilderbuch
Edition Folkwang im Steidl Verlag

Ob es nun wirklich "das schönste Museum der Welt" ist, mag der Besucher selbst entscheiden. Die Rede ist vom Folkwang Museum in Essen und seiner Sammlung, die von Karl Ernst Osthaus zusammengetragen wurde. Über Hagen nach Essen gelangte und nach 1933 von den Nationalsozialisten zerstört wurde.

Mit einem Kraftakt - anlässlich der Eröffnung des
Erweiterungsbaus - wurde diese Sammlung wieder rekonstruiert und dem staunenden Publikum präsentiert. Jeder kann sich die - heute in der ganzen Welt verstreuten Kunstwerke - ansehen und ein Bild davon machen, ob dieser Ausspruch, den der Präsident des amerikanischen Museumsverbandes Professor Sachs bei einem Besuch 1932 machte, auch nach so vielen Jahrzehnten noch Bestand hat.

Und wer den Weg nach Essen ins neue Folkwang Museum bis zum Sommer nicht schafft, der ist gut informiert mit dem "Lesebuch" und dem "Bilderbuch" über die wechselvolle Geschichte, sowohl der Sammlung, als auch des Museums. Zwei anregende Bücher, mit denen auch eine Tradition wiederbelebt wird: die Edition Folkwang.

Claudia Treibler: Darf ich bitten. Von rauschenden Bällen, heißen Rhythmen und nimmermüden Füßen
Verlag Elisabeth Sandmann

"Ein Mensch, der nicht tanzt, taugt zu nichts" - nein, das stammt nicht von Astaire, sondern von Molière. Aber Fred Astaire, die Inkarnation des leidenschaftlichen Tänzers, hätte es genauso gut sagen können. Er darf natürlich nicht fehlen in einer Kulturgeschichte des Tanzes. Sie beginnt in grauer Vorzeit, als der Mensch lernte, seinen Körper in rhythmische Bewegungen und damit in natürliche Harmonie, sogar in Rausch zu versetzen.

Die Kunsthistorikerin Claudia Treibler erzählt diese Geschichte von der Antike bis heute: Sie handelt von Reigen und Volta, von Polka, Swing und Rock’n’Roll, von Tango und Rumba … Ein buntes, liebevoll illustriertes Buch über die gesellschaftliche, physische und psychische Funktion des Tanzes und seiner Rituale, über Bälle, Revuen und große Stars wie Josephine Baker, Rudolph Valentino, John Travolta.

Dass Paartanz wieder en vogue ist, erklärt die Autorin auch mit der Sehnsucht nach der verlorenen gesellschaftlichen Form, man findet über den Tanz gewissermaßen zurück zur Etikette. Also: "Let’s face the music and dance" - das ist natürlich nicht von Molière, sondern von Astaire …
Cover: "Jens Malte Fischer: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute"
Cover: "Jens Malte Fischer: Gustav Mahler. Der fremde Vertraute"© Deutscher Taschenbuch Verlag
Cover: "Claudia Treibler: Darf ich bitten"
Cover: "Claudia Treibler: Darf ich bitten"© Verlag Elisabeth Sandmann