Kurz und Kritisch
Ferdinando Galiani bringt das Wesen der Marktwirtschaft auf den Punkt. Matthias Stolz verrät Unbekanntes über Deutschland. Und Andreas Eschbach hat einen Thriller über Computer-Wahlfälschungen veröffentlicht.
Ferdinando Galiani: Nachrichten vom Vesuv - Briefe, Blitze, Lästereien, Galiani Verlag
Er bezeichnete Steuern als "rheumatische Schmerzen der Staaten” und meinte: "Man muss die Menschen gut studiert haben, bevor man sich anmaßt, sie zu regieren." Dennoch war der neapolitanische Diplomat Ferdinando Galiani kein Parteigänger der sich anbahnenden Französischen Revolution. Gestorben 1787, erlebte er nicht mehr, was die Jakobiner aus der Freiheitsphilosophie der Enzyklopädisten machten, der auch er selbst anhing. Jetzt ehrt ihn ein literarisches Imprint mit Namen "Galiani Verlag” und bringt eine Auswahl seiner Texte heraus. Sie enthält leider ein bisschen zu viel Korrespondenz des galanten Briefeschreibers und zu wenig politische Publizistik. Dennoch ein lobenswertes Unterfangen, gehört Galiani doch zu den Vätern der Volkswirtschaftstheorie. Das Wesen des Marktes hat er in nur sechs Wörtern auf den Punkt gebracht: "Wo Gleichheit ist, ist kein Gewinn." Darüber nachdenken, ihr neu gewählten Parlamentarier!
Matthias Stolz: Deutschlandkarte - 101 unbekannte Wahrheiten, Knaur Verlag
Deutschlands Geografie kennen wir. Aber wie fänden wir eine Karte, auf der verschiedenste statistische Daten mit lustvoller Kreativität verzeichnet sind? "So haben Sie Deutschland noch nie gesehen", verspricht der Verlag, und das stimmt. Zwar hätte man sich denken können, dass eine Liste der häufigsten Google-Suchworte in Berlin "Kultur und Faulheit" verzeichnet, in München dagegen "Profit und Sport". Aber im Bistum Osnabrück: "Liebe, Freiheit, Sex"? Und wer würde vermuten, dass beim Büchereibesuch ausgerechnet Wolfenbüttel – Wallfahrtsort aller Bibliothekare – weit abgeschlagen auf einem der letzten Plätze landet? Verblüffend auch eine Karte, in der per Hand deutsche Großstädte eingetragen werden sollten: Berlin wird von der Mehrheit viel zu weit westlich angesiedelt, das sächsische Dresden von den Westdeutschen sogar bis nach Thüringen verschoben. Ein herrlicher Spaß, dieses Buch – und lehrreich. Finden wir gut.
Andreas Eschbach: Ein König für Deutschland, Lübbe Verlag
Es gibt Menschen, die lesen keine Thriller, weil das Belletristik und damit Zeitverschwendung sei. Dabei sind gute Polit- und Wissenschaftsreißer häufig getarnte Sachbücher - und enthalten bisweilen sogar informationssatte Fußnoten, wie der neue Roman von Andreas Eschbach. Er etabliert ein Wahlfälschungs-Szenario, an dessen Ende die Krönung eines neuen Monarchen steht. Trickreich und spannend geschrieben, ist das Buch inhaltlich ein flammender Appell gegen die Verwendung von Wahlcomputern. Deutschlands profiliertester Thrillerschreiber weiß, wovon er redet: Er war lange Jahre selbst Software-Unternehmer. Und er kann die Materie glänzend vermitteln. Am Ende hat man einen guten Unterhaltungsroman gelesen und tiefe Einblicke in die Manipulierbarkeit elektronischer Vorgänge gewonnen. Deutschland darf am Ende übrigens Republik bleiben: Der unwiderlegbar gewählte König tritt nämlich aus höherer Einsicht zurück.
Er bezeichnete Steuern als "rheumatische Schmerzen der Staaten” und meinte: "Man muss die Menschen gut studiert haben, bevor man sich anmaßt, sie zu regieren." Dennoch war der neapolitanische Diplomat Ferdinando Galiani kein Parteigänger der sich anbahnenden Französischen Revolution. Gestorben 1787, erlebte er nicht mehr, was die Jakobiner aus der Freiheitsphilosophie der Enzyklopädisten machten, der auch er selbst anhing. Jetzt ehrt ihn ein literarisches Imprint mit Namen "Galiani Verlag” und bringt eine Auswahl seiner Texte heraus. Sie enthält leider ein bisschen zu viel Korrespondenz des galanten Briefeschreibers und zu wenig politische Publizistik. Dennoch ein lobenswertes Unterfangen, gehört Galiani doch zu den Vätern der Volkswirtschaftstheorie. Das Wesen des Marktes hat er in nur sechs Wörtern auf den Punkt gebracht: "Wo Gleichheit ist, ist kein Gewinn." Darüber nachdenken, ihr neu gewählten Parlamentarier!
Matthias Stolz: Deutschlandkarte - 101 unbekannte Wahrheiten, Knaur Verlag
Deutschlands Geografie kennen wir. Aber wie fänden wir eine Karte, auf der verschiedenste statistische Daten mit lustvoller Kreativität verzeichnet sind? "So haben Sie Deutschland noch nie gesehen", verspricht der Verlag, und das stimmt. Zwar hätte man sich denken können, dass eine Liste der häufigsten Google-Suchworte in Berlin "Kultur und Faulheit" verzeichnet, in München dagegen "Profit und Sport". Aber im Bistum Osnabrück: "Liebe, Freiheit, Sex"? Und wer würde vermuten, dass beim Büchereibesuch ausgerechnet Wolfenbüttel – Wallfahrtsort aller Bibliothekare – weit abgeschlagen auf einem der letzten Plätze landet? Verblüffend auch eine Karte, in der per Hand deutsche Großstädte eingetragen werden sollten: Berlin wird von der Mehrheit viel zu weit westlich angesiedelt, das sächsische Dresden von den Westdeutschen sogar bis nach Thüringen verschoben. Ein herrlicher Spaß, dieses Buch – und lehrreich. Finden wir gut.
Andreas Eschbach: Ein König für Deutschland, Lübbe Verlag
Es gibt Menschen, die lesen keine Thriller, weil das Belletristik und damit Zeitverschwendung sei. Dabei sind gute Polit- und Wissenschaftsreißer häufig getarnte Sachbücher - und enthalten bisweilen sogar informationssatte Fußnoten, wie der neue Roman von Andreas Eschbach. Er etabliert ein Wahlfälschungs-Szenario, an dessen Ende die Krönung eines neuen Monarchen steht. Trickreich und spannend geschrieben, ist das Buch inhaltlich ein flammender Appell gegen die Verwendung von Wahlcomputern. Deutschlands profiliertester Thrillerschreiber weiß, wovon er redet: Er war lange Jahre selbst Software-Unternehmer. Und er kann die Materie glänzend vermitteln. Am Ende hat man einen guten Unterhaltungsroman gelesen und tiefe Einblicke in die Manipulierbarkeit elektronischer Vorgänge gewonnen. Deutschland darf am Ende übrigens Republik bleiben: Der unwiderlegbar gewählte König tritt nämlich aus höherer Einsicht zurück.