Kurz und kritisch
Roberto Saviano schildert in "Das Gegenteil von Tod", warum junge Süditaliener nur zwischen Militär und Mafia wählen können. Tanya Lieske zeichnet in "Spion wider Willen" den Lebensweg ihres Großonkels Gustav Regitz nach. Und Silvia Hable führt sich in "Augen zu gilt nicht" als linkes Polit-Girlie auf.
Roberto Saviano: Das Gegenteil von Tod
Carl Hanser Verlag
Nein, noch lässt er sich nicht einschüchtern: Roberto Saviano, der junge italienische Autor, steht auf der Todesliste der Camorra, seit er sein erstes Buch veröffentlicht hat. Es heißt ‚Gomorrha’ und handelt von den totalitären Strukturen der kampanischen Mafia. Seit mehr als drei Jahren schon lebt Saviano unter massivem Personenschutz. Jetzt gibt es sein zweites Buch auch auf Deutsch. Unter dem Titel ‚Das Gegenteil von Tod’ schildert er die bedrückend ausweglose Lebens- und Berufsperspektive von jungen Männern im Süden Italiens, denen nur die Wahl bleibt zwischen Militär und Mafia. Ein Stück italienischer Gegenwart, das manche gern verdrängen möchten. Saviano braucht nur wenige Seiten für diese kurze Erzählung von exemplarischer Kraft.
Tanya Lieske: Spion wider Willen
Droste Verlag
Als junger Mann erklärt der saarländischen Widerstandskämpfer Gustav Regitz: "Zu jeder Prämisse gibt es eine Konklusion und einen Trugschluss." Der Satz charakterisiert ein ganzes Leben. Regitz, ein schlauer, linker Bonvivant, ist nicht zu fassen. Oder doch? Die Gestapo bekommt ihn Anfang 1938 in die Hände – und dreht ihn um. Weil er nicht zurück ins KZ will, spioniert er fürderhin den deutschen Widerstand aus. Oder tut er nur so, während er zugleich die Genossen warnt? Tanya Lieske zeichnet den Lebensweg eines fernen Großonkels nach, der seine Häscher zu foppen glaubte. Erst heute offenbaren die Dokumente eine Mischung aus tragischer Verstrickung und Selbstbetrug: "Es hat jeder das Recht, sein Leben ohne Schuld zu verteidigen", sagt 70 Jahre später seine hoch betagte Ehefrau. Lieskes fesselnde Spurensuche schildert das Saarland als historischen Brennpunkt und hält sich mit moralischer Besserwisserei zurück. Konklusion oder Trugschluss – bei einem Teufelspakt lässt sich das nie sagen.
Silvia Hable: Augen zu gilt nicht – Auf der Suche nach einer gerechten Welt
Deutsche Verlags Anstalt
Sie ist schon wer! Verkehrt in "internationalen Aktivistenkreisen" und hat sich als Wagenburgbewohnerin ihre private Selbstkasteiung geschaffen: Darben in der Wohlstandsgesellschaft. "Hass, jeden Tag wächst er in mir", notiert sie schon als Schülerin, nur weil im heimischen Bad Kissingen nichts los ist. Die Eltern sehen hilflos dem Abrutschen der Tochter ins Anarcho-Milieu zu und werden dafür von ihr verhöhnt: Schlimmer Mittelstand seien sie, gewissermaßen Nazis in situ. Und was mit denen geschehen soll, verrät die Antifa-Fraktion: "Ein Baum, ein Strick, ein Nazigenick – der Spruch gefällt mir", schreibt Silvia Hable beglückt. Dagegen sein! Revolution machen – welch ein Sinnangebot. Läsen wir einen Bericht aus den 70er- Jahren, würden wir sagen: Eine Generation kann im Wahn entgleiten; die nachfolgenden müssen daraus gelernt haben. Es ist aber ein Buch von 2009, und gelernt hat dieses Polit-Girlie nur: "Die Revolution macht keinen Feierabend." Man schämt sich als Leser für die Dummheit der Autorin; sie selbst kennt kein derartiges Gefühl.
Carl Hanser Verlag
Nein, noch lässt er sich nicht einschüchtern: Roberto Saviano, der junge italienische Autor, steht auf der Todesliste der Camorra, seit er sein erstes Buch veröffentlicht hat. Es heißt ‚Gomorrha’ und handelt von den totalitären Strukturen der kampanischen Mafia. Seit mehr als drei Jahren schon lebt Saviano unter massivem Personenschutz. Jetzt gibt es sein zweites Buch auch auf Deutsch. Unter dem Titel ‚Das Gegenteil von Tod’ schildert er die bedrückend ausweglose Lebens- und Berufsperspektive von jungen Männern im Süden Italiens, denen nur die Wahl bleibt zwischen Militär und Mafia. Ein Stück italienischer Gegenwart, das manche gern verdrängen möchten. Saviano braucht nur wenige Seiten für diese kurze Erzählung von exemplarischer Kraft.
Tanya Lieske: Spion wider Willen
Droste Verlag
Als junger Mann erklärt der saarländischen Widerstandskämpfer Gustav Regitz: "Zu jeder Prämisse gibt es eine Konklusion und einen Trugschluss." Der Satz charakterisiert ein ganzes Leben. Regitz, ein schlauer, linker Bonvivant, ist nicht zu fassen. Oder doch? Die Gestapo bekommt ihn Anfang 1938 in die Hände – und dreht ihn um. Weil er nicht zurück ins KZ will, spioniert er fürderhin den deutschen Widerstand aus. Oder tut er nur so, während er zugleich die Genossen warnt? Tanya Lieske zeichnet den Lebensweg eines fernen Großonkels nach, der seine Häscher zu foppen glaubte. Erst heute offenbaren die Dokumente eine Mischung aus tragischer Verstrickung und Selbstbetrug: "Es hat jeder das Recht, sein Leben ohne Schuld zu verteidigen", sagt 70 Jahre später seine hoch betagte Ehefrau. Lieskes fesselnde Spurensuche schildert das Saarland als historischen Brennpunkt und hält sich mit moralischer Besserwisserei zurück. Konklusion oder Trugschluss – bei einem Teufelspakt lässt sich das nie sagen.
Silvia Hable: Augen zu gilt nicht – Auf der Suche nach einer gerechten Welt
Deutsche Verlags Anstalt
Sie ist schon wer! Verkehrt in "internationalen Aktivistenkreisen" und hat sich als Wagenburgbewohnerin ihre private Selbstkasteiung geschaffen: Darben in der Wohlstandsgesellschaft. "Hass, jeden Tag wächst er in mir", notiert sie schon als Schülerin, nur weil im heimischen Bad Kissingen nichts los ist. Die Eltern sehen hilflos dem Abrutschen der Tochter ins Anarcho-Milieu zu und werden dafür von ihr verhöhnt: Schlimmer Mittelstand seien sie, gewissermaßen Nazis in situ. Und was mit denen geschehen soll, verrät die Antifa-Fraktion: "Ein Baum, ein Strick, ein Nazigenick – der Spruch gefällt mir", schreibt Silvia Hable beglückt. Dagegen sein! Revolution machen – welch ein Sinnangebot. Läsen wir einen Bericht aus den 70er- Jahren, würden wir sagen: Eine Generation kann im Wahn entgleiten; die nachfolgenden müssen daraus gelernt haben. Es ist aber ein Buch von 2009, und gelernt hat dieses Polit-Girlie nur: "Die Revolution macht keinen Feierabend." Man schämt sich als Leser für die Dummheit der Autorin; sie selbst kennt kein derartiges Gefühl.