Kurz und kritisch
"Und dennoch leben" heißt die Biografie der Juristin, Ministerin und Frauenrechtlerin Simone Veil. Karl Heinz Bohrer führt uns mit seinem Buch "Das Tragische" in die Ästhetik der Tragödie und des Tragischen ein. Und Wolf Schneider will mit "Der Mensch" die gesamte Entwicklungsgeschichte niederschreiben.
Simone Veil: Und dennoch leben - Die Autobiographie der großen Europäerin
Aufbau Verlag
Die Europawahl naht, der richtige Anlass für den Blick auf eine außergewöhnliche Person mit einer beeindruckenden Vita: Simone Veil, die vor ziemlich genau 30 Jahren ins Europaparlament einzog und später als erste Frau an dessen Spitze stand, hat mit 81 Jahren ihre Autobiografie vorgelegt. Juristin, Ministerin, Frauenrechtlerin - ein reiches, aber auch ein schwieriges Leben voller Tragik: Veil verlor Eltern und Bruder im Holocaust und entwickelte – vielleicht aus dem Schmerz heraus – ein bis heute glühendes Engagement für Toleranz, Versöhnung und Unbestechlichkeit. Und vor allem für Europa. Ihr Buch konzentriert sich denn auch auf die Entwicklung der europäischen Einigung und die Arbeit mit historisch interessanten Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Es ist so zu einer sachlichen, ganz unlarmoyanten Autobiografie geraten, die trotzdem Spannung hat.
Karl Heinz Bohrer: Das Tragische – Erscheinung, Patos, Klage
Hanser Verlag
Nein, es ist nicht einfach zu lesen, es verlangt Hingabe – dieselbe wie die des Autors an sein Thema: Das neue Buch von Karl Heinz Bohrer will uns einführen in die Ästhetik der Tragödie und des Tragischen, und zeigen, warum diese Theatersprache uns auch in der Moderne noch immer fasziniert. Nicht nur die großen Tragöden der griechischen Antike - Aischylos, Sophokles und Euripides - sind für ihn Schöpfer dieser Ausdrucksform des Schreckens, es ist vor allem der so viel spätere Baudelaire. Bohrer versucht in dieser Textsammlung, die Beschaffenheit der attischen Tragödie nicht philosophisch oder historisch, sondern künstlerisch zu deuten. Und er verweist darauf, daß die optimistisch-hedonistische Stimmung der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die das Ende des tragischen Bewusstseins postuliert hatten, einer ernsten, auf Katastrophen eingestellten Wahrnehmung gewichen ist. Ein typischer Bohrer: Eigenwillig und furios.
Wolf Schneider: Der Mensch – Eine Karriere
Rowohlt Verlag
"Stilpapst" wird er genannt und "Levitenleser der Nation": Wolf Schneider, inzwischen 83 Jahre alt, aber immer noch voller Tatendrang. Der bekannteste Sprachkritiker Deutschlands hat sich in seinem jüngsten Werk – und so ist es durchaus zu nennen - eine ehrgeizige Aufgabe gestellt: Die Beschreibung der gesamten Entwicklungsgeschichte des Menschen. Geht nicht auf rund 450 Seiten? Offenbar doch. Schneider braucht nur 50 relativ kurze Kapitel, um den erstaunlichen Aufstieg des Homo sapiens aus den Höhlen in die Gegenwart zu begleiten und darzustellen, wie dieser Mensch heute dabei ist, sich und den Planeten zu ruinieren. Und Schneiders Zukunftsbild? Die Prognosen sind düster, aber wahrscheinlich sind sie alle falsch. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Aufbau Verlag
Die Europawahl naht, der richtige Anlass für den Blick auf eine außergewöhnliche Person mit einer beeindruckenden Vita: Simone Veil, die vor ziemlich genau 30 Jahren ins Europaparlament einzog und später als erste Frau an dessen Spitze stand, hat mit 81 Jahren ihre Autobiografie vorgelegt. Juristin, Ministerin, Frauenrechtlerin - ein reiches, aber auch ein schwieriges Leben voller Tragik: Veil verlor Eltern und Bruder im Holocaust und entwickelte – vielleicht aus dem Schmerz heraus – ein bis heute glühendes Engagement für Toleranz, Versöhnung und Unbestechlichkeit. Und vor allem für Europa. Ihr Buch konzentriert sich denn auch auf die Entwicklung der europäischen Einigung und die Arbeit mit historisch interessanten Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft. Es ist so zu einer sachlichen, ganz unlarmoyanten Autobiografie geraten, die trotzdem Spannung hat.
Karl Heinz Bohrer: Das Tragische – Erscheinung, Patos, Klage
Hanser Verlag
Nein, es ist nicht einfach zu lesen, es verlangt Hingabe – dieselbe wie die des Autors an sein Thema: Das neue Buch von Karl Heinz Bohrer will uns einführen in die Ästhetik der Tragödie und des Tragischen, und zeigen, warum diese Theatersprache uns auch in der Moderne noch immer fasziniert. Nicht nur die großen Tragöden der griechischen Antike - Aischylos, Sophokles und Euripides - sind für ihn Schöpfer dieser Ausdrucksform des Schreckens, es ist vor allem der so viel spätere Baudelaire. Bohrer versucht in dieser Textsammlung, die Beschaffenheit der attischen Tragödie nicht philosophisch oder historisch, sondern künstlerisch zu deuten. Und er verweist darauf, daß die optimistisch-hedonistische Stimmung der letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, die das Ende des tragischen Bewusstseins postuliert hatten, einer ernsten, auf Katastrophen eingestellten Wahrnehmung gewichen ist. Ein typischer Bohrer: Eigenwillig und furios.
Wolf Schneider: Der Mensch – Eine Karriere
Rowohlt Verlag
"Stilpapst" wird er genannt und "Levitenleser der Nation": Wolf Schneider, inzwischen 83 Jahre alt, aber immer noch voller Tatendrang. Der bekannteste Sprachkritiker Deutschlands hat sich in seinem jüngsten Werk – und so ist es durchaus zu nennen - eine ehrgeizige Aufgabe gestellt: Die Beschreibung der gesamten Entwicklungsgeschichte des Menschen. Geht nicht auf rund 450 Seiten? Offenbar doch. Schneider braucht nur 50 relativ kurze Kapitel, um den erstaunlichen Aufstieg des Homo sapiens aus den Höhlen in die Gegenwart zu begleiten und darzustellen, wie dieser Mensch heute dabei ist, sich und den Planeten zu ruinieren. Und Schneiders Zukunftsbild? Die Prognosen sind düster, aber wahrscheinlich sind sie alle falsch. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Simone Veil: Und dennoch leben© Aufbau Verlag

Karl Heinz Bohrer: Das Tragische© Hanser Verlag

Wolf Schneider: Der Mensch© Rowohlt Verlag