Kurz und kritisch
Günter Pursch hat aus den Bundestagssitzungen der letzten 60 Jahre ein verdichtetes Schimpf-Lexikon kompiliert. Friedemann Richert erklärt in der "Kleinen Geistesgeschichte des Lachens", warum im Christentum lange Zeit bestenfalls nur verdruckst gelacht werden konnte. Und Christian Kummer versucht in "Der Fall Darwin" den Gegensatz zwischen Evolutionstheorie und Schöpfungsgeschichte aufzuheben.
Günter Pursch (Hg.): Das parlamentarische Schimpfbuch
Herbig Verlag, München
Am schnellsten kassiert man mit den Wortfeldern "lügen" und "Heuchelei" eine Rüge im Deutschen Bundestag. Das ist etwas sonderbar, da der Vorwurf Lügner oder Heuchler gar nicht falsch sein muss im politischen Geschäft. Doch seit 60 Jahren ruft das Bundestagspräsidium hierbei unnachgiebig zur Ordnung. Aus 240.000 stenografierten Protokollseiten gewann Günter Pursch ein verdichtetes Schimpf-Lexikon.
Wer aber dabei ein Feuerwerk von phantasievollen und originellen Anwürfen der Parlamentarier erwartet, überschätzt deren Kreativität. In erster Linie ist der Volksvertreter selber Volk und bedient sich am reich gedeckten Stammtisch. Herbert Wehners Verleumdung des CDU-Abgeordneten Wohlrabe als "Übelkrähe" markiert schon das Maximum an Sprachwitz. Ansonsten regiert die schiefe Metapher, und ein Kanzler mit Gemüsenamen brauchte für billigen Spott nicht zu sorgen. Na ja.
Friedemann Richert: Kleine Geistesgeschichte des Lachens
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt
Eutrapelia ist ein Wort, das selbst studierte Philosophen kaum noch kennen; Friedemann Richert möchte es für die Gegenwart zurückgewinnen. Als "Schönwendigkeit" übersetzt er den antiken Begriff und führt ihn gegen die zeitgenössische Lachkultur ins Feld. Der Mensch brauche das aufs Schöne hingewendete Lachen, um Probleme in Wohlgefallen auflösen zu können, während Klamauk auf Kosten anderer entbehrlich sei.
So erweist sich die "Kleine Geistesgeschichte des Lachens" als philosophisches Brevier mit pädagogischem Anspruch. Unter anderem wird erklärt, warum im Christentum lange Zeit nur verdruckst gelacht werden konnte: Das Lachverbot des Mönchtums schnitt uns von der antiken Eutrapelia ab. Eine Wiedergeburt erfuhr sie dagegen in Thomas Morus' Schrift "Utopia", die - man höre und staune - als Satire gedacht war. Könnte man doch nur darüber lachen, dass im Namen dieses heiteren Werkes so viele blutige Revolutionen entfacht wurden!
Christian Kummer: Der Fall Darwin. Evolutionstheorie contra Schöpfungsglaube
Pattloch Verlag
Religion versus Naturwissenschaft - muss das sein? Nein, sagt Christian Kummer; er ist Professor für Naturphilosophie in München und Biologe, zugleich aber auch Theologe. Im Darwin-Jahr will er einem breiteren Publikum nahe bringen, dass sich die Evolutionstheorie durchaus mit dem christlichen Glauben verträgt.
Kummer greift die Reibungspunkte zwischen wissenschaftlicher und religiöser Weltanschauung heraus, macht sie verständlich und dazu braucht er nicht einmal 300 Seiten. Es hält es für sinnvoll und möglich, die verschiedenen Weltbilder in Einklang zu bringen. Dies nicht nur theoretisch, sondern praktisch und existenziell - er selbst sieht sich als Beweis. Und zitiert einen Ausspruch, der der Frau des Bischofs von Worcester zugeschrieben wird: "Meine Güte, von den Affen sollen wir abstammen! Hoffentlich ist das nicht wahr. Aber wenn es wahr ist, wollen wir beten, dass es nicht allgemein bekannt wird."
Auch die Frommen, meint der Jesuit Kummer, tun gut daran, unsere biologische Verfasstheit für wahr zu halten. Und sind nicht Dawkins und Co. auch "Gläubige? Geistreich.
Herbig Verlag, München
Am schnellsten kassiert man mit den Wortfeldern "lügen" und "Heuchelei" eine Rüge im Deutschen Bundestag. Das ist etwas sonderbar, da der Vorwurf Lügner oder Heuchler gar nicht falsch sein muss im politischen Geschäft. Doch seit 60 Jahren ruft das Bundestagspräsidium hierbei unnachgiebig zur Ordnung. Aus 240.000 stenografierten Protokollseiten gewann Günter Pursch ein verdichtetes Schimpf-Lexikon.
Wer aber dabei ein Feuerwerk von phantasievollen und originellen Anwürfen der Parlamentarier erwartet, überschätzt deren Kreativität. In erster Linie ist der Volksvertreter selber Volk und bedient sich am reich gedeckten Stammtisch. Herbert Wehners Verleumdung des CDU-Abgeordneten Wohlrabe als "Übelkrähe" markiert schon das Maximum an Sprachwitz. Ansonsten regiert die schiefe Metapher, und ein Kanzler mit Gemüsenamen brauchte für billigen Spott nicht zu sorgen. Na ja.
Friedemann Richert: Kleine Geistesgeschichte des Lachens
Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt
Eutrapelia ist ein Wort, das selbst studierte Philosophen kaum noch kennen; Friedemann Richert möchte es für die Gegenwart zurückgewinnen. Als "Schönwendigkeit" übersetzt er den antiken Begriff und führt ihn gegen die zeitgenössische Lachkultur ins Feld. Der Mensch brauche das aufs Schöne hingewendete Lachen, um Probleme in Wohlgefallen auflösen zu können, während Klamauk auf Kosten anderer entbehrlich sei.
So erweist sich die "Kleine Geistesgeschichte des Lachens" als philosophisches Brevier mit pädagogischem Anspruch. Unter anderem wird erklärt, warum im Christentum lange Zeit nur verdruckst gelacht werden konnte: Das Lachverbot des Mönchtums schnitt uns von der antiken Eutrapelia ab. Eine Wiedergeburt erfuhr sie dagegen in Thomas Morus' Schrift "Utopia", die - man höre und staune - als Satire gedacht war. Könnte man doch nur darüber lachen, dass im Namen dieses heiteren Werkes so viele blutige Revolutionen entfacht wurden!
Christian Kummer: Der Fall Darwin. Evolutionstheorie contra Schöpfungsglaube
Pattloch Verlag
Religion versus Naturwissenschaft - muss das sein? Nein, sagt Christian Kummer; er ist Professor für Naturphilosophie in München und Biologe, zugleich aber auch Theologe. Im Darwin-Jahr will er einem breiteren Publikum nahe bringen, dass sich die Evolutionstheorie durchaus mit dem christlichen Glauben verträgt.
Kummer greift die Reibungspunkte zwischen wissenschaftlicher und religiöser Weltanschauung heraus, macht sie verständlich und dazu braucht er nicht einmal 300 Seiten. Es hält es für sinnvoll und möglich, die verschiedenen Weltbilder in Einklang zu bringen. Dies nicht nur theoretisch, sondern praktisch und existenziell - er selbst sieht sich als Beweis. Und zitiert einen Ausspruch, der der Frau des Bischofs von Worcester zugeschrieben wird: "Meine Güte, von den Affen sollen wir abstammen! Hoffentlich ist das nicht wahr. Aber wenn es wahr ist, wollen wir beten, dass es nicht allgemein bekannt wird."
Auch die Frommen, meint der Jesuit Kummer, tun gut daran, unsere biologische Verfasstheit für wahr zu halten. Und sind nicht Dawkins und Co. auch "Gläubige? Geistreich.

Cover Günter Pursch (Hg.): "Das parlamentarische Schimpfbuch"© Herbig Verlag