Kurz und kritisch

In "Überleben an der Wickelfront" berichtet Dieter Bednarz vom späten Elternglück. Klaus Garber erinnert in "Das alte Königsberg" an den Untergang der ostpreußischen Stadt. Und Frank Maier-Solgk stellt in "Neue Museen in Europa" Kultorte für das 21. Jahrhundert vor.
Dieter Bednarz: Überleben an der Wickelfront. Vom Elternglück in den besten Jahren
DVA München

Sie erobern die Spielplätze und sitzen auf den Elternabenden der Kindergärten immer öfter in der ersten Reihe: späte Väter und Mütter wie Dieter Bednarz und seine Frau Esther. Kann das gut gehen? Sind reifere Eltern tatsächlich geduldiger und gelassener? Und bringen sie wirklich die größeren Opfer für die Familie? Der langjährige SPIEGEL-Redakteur Bednarz geht diesen Fragen nach: sehr persönlich, aber auch höchst erhellend über das eigene Beispiel hinaus. Da die Zwillinge des Paares Früchte der Fortpflanzungsmedizin sind, auf die immer mehr Männer und Frauen in den besten Jahren ihre Nachwuchshoffnungen setzen, spricht der späte Vater auch dieses Tabuthema in seltener Ehrlichkeit an. Und viel Selbstironie ist auch dabei nach dem Motto: Eltern sein heißt trotzdem lachen!


Klaus Garber: Das alte Königsberg. Erinnerungsbuch einer untergegangenen Stadt
Böhlau Verlag, Köln

Der Untergang Königsbergs 1945 war total. Mit der Silhouette der Stadt versanken auch ihre Bibliotheken, Museen und Archive. Die deutsche Bevölkerung wurde von den russischen Eroberern systematisch vertrieben; die alte preußische Krönungsstadt gleichsam ein Sinnbild der Katastrophen, die das 20. Jahrhundert über die Kultur Mitteleuropas brachte. Der Historiker und Literaturwissenschaftler Klaus Garber hat ein Forscherleben darauf verwandt, den verschütteten Überlieferungen nachzugehen. Sein Erinnerungsbuch veranschaulicht beeindruckend die große kulturelle Vergangenheit der Stadt. Königsberg, am Rande des Reiches gelegen, war Bollwerk des Protestantismus und Hort intellektuellen Lebens. Bedeutende Dichter, Gelehrte und philosophische Schriftsteller prägten die alte ostpreußische Metropole. Lektüre, die man mit Wehmut und Gewinn liest.


Frank Maier-Solgk: Neue Museen in Europa. Kultorte für das 21. Jahrhundert
DVA München

Ist die Ära architektonischer Exzesse wegen der Finanzkrise nun vorbei? Neue Häuser für die Kunst waren bis jetzt noch schwer im Trend, kaum ein Jahr verging ohne die glamouröse Eröffnung eines spektakulären Baus. Und die Architektur wurde selbst zum vorrangig diskutierten Ausstellungsobjekt. Ob das Pariser Musée du quai Branly, das Arp Museum in Remagen oder das Ausstellungshaus der Langen Foundation von Tadao Ando in Neuss – eins ist klar: "Muffige Museumstempel" waren gestern. Kein Wunder, dass sich Stararchitekten wie Frank Gehry, Richard Meier oder Rafael Moneo auf diesem Felde tummeln. Schließlich kann man sich hier perfekt profilieren. Höchste Zeit aber auch, sich einen fundierten Überblick zu verschaffen. Frank Maier-Solgk leistet da gute Dienste mit seinem Buch "Neue Musen in Europa". Neben klugen Beschreibungen der Architektur bietet es eine Einführung in Sammlungen und Ausstellungsprogramm, ergänzt um Interviews mit Architekten und Museumsleitern.

Lektüretipp von Petra Roth, Oberbürgermeisterin Frankfurt am Main:
Thomas L. Friedman: Was zu tun ist. Eine Agenda für das 21. Jahrhundert
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2009
Dieter Bednarz: Überleben an der Wickelfront
Dieter Bednarz: Überleben an der Wickelfront© DVA
Klaus Garber: Das alte Königsberg
Klaus Garber: Das alte Königsberg© Böhlau Verlag
Frank Maier-Solgk: Neue Museen in Europa
Frank Maier-Solgk: Neue Museen in Europa© DVA