Kurz und kritisch

"Sansibar Blues oder Wie ich Livingston fand" verknüpft die Insel im Indischen Ozean mit deutscher Geschichte. "Atlantica – Die Welt der Karten" nimmt den Leser mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. "Gute Nacht, Liebster" ist ein Plädoyer für die Liebe in kalten gesellschaftlichen Zeiten.
Hans Christoph Buch:
Sansibar Blues oder Wie ich Livingston fand

Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag, Franfurt am Main

Sansibar – schon der Name ruft eine Vielzahl von Bildern, Gerüchen und Traumwelten in uns hervor. Der Schriftsteller Hans Christoph Buch ist diesen Verlockungen erlegen und hat sich ans Werk gemacht, die Verknüpfungen der geheimnisvollen, ja mythischen Insel im Indischen Ozean mit deutscher Geschichte zu entdecken. Dank der originellen und heiteren Beschwörungen des Autors erscheinen verwegene Gestalten wie der berüchtigte Sklavenhändler Tippu Tipp vor unseren Augen.

Poetisch und spannungsvoll erzählt wird auch die Entführung der Tochter des Sultans von Sansibar aus dem Serail durch einen schwer verliebten deutschen Kaufmann. 1890 trat Bismarcks Nachfolger Caprivi die Insel vor der Ostküste Afrikas im Austausch gegen Helgoland an England ab. Nach der Entlassung in die Unabhängigkeit 1964 wurde Sansibar Schauplatz einer blutigen Revolution, die mit der Anerkennung der DDR begann und mit der Ermordung oder Vertreibung der hier seit Jahrhunderten ansässigen Araber endete. Zweifellos ein packendes Buch – am besten zu lesen an einem traumverlorenen Sonntag.


Atlantica - Die Welt der Karten,
erschienen im wissenmedia Verlag, München

Wie haben die Menschen früher ihre Welt gesehen und dargestellt? Wie unterscheidet sich davon der heutige Blick auf die Erde? "Atlantica - Die Welt der Karten" nimmt den Leser mit auf eine Reise durch Raum und Zeit. Das großformatige Werk stellt 105 historischen Karten 93 aktuelle Darstellungen gegenüber, ergänzt mit lesenswerten Hintergrundinformationen von Gerald Sammet.

Im direkten Vergleich offenbaren die alten und neuen Karten Gemeinsamkeiten und Widersprüche, Irrtümer und Entwicklungslinien. Schön anzusehen sind die im Atlas versammelten Satelitenbilder von den Landschaften und Metropolen dieser Erde. Sie ergeben ein beeindruckendes Porträt unseres Planeten und werben damit zugleich für einen schonenden Umgang mit unseren kostbaren Ressourcen.


Katrin Hummel:
Gute Nacht, Liebster. Ein berührender Bericht über Liebe und Vergessen

Verlagsgruppe Lübbe, Bergisch-Gladbach

Hilda und Hans sind seit 30 Jahren verheiratet. Doch langsam beginnt Hans sich zu verändern. Zuerst wundert sie sich über ihn, findet sein Verhalten manchmal unverschämt. Als ein Neurologe ihn dann fragt: "Wie heißen ihre Töchter?", weiß Hans die Antwort nicht. Die erschreckende Diagnose: Demenz. Schon bald kann er seiner Frau Hilda kein Partner mehr sein und wird zum Schwerstpflegefall.

Obwohl die Belastung fast unmenschlich erscheint, entscheidet Hilda, dass sie sich zu Hause um ihren Mann kümmern wird. Katrin Hummel hat diese wahre Geschichte gradlinig und engagiert erzählt. "Gute Nacht, Liebster", heißt das sehr persönliche Buch, in dem Hilda über ihren Alltag, ihre Ängste und ihre intimsten Gedanken spricht - ein bewegendes Plädoyer für die Liebe in kalten gesellschaftlichen Zeiten.

Lektüretipp von Frank Bsirske: "Rot und Schwarz" von Stendal, Carl Hanser Verlag, München
Cover: "Hans Christoph Buch: Sansibar Blues oder Wie ich Livingston fand"
Cover: "Hans Christoph Buch: Sansibar Blues oder Wie ich Livingston fand"© Die Andere Bibliothek im Eichborn Verlag
Cover: "Atlantica - Die Welt der Karten"
Cover: "Atlantica - Die Welt der Karten"© wissenmedia Verlag
Cover. "Katrin Hummel: Gute Nacht, Liebster"
Cover. "Katrin Hummel: Gute Nacht, Liebster"© Verlagsgruppe Lübbe