Kurz und kritisch
Armin Fuhrer liefert in "Von Diktatur keine Spur?" Mythen und Fakten über die DDR. Bernd Stöver befasst sich in "Zuflucht DDR" mit Menschen, die aus der BRD in die DDR gingen. Und Hans-Herrmann Hertle und Maria Nooke zeichnen in "Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961 bis 1989" Opfer-Biografien nach.
Armin Fuhrer: Von Diktatur keine Spur? Mythen und Fakten über die DDR
Olzog Verlag
"Mythen und Fakten über die DDR" hat Armin Fuhrer zusammengetragen, das verspricht der Titel seines dünnen Buches. Auf rund 150 Seiten beschreibt er einen Staat, der sich zwar friedliebend und antifaschistisch nennt, aber mit Wehrübungen schon Kinder für eine militarisierte Gesellschaft drillt. Fuhrer schreibt über die Todesstrafe, über verschwiegene Umweltverschmutzung und über eine Bildungspolitik, die manchen heute wieder als vorbildlich erscheint. In Wahrheit aber, so Fuhrer, wurden beispielsweise Studienplätze nach ideologischen Kriterien vergeben. Wichtiger als die fachliche Eignung sei eine "politisch-moralische Reife" gewesen, eine "Verbundenheit mit der Deutschen Demokratischen Republik". Beispiel für Beispiel zerlegt Fuhrer die allzu schönen Erinnerungen an die DDR. Schade nur, dass ihm der Tonfall stellenweise etwas missionarisch gerät. So wird er nur den gewinnen, der ohnehin längst seiner Meinung ist.
Bernd Stöver: Zuflucht DDR. Spione und andere Übersiedler
Verlag C. H. Beck
"Dann geh doch nach drüben!" Mit diesem Satz wurde im satten Westen schnell abgekanzelt, wer sich zur Bundesrepublik kritisch und zur DDR freundlich äußerte. Was für die meisten ein böser Ausspruch war, das haben andere in die Tat umgesetzt: Mehr als eine halbe Million Menschen sind aus der Bundesrepublik in die DDR übergesiedelt, die meisten von ihnen ein den späten 50er-Jahren. In seinem Buch "Zuflucht DDR" untersucht Bernd Stöver die Motive der Einwanderer, und bildet neun mehr oder minder prominente Biografien ab. Stöver zitiert unter anderem deutsche und amerikanische Geheimdienst-Papiere, listet zahlreiche Fakten und Statistiken auf – und liefert trotz aller Zahlen ein leicht lesbares Buch zu einem wenig beleuchteten deutsch-deutschen Thema.
Hans-Herrmann Hertle und Maria Nooke: Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961 bis 1989. Ein biografisches Handbuch
Christoph Links Verlag
Wer nicht vom Westen in den Osten übersiedelte, sondern aus der DDR in die Bundesrepublik floh, tat das unter Lebensgefahr. Mindestens 136 Menschen sind an der Berliner Mauer erschossen worden, sind dort verunglückt, oder haben sich angesichts ihres gescheiterten Fluchtversuchs das Leben genommen. Auf diese Zahl kommen Historiker des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam in einem neuen Band über die Mauertoten. Beeindruckender als die blanken Zahlen aber sind die Biografien, die die Forscher gesammelt haben. Da ist der 60-Jährige, der zwischen den heutigen Berliner Bezirken Friedrichshain und Kreuzberg durch die Spree schwimmen will und nach einem Kopfdurchschuss im Wasser versinkt. Oder der 31-Jährige, der bewegungsunfähig im Stacheldraht fest hängt und nach einem Gespräch mit den Grenzern erschossen wird: aus 15 Metern Entfernung. Leben und Sterben eines jeden Opfers, knapp und sachlich geschildert. Ein wissenschaftliches Mahnmal.
Olzog Verlag
"Mythen und Fakten über die DDR" hat Armin Fuhrer zusammengetragen, das verspricht der Titel seines dünnen Buches. Auf rund 150 Seiten beschreibt er einen Staat, der sich zwar friedliebend und antifaschistisch nennt, aber mit Wehrübungen schon Kinder für eine militarisierte Gesellschaft drillt. Fuhrer schreibt über die Todesstrafe, über verschwiegene Umweltverschmutzung und über eine Bildungspolitik, die manchen heute wieder als vorbildlich erscheint. In Wahrheit aber, so Fuhrer, wurden beispielsweise Studienplätze nach ideologischen Kriterien vergeben. Wichtiger als die fachliche Eignung sei eine "politisch-moralische Reife" gewesen, eine "Verbundenheit mit der Deutschen Demokratischen Republik". Beispiel für Beispiel zerlegt Fuhrer die allzu schönen Erinnerungen an die DDR. Schade nur, dass ihm der Tonfall stellenweise etwas missionarisch gerät. So wird er nur den gewinnen, der ohnehin längst seiner Meinung ist.
Bernd Stöver: Zuflucht DDR. Spione und andere Übersiedler
Verlag C. H. Beck
"Dann geh doch nach drüben!" Mit diesem Satz wurde im satten Westen schnell abgekanzelt, wer sich zur Bundesrepublik kritisch und zur DDR freundlich äußerte. Was für die meisten ein böser Ausspruch war, das haben andere in die Tat umgesetzt: Mehr als eine halbe Million Menschen sind aus der Bundesrepublik in die DDR übergesiedelt, die meisten von ihnen ein den späten 50er-Jahren. In seinem Buch "Zuflucht DDR" untersucht Bernd Stöver die Motive der Einwanderer, und bildet neun mehr oder minder prominente Biografien ab. Stöver zitiert unter anderem deutsche und amerikanische Geheimdienst-Papiere, listet zahlreiche Fakten und Statistiken auf – und liefert trotz aller Zahlen ein leicht lesbares Buch zu einem wenig beleuchteten deutsch-deutschen Thema.
Hans-Herrmann Hertle und Maria Nooke: Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961 bis 1989. Ein biografisches Handbuch
Christoph Links Verlag
Wer nicht vom Westen in den Osten übersiedelte, sondern aus der DDR in die Bundesrepublik floh, tat das unter Lebensgefahr. Mindestens 136 Menschen sind an der Berliner Mauer erschossen worden, sind dort verunglückt, oder haben sich angesichts ihres gescheiterten Fluchtversuchs das Leben genommen. Auf diese Zahl kommen Historiker des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam in einem neuen Band über die Mauertoten. Beeindruckender als die blanken Zahlen aber sind die Biografien, die die Forscher gesammelt haben. Da ist der 60-Jährige, der zwischen den heutigen Berliner Bezirken Friedrichshain und Kreuzberg durch die Spree schwimmen will und nach einem Kopfdurchschuss im Wasser versinkt. Oder der 31-Jährige, der bewegungsunfähig im Stacheldraht fest hängt und nach einem Gespräch mit den Grenzern erschossen wird: aus 15 Metern Entfernung. Leben und Sterben eines jeden Opfers, knapp und sachlich geschildert. Ein wissenschaftliches Mahnmal.

Armin Fuhrer: "Von Diktatur keine Spur?"© Olzog Verlag

Bernd Stöver: "Zuflucht DDR"© Verlag C. H. Beck

Hans-Herrmann Hertle, Maria Nooke: "Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961 bis 1989"© Christoph Links Verlag