Kurz und kritisch

"Der wilde Europäer" handelt von dem Aristokraten und Dichter Adelbert von Chamisso. "Literarische Grandhotels in der Schweiz" zeigen verschwiegene Fluchtorte. "Das Große Buch der Kunst" gibt einen Überblick über die Kunstgeschichte.
Beatrix Langner: Der wilde Europäer. Adelbert von Chamisso, erschienen bei Matthes & Seitz, Berlin

Adelbert von Chamisso hatte mehr Glück als viele politische Emigranten unserer Tage. Als französischer Aristokrat geboren und 1838 als deutscher Dichter in Berlin gestorben, war sein abenteuerliches Leben ein Entwurf der Freiheit. Bei uns noch immer gern gelesen: Peter Schlemihls märchenhaft-wundersame Geschichte von dem Mann, der seinen Schatten für ein Goldsäckchen verkaufte - und seine Seele verlor.

Jetzt hat Beatrix Langner eine längst überfällige, gut recherchierte Chamisso-Biographie veröffentlicht: "Der wilde Europäer" – so der verlockend klingende Titel. Aber ist das wirklich ein Buch wie ein üppiger Kostümfilm, in dem der Leser geradezu willenlos in den Strudel der Ereignisse gezogen wird? Wohl kaum – aber – und das ist ja keineswegs wenig! - hier wird solide und kenntnisreich das außergewöhnliche Leben eines Mannes beschrieben, der "sich ruhelos zwischen den Grenzen und Kulturen" bewegte. Unbedingt empfehlenswert!


Silke Behl/Eva Gerbling: Literarische Grandhotels in der Schweiz
Arche Verlag, Zürich und Hamburg

Thomas Mann flirtete in Zürichs Grandhotel Dolder mit Kellner Franzl. Der französische Cellist Pierre Fournier lud Hermann Hesse zu einem Privatkonzert auf sein Zimmer im Waldhaus in Sils-Maria ein. Und "Lolita"- Autor Vladimir Nabokov ging im Palace Montreux seinen sündigen Obsessionen nach.

Schweizer Grandhotels haben seit ihrem Bestehen Literaten, Musiker und aufregend schöne Frauen angezogen: als luxuriöse, verschwiegene Fluchtorte und Quellen der Inspiration – immer vorausgesetzt: Man konnte sich solch kostspieligen Aufenthalt überhaupt leisten. Erst kürzlich haben sich die Journalistinnen Silke Behl und Eva Gerberding auf Spurensuche begeben und 20 Grandhotels in der Schweiz besucht. Das Ergebnis: ein amüsant-kurzweiliger Reiseführer in eine wunderschöne Welt. Eine Lektüre die stilvoll zu genießen gilt: am besten auf einer Récamière bei einem guten Glas Rotwein.


David G. Wilkins: Das Große Buch der Kunst
Prestel Verlag, München.

Ach, was wäre nur der Start ins neue Jahr ohne die guten Vorsätze? Wer nun sein Halbwissen über die Kunst vertiefen möchte, der möge sich von folgenden Werk inspirieren lassen: "Das Große Buch der Kunst". Seinem Namen macht das voluminöse Werk mit 530 Seiten alle Ehre. Altbekanntes und überraschendes aus allen Epochen der Kunst in über 1000 Abbildungen. Ein sinnlicher Genuss fürs Auge wie auch für die Haptik. Kunst als weltweites Phänomen. Eine erfrischende Ergänzung zur herkömmlichen eurozentristischen Wahrnehmung.

"Das Große Buch" der Kunst bietet nicht nur einen chronologischen Überblick über die Kunstgeschichte, es benennt die auch mutig die entscheidenden Wendepunkte: von der Höhlenmalerei bis zur Pop Art der Sechzigerjahre. Thematisch und inhaltlich überzeugend, definitiv mehr als nur ein hochkarätiger Nachhilfekurs für all ’jene, die demnächst mit profundem Wissen auf einer Vernissage punkten möchten.
Cover: "Beatrix Langner: Der wilde Europäer. Adelbert von Chamisso"
Cover: "Beatrix Langner: Der wilde Europäer. Adelbert von Chamisso"© Matthes & Seitz
Cover: "Silke Behl/Eva Gerbling: Literarische Grandhotels in der Schweiz"
Cover: "Silke Behl/Eva Gerbling: Literarische Grandhotels in der Schweiz"© Arche Verlag
Cover: "David G. Wilkins: Das Große Buch der Kunst"
Cover: "David G. Wilkins: Das Große Buch der Kunst"© Prestel Verlag