Kurz und kritisch

Das Buch "Schiller - Goethe" beinhaltet Briefwechsel der beiden Dichterfürsten. "Diskurs über die Ungleichheit" dreht sich um Gerechtigkeit in der Gesellschaft. "Caravaggio" befasst sich mit dem Maler.
Schiller - Goethe. Der Briefwechsel
herausgegeben und kommentiert von Norbert Oellers, Reclam Verlag.

Goethe selbst war es, der den Briefwechsel mit seinem Freund Schiller nach dessen Tod veröffentlichte. In der Widmung der Erstausgabe 1828/29 bezeichnete er die Texte als den ‚größten Schatz, den ich vielleicht besitze’. Für Fans unserer beiden Dichterfürsten sind diese Briefe längst Kult, offenbaren sie doch ein so umfassendes wie intimes Bild der Weltsicht der Weimarer Klassiker.

Nun, im Schiller-Jubeljahr, gibt es eine interessante neue Ausgabe in zwei Bänden, die den gesamten Textbestand enthält. Und diesen nicht in modernisierter, sondern in originaler Form, die Varianten erscheinen direkt im Text und nicht erst im Anhang.

Der liefert alles andere, was man zu Personen und Werken wissen muss. Äußerst praktisch das Ganze. Der Literaturwissenschaftler Norbert Oellers, der übrigens auch Herausgeber der Schiller-Nationalausgabe ist, hat die ebenso schöne wie handliche Ausgabe konzipiert.

Wieder einmal gibt man Goethe recht, der versprach dem Leser geistreiche Anregung durch diese Lektüre. Und überhaupt - Briefe – welch wunderbares Mittel der Kommunikation … Rundum gelungen.


Norbert Bolz: Diskurs über die Ungleichheit
Wilhelm Fink Verlag

"Jeder muss die gleichen Chancen haben, ungleich zu werden!" Ein Kampfruf? Auch - viel mehr aber noch eine Aufklärungsschrift. Darin spricht Norbert Bolz ungeliebte Wahrheiten aus: Dass es unter Menschen keine Gleichheit geben kann und auch nicht geben darf, weil sie als Handlungsmaxime totalitäre Folgen zeitigt.

In der nicht mehr blutigen, sondern bloß noch teuren Watteverpackung "sozialer Gerechtigkeit" - Gerechtigkeit als Verteilungsgleichheit - sorgt das Ideologem für die Blüte des paternalistischen Staates. Teuer, ineffizient und freiheitsbeschränkend wuchert der so lange vor sich hin, bis er jede Abweichung inclusive Geschlechterunterschied erledigt hat.

Freiheitsliebende Geister sollten sich deshalb nichtallegorische Forderungen nach Gleichheit verkneifen – außer vielleicht der einen: Lektüregleichheit für alle! Wenn nämlich jeder dieses fulminante Buch läse, würde die anschließende Debatte zeigen, dass Bolz’ Thesen überall anders ankommen. Wenn das kein Beweis ist …


Sibylle Ebert-Schifferer: Caravaggio. Sehen-Staunen-Glauben
Verlag C. H. Beck

Sibylle Ebert-Schifferer ist Wahlitalienerin. Ihr erster Rom-Besuch mit 16 war prägend. Heute lebt und arbeitet sie dort, an der Bibliotheca Hertziana. Wenn sie sich jetzt Rom um 1600 zuwendet und dem Maler Caravaggio, finden wir mehr als nur Bekanntes schön versammelt. Es ist Zeit, sagt sie, den Maler von Vorurteilen zu befreien, die ihn und sein Werk verdecken.

Ein zwielichtiger Ruf haftete Caravaggio an - verbreitet von seinen Neidern. Gerüchte. Er male Dirnen und Gauner - keine gottesfürchtige Kunst. So gründlich wie elegant entdeckt die Autorin uns den Menschen und Maler Caravaggio hinter den Irrtümern seiner Zeit. Ihre Texte: völlig unangestrengt.

Großzügig gestaltet, und trotz der teils düsteren Sujets des Malers so licht wie ein offener Raum, lädt uns der Band ein, zu verweilen und einzutauchen in eine versunkene Welt. Erkenntnisfreude garantiert - ein Glücksgriff.
Cover: "Schiller - Goethe"
Cover: "Schiller - Goethe"© Reclam-Verlag
Cover: "Norbert Bolz: Diskurs über die Ungleichheit"
Cover: "Norbert Bolz: Diskurs über die Ungleichheit"© Wilhelm Fink Verlag
Cover: "Sibylle Ebert-Schifferer: Caravaggio"
Cover: "Sibylle Ebert-Schifferer: Caravaggio"© Verlag C. H. Beck