Kurz und kritisch

In „Faktor Fünf“ geht es um eine mögliche Reduzierung der Umweltbelastungen. „Wir Abnicker“ dreht sich um die Arbeit eines Parlamentariers im Bundestag. „Flaggenlexikon“ ist ein Nachschlagwerk für die Fahnen dieser Welt.
Ernst Ulrich von Weizsäcker, Karlson Hargroves, Michael Smith
Faktor Fünf – Die Formel für nachhaltiges Wachstum

Verlag Droemer

Der nächste Wachstumszyklus müsse grün sein. Und ohne eine grüne technologische Revolution sei die Rezession in den Industrieländern nicht zu überwinden, prophezeit der Biologe und Umweltpolitiker Ernst Ulrich von Weizsäcker.

Er setzt auf den Faktor Fünf. So stark ließen sich Umweltbelastungen reduzieren. Und belegt dies durch fünf Branchenstudien von australischen Kollegen. So hatte von Weizsäcker es bereits 1997 in seinem Buch „Faktor vier“ dargelegt. Doch all die guten Vorschläge würden nicht weiter helfen, solange die Marktpreise nicht die ökologische Wahrheit ausdrücken.

Drei Schritte schlägt von Weizsäcker vor. Jeder Erdenbürger dürfe nur eine bestimmte Menge an Schadstoffen verursachen. Folglich müsse der Norden dem Süden Emissionsrechte innerhalb eines weltweiten Handelssystems abkaufen.

Gleichzeitig soll national eine ökologische Steuer den Ressourcenverbrauch allmählich verteuern – in dem Maße, wie ihn der technische Fortschritt effizienter macht. Die Einnahmen werden wieder ausgeschüttet, um andere Steuern zu senken.

Es gehe nicht darum den Wohlstand, sondern dessen Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern.


Marco Bülow: Wir Abnicker. Über Macht und Ohmacht der Volksvertreter
Econ Verlag

Es gibt Bücher, die einen ratlos machen, weil man nicht weiß, warum sie eigentlich geschrieben wurden. Ein Beispiel dafür ist „Wir Abnicker“ des SPD-Bundestagsabgeordneten Marco Bülow. Der Dortmunder beschreibt seinen Frust, als Volksvertreter seit 2002 nicht so viel Einfluss auf Gesetze zu haben, wie er gerne hätte.

Nun ist diese Klage nicht neu. Kurios sind aber zwei Punkte: Erstens ist Bülow gerade 39 Jahre alt – er hat also einen Großteil seiner politischen Karriere und die Option auf mehr Einfluss noch vor sich. Zweitens kommt das Nörgeln an der parlamentarischen Demokratie meist von außen. Bülow kritisiert aber als Abgeordneter die Arbeit des Parlaments, die er letztlich als großes „Nichtfunktionieren“ beschreibt.

Sicherlich stimmen viele seiner Beobachtungen: Wie groß der Einfluss der Wirtschaft ist, wie viele Seiten bei Entscheidungen mitreden, vom Fraktionschef bis zum Lobbyisten. Aber was sagt uns ein Satz wie „In Deutschland regieren schon lange nicht mehr die Spitzen der Fraktionen“? Hatten wir nicht ohnehin Regierungen, die diesen Job übernehmen sollten? Es ist geradezu grotesk, dass ein Abgeordneter beklagt, etwa beim Umweltgesetzbuch hätte ein Antrag aus dem Parlament ein sinnvolleres Ergebnis erbracht als das Taktieren der Regierung.

Warum haben Bülow und seine Kollegen dann nicht die Initiative ergriffen? Das Europäische Parlament hat mit seinem überraschenden „Nein“ zum Datentausch-Abkommen mit den USA doch gerade bewiesen, dass Volksvertreter sehr wohl Einfluss ausüben können – wenn sie es denn wollen.

Ohnehin ist es ein Irrglaube, verschlungene Entscheidungsprozesse gebe es nur in der Politik. Sie existieren in fast jedem Lebensbereich und jeder Organisation, in der viele Menschen arbeiten und die nicht straff hierarchisch aufgebaut ist. Über mangelnde Kontrolle klagen nicht nur Abgeordnete, sondern auch Bundeskanzler und Chefs von großen Unternehmen.

Letztlich wirkt „Wir Abnicker“ deshalb wie ein frustriertes Manifest eines frustrierten Hinterbänklers im Bundestag. Als erhellende Zustandsbeschreibung unserer Demokratie taugt das Buch nicht.


Ralf Stelter: Flaggenlexikon
Fischer Taschenbuch Verlag

Bei Rendsburg sitzen sie unter einer Eisenbahnbrücke am Nord-Ostsee-Kanal und trinken Kaffee. Auf der am dichtesten befahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt beobachten sie die Frachter, Tanker und die weißen Traumschiffe .Und schauen auf die Flaggen. Und rätseln, was die sagen wollen. Damit ist es jetzt vorbei – ein Flaggenlexikon ist erschienen, handlich im Taschenformat, das alle Fragen beantwortet. Mehr als 300 Flaggen sind im korrekten Seitenverhältnis Länge zu Breite dargestellt und oft mit einer Geschichte verbunden und erläutert.

Hätten Sie gewusst, dass die rote albanische Flagge mit dem schwarzen Doppeladler auf den Nationalhelden Iskander Beg verweist, der unter einem Doppeladler gegen die Osmanen kämpfte? Das liegt 600 Jahre zurück. Oder dass in der kubanischen Flagge die weißen Streifen für die Reinheit der Revolution stehen, und das rote Dreieck für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit? Welch ein Zynismus! Oder die Flagge von Lesotho – sie ist die dritte Variante seit der Unabhängigkeit 1966.

Die ersten beiden Flaggen zeigten in schöner Allgemeingültigkeit die Symbole der gerade herrschenden Partei, die jeweils den Staat als ihr Eigentum ansah. Das aktuelle Nationalzeichen ist ein Kompromiss aus den beiden Vorgängerinnen, was zeigt, dass die Eigentumsverhältnisse geklärt sind. Nie wieder sitzt man unter der Eisenbahnbrücke von Rendsburg und weiß nicht, wen man vor sich hat. Jetzt gibt es das picknickkorbtaugliche Nachschlagwerk für die Flaggen dieser Welt.


Wolfgang Kubicki, FDP-Fraktionschef in Schleswig-Holstein, empfiehlt:
Tom Sharpe: „Mohrenwäsche“, Goldmann Verlag
Cover: "von Weizsäcker, Hargroves, Smith: Faktor Fünf"
Cover: „von Weizsäcker, Hargroves, Smith: Faktor Fünf“© Verlag Droemer
Cover: "Marco Bülow: Wir Abnicker"
Cover: „Marco Bülow: Wir Abnicker“© Econ Verlag
Cover: "Ralf Stelter: Flaggenlexikon"
Cover: „Ralf Stelter: Flaggenlexikon“© Fischer Taschenbuch Verlag