Kurz und kritisch
Hans-Martin Tillack zeigt in "Die korrupte Republik" die Verquickungen zwischen Politik, Wirtschaft und Behörden. Thomas Leif beschäftigt sich in "Angepasst und ausgebrannt" mit dem Führungs-Nachwuchs der Parteien. Und Raul Zelik stellt in "Die kolumbianischen Paramilitärs" deren Geschichte und Entwicklung dar.
Hans-Martin Tillack: Die korrupte Republik. Über die einträgliche Kungelei von Politik, Bürokratie und Wirtschaft
Hoffmann und Campe Verlag
Wussten Sie, dass eine Brauerei das alljährliche Sommerfest des Bundespräsidenten sponsert? Diese und viele andere merkwürdige Verbindungen zwischen Politik, Wirtschaft und Behörden listet "Stern"-Reporter Hans-Martin Tillack auf 280 Seiten auf. Und neben Sponsoring geht es dabei auch um knallharte Korruption. Wobei dieser Begriff rechtlich schillernd ist, denn hierzulande ist Vieles legal, was im benachbarten Ausland als Korruption verfolgt werden würde. Doch die deutsche Politik habe kein Interesse daran, die laschen Anti-Korruptionsgesetze zu verschärfen, konstatiert der Autor. Und so läuft die Deutschland AG wie geschmiert, wobei der volkswirtschaftliche Schaden durch Korruption allerdings in die Milliarden geht. In unaufgeregtem Ton trägt Tillack Geschichten mit Geschmäckle wie auch handfeste Skandale zusammen. Manches kennt man schon aus der Presse, doch die Gesamtschau wirkt ernüchternd.
Thomas Leif: Angepasst und ausgebrannt – Die Parteien in der Nachwuchsfalle
T. C. Bertelsmann Verlag
Könnte Willy Brandt heutzutage ein politisches Spitzenamt erlangen? Nein, meint der Journalist Thomas Leif. In den Parteien von heute machen nach seinen Beobachtungen andere Typen Karriere: angepasste, gut vernetzte, stromlinienförmige. Und das sei eine Gefahr für die Demokratie, denn die Art, wie die Parteien ihren Führungs-Nachwuchs rekrutierten, fördere Inzucht und verhindere Qualität. Die Folgen: Immer die gleichen alten Funktionäre an den Parteispitzen machen immer die gleiche Politik, die Parteibasis ist bloß zum Abnicken der Beschlüsse von oben da, viele Ämter können nur noch drittklassig besetzt werden. Kein Wunder, dass den Volksparteien die Mitglieder weglaufen – und die Wähler, meint Leif. Sein Therapievorschlag gegen die Verknöcherung der Parteien: Eine Jugendquote analog zur Frauenquote muss her. Und die Parteien sollten sich dem Dialog mit den Bürgern öffnen, etwa über das Internet.
Raul Zelik: Die kolumbianischen Paramilitärs
Westfälisches Dampfboot
Kolumbiens ultrarechte Paramilitärs sind für viele Massaker an der Zivilbevölkerung verantwortlich, tief in den Drogenhandel verstrickt und haben die demokratischen Institutionen korrumpiert. Raul Zeliks Buch "Die kolumbianischen Paramilitärs" stellt ihre Geschichte und ihre Entwicklung bis heute dar. Vor allem aber weist der Autor nach, dass Kolumbiens Militär und Teile des Staatsapparates erhebliche Mitschuld am Erstarken der Paramilitärs tragen, auch wenn dies stets geleugnet wird. Zelik belegt, dass die Funktion der ultrarechten Kampfgruppen weit über die Guerillabekämpfung hinaus geht: Es ist auch ihre Aufgabe, Kleinbauern zu vertreiben, um den wirtschaftlich Mächtigen neue Investitionsmöglichkeiten zu eröffnen oder die Gewerkschaften zu schwächen. Somit schwächen sie nicht, wie gewöhnlich behauptet wird, den bestehenden Staat, sondern stärken ihn. Das Buch liefert zudem interessante Diskussionsansätze über die Rolle illegaler Truppen in sogenannten "scheiternden Staaten".
Hoffmann und Campe Verlag
Wussten Sie, dass eine Brauerei das alljährliche Sommerfest des Bundespräsidenten sponsert? Diese und viele andere merkwürdige Verbindungen zwischen Politik, Wirtschaft und Behörden listet "Stern"-Reporter Hans-Martin Tillack auf 280 Seiten auf. Und neben Sponsoring geht es dabei auch um knallharte Korruption. Wobei dieser Begriff rechtlich schillernd ist, denn hierzulande ist Vieles legal, was im benachbarten Ausland als Korruption verfolgt werden würde. Doch die deutsche Politik habe kein Interesse daran, die laschen Anti-Korruptionsgesetze zu verschärfen, konstatiert der Autor. Und so läuft die Deutschland AG wie geschmiert, wobei der volkswirtschaftliche Schaden durch Korruption allerdings in die Milliarden geht. In unaufgeregtem Ton trägt Tillack Geschichten mit Geschmäckle wie auch handfeste Skandale zusammen. Manches kennt man schon aus der Presse, doch die Gesamtschau wirkt ernüchternd.
Thomas Leif: Angepasst und ausgebrannt – Die Parteien in der Nachwuchsfalle
T. C. Bertelsmann Verlag
Könnte Willy Brandt heutzutage ein politisches Spitzenamt erlangen? Nein, meint der Journalist Thomas Leif. In den Parteien von heute machen nach seinen Beobachtungen andere Typen Karriere: angepasste, gut vernetzte, stromlinienförmige. Und das sei eine Gefahr für die Demokratie, denn die Art, wie die Parteien ihren Führungs-Nachwuchs rekrutierten, fördere Inzucht und verhindere Qualität. Die Folgen: Immer die gleichen alten Funktionäre an den Parteispitzen machen immer die gleiche Politik, die Parteibasis ist bloß zum Abnicken der Beschlüsse von oben da, viele Ämter können nur noch drittklassig besetzt werden. Kein Wunder, dass den Volksparteien die Mitglieder weglaufen – und die Wähler, meint Leif. Sein Therapievorschlag gegen die Verknöcherung der Parteien: Eine Jugendquote analog zur Frauenquote muss her. Und die Parteien sollten sich dem Dialog mit den Bürgern öffnen, etwa über das Internet.
Raul Zelik: Die kolumbianischen Paramilitärs
Westfälisches Dampfboot
Kolumbiens ultrarechte Paramilitärs sind für viele Massaker an der Zivilbevölkerung verantwortlich, tief in den Drogenhandel verstrickt und haben die demokratischen Institutionen korrumpiert. Raul Zeliks Buch "Die kolumbianischen Paramilitärs" stellt ihre Geschichte und ihre Entwicklung bis heute dar. Vor allem aber weist der Autor nach, dass Kolumbiens Militär und Teile des Staatsapparates erhebliche Mitschuld am Erstarken der Paramilitärs tragen, auch wenn dies stets geleugnet wird. Zelik belegt, dass die Funktion der ultrarechten Kampfgruppen weit über die Guerillabekämpfung hinaus geht: Es ist auch ihre Aufgabe, Kleinbauern zu vertreiben, um den wirtschaftlich Mächtigen neue Investitionsmöglichkeiten zu eröffnen oder die Gewerkschaften zu schwächen. Somit schwächen sie nicht, wie gewöhnlich behauptet wird, den bestehenden Staat, sondern stärken ihn. Das Buch liefert zudem interessante Diskussionsansätze über die Rolle illegaler Truppen in sogenannten "scheiternden Staaten".

Hans-Martin Tillack: "Die korrupte Republik. Über die einträgliche Kungelei von Politik, Bürokratie und Wirtschaft"© Hoffmann und Campe Verlag

Thomas Leif: „Angepasst und ausgebrannt – Die Parteien in der Nachwuchsfalle“© T. C. Bertelsmann Verlag

Raul Zelik: „Die kolumbianischen Paramilitärs“© Westfälisches Dampfboot