Kurz und kritisch
Kurz vor den Feiertagen empfehlen wir eine Reihe bewegender Lebensläufe: Wolfang Kurz hat elf Biographien bekannter und weniger bekannter Deutscher zusammengetragen. Shulamit Volkov und Waldtraut Lewin würdigen Walther Rathenau und Leo Baeck.
Wolfgang Korn, Von der Lust am Eigensinn -
11 unbequeme Deutsche, die Geschichte schrieben
Konrad Theiss Verlag
Das Buch "Von der Lust am Eigensinn" schildert elf unbequeme deutsche Biographien. Aber: Woran erkennt man unbequeme Zeitgenossen, und: Was bedeutet eigentlich "unbequem"? Antworten gibt der Sachbuchautor und Journalist Wolfgang Korn.
Er versammelt Eigensinnige, Abweichler und Alltagshelden. Es sind Herrschergestalten, Oppositionspolitiker, Widerständler, Frauenrechtlerinnen, aber auch Wissenschaftler, ein Theologe und ein Alternativmediziner. Thomas Müntzer, Samuel Hahnemann, Rosa Luxemburg und Ulrike Meinhoff finden sich darunter, aber auch die nicht üblich Verdächtigen, wie zum Beispiel Kaiser Wilhelm II. und Franz-Joseph Strauß.
In kurzen, gut verständlichen und interessanten Kurzporträts beleuchtet Wolfgang Korn diese sperrigen Vertreter und ihre Zeit.
Shulamit Volkov: Walther Rathenau, ein jüdisches Leben in Deutschland 1867 bis 1922. Aus dem Englischen von Ulla Höber
C.H. Beck Verlag
Auch er war für viele Deutsche ein Unbequemer, wenn auch qua seiner Herkunft: Walther Rathenau war Jude und Deutscher. Mit dieser Auffassung, daß Beides miteinander vereinbar war, machte er sich viele Feinde. Zunächst als Schriftsteller und Denker, später als Unternehmer und Politiker.
1922 wurde er Außenminister der Weimarer Republik, die von Reparationszahlungen und Inflation krisengeschüttelt war.
Die israelische Historikerin Shulamit Volkov zeichnet scharfsinnig und kenntnisreich das Leben eines integeren Mannes im Übergang vom Kaiserreich in die Weimarer Republik nach. Sie thematisiert den stetig währenden latenten und offenen Antisemitismus und die Folgen auf Rathenaus Denken.
Trotz zahlreicher Morddrohungen und Warnungen von Freunden verzichtete Walther Rathenau auf Polizeischutz. Mit fatalen Folgen: 1923 wurde er durch national-konservative, antirepublikanische, antisemitische Terroristen auf offener Straße ermordet. Nachzulesen in:
Waldtraut Lewin, Leo Baeck – Geschichte eines deutschen Juden. Eine Romanbiografie
Gütersloher Verlagshaus
Den göttlichen Weisungen zu Humanität und Menschenliebe verpflichtet - Leo Baeck war einer der wichtigsten und schillerndsten Persönlichkeiten des liberalen Judentums im 20. Jahrhundert.
Er übernahm in der Weimarer Republik repräsentative Ämter innerhalb jüdischer Organisationen und vertrat in seinen Schriften ein weltoffenes Judentum. All dies lebte er auch. Er gab dem christlich-jüdischen Dialog wegweisende Impulse. Und, Leo Baeck wusste, was Krieg war: Er betreute im 1. Weltkrieg jüdische Soldaten.
Die Schriftstellerin und Dramatikerin Waldtraud Lewin rekonstruiert in ihrer Romanbiographie den Lebensweg des inzwischen für Viele in Vergessenheit geratenen Rabbiner und Gelehrten, der sich – trotz des Angebots der Nationalsozialisten, Deutschland zu verlassen – dafür entschied, zu bleiben. Er wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert.
Schwer misshandelt überlebte er und ging 1945 nach London; hier gründete er das "Institut zur Erforschung des Judentums in Deutschland seit der Aufklärung" und lehrte später in den USA.
Waldtraud Lewin hat historisches Geschehen und Baecks Leben literarisch in Szene gesetzt, fast filmisch beschreibt sie Bedingungen und Hintergründe, die Baecks Leben und Handeln prägten.
11 unbequeme Deutsche, die Geschichte schrieben
Konrad Theiss Verlag
Das Buch "Von der Lust am Eigensinn" schildert elf unbequeme deutsche Biographien. Aber: Woran erkennt man unbequeme Zeitgenossen, und: Was bedeutet eigentlich "unbequem"? Antworten gibt der Sachbuchautor und Journalist Wolfgang Korn.
Er versammelt Eigensinnige, Abweichler und Alltagshelden. Es sind Herrschergestalten, Oppositionspolitiker, Widerständler, Frauenrechtlerinnen, aber auch Wissenschaftler, ein Theologe und ein Alternativmediziner. Thomas Müntzer, Samuel Hahnemann, Rosa Luxemburg und Ulrike Meinhoff finden sich darunter, aber auch die nicht üblich Verdächtigen, wie zum Beispiel Kaiser Wilhelm II. und Franz-Joseph Strauß.
In kurzen, gut verständlichen und interessanten Kurzporträts beleuchtet Wolfgang Korn diese sperrigen Vertreter und ihre Zeit.
Shulamit Volkov: Walther Rathenau, ein jüdisches Leben in Deutschland 1867 bis 1922. Aus dem Englischen von Ulla Höber
C.H. Beck Verlag
Auch er war für viele Deutsche ein Unbequemer, wenn auch qua seiner Herkunft: Walther Rathenau war Jude und Deutscher. Mit dieser Auffassung, daß Beides miteinander vereinbar war, machte er sich viele Feinde. Zunächst als Schriftsteller und Denker, später als Unternehmer und Politiker.
1922 wurde er Außenminister der Weimarer Republik, die von Reparationszahlungen und Inflation krisengeschüttelt war.
Die israelische Historikerin Shulamit Volkov zeichnet scharfsinnig und kenntnisreich das Leben eines integeren Mannes im Übergang vom Kaiserreich in die Weimarer Republik nach. Sie thematisiert den stetig währenden latenten und offenen Antisemitismus und die Folgen auf Rathenaus Denken.
Trotz zahlreicher Morddrohungen und Warnungen von Freunden verzichtete Walther Rathenau auf Polizeischutz. Mit fatalen Folgen: 1923 wurde er durch national-konservative, antirepublikanische, antisemitische Terroristen auf offener Straße ermordet. Nachzulesen in:
Waldtraut Lewin, Leo Baeck – Geschichte eines deutschen Juden. Eine Romanbiografie
Gütersloher Verlagshaus
Den göttlichen Weisungen zu Humanität und Menschenliebe verpflichtet - Leo Baeck war einer der wichtigsten und schillerndsten Persönlichkeiten des liberalen Judentums im 20. Jahrhundert.
Er übernahm in der Weimarer Republik repräsentative Ämter innerhalb jüdischer Organisationen und vertrat in seinen Schriften ein weltoffenes Judentum. All dies lebte er auch. Er gab dem christlich-jüdischen Dialog wegweisende Impulse. Und, Leo Baeck wusste, was Krieg war: Er betreute im 1. Weltkrieg jüdische Soldaten.
Die Schriftstellerin und Dramatikerin Waldtraud Lewin rekonstruiert in ihrer Romanbiographie den Lebensweg des inzwischen für Viele in Vergessenheit geratenen Rabbiner und Gelehrten, der sich – trotz des Angebots der Nationalsozialisten, Deutschland zu verlassen – dafür entschied, zu bleiben. Er wurde 1943 nach Theresienstadt deportiert.
Schwer misshandelt überlebte er und ging 1945 nach London; hier gründete er das "Institut zur Erforschung des Judentums in Deutschland seit der Aufklärung" und lehrte später in den USA.
Waldtraud Lewin hat historisches Geschehen und Baecks Leben literarisch in Szene gesetzt, fast filmisch beschreibt sie Bedingungen und Hintergründe, die Baecks Leben und Handeln prägten.

Buchcover - Wolfgang Korn: Von der Lust am Eigensinn© Konrad Theiss Verlag

Buchcover - Shulamit Volkov: Walther Rathenau, ein jüdisches Leben in Deutschland© C.H. Beck Verlag

Buchcover - Waldtraut Lewin: Leo Baeck – Geschichte eines deutschen Juden© Gütersloher Verlagshaus