Kurz und kritisch
"Niemand wird zurückgelassen" beschreibt das Konzept einer Schule für alle. "EduAction" ist ein Plädoyer für eine evangelische Gemeinschaftsschule. In "Schlaue Zellen" geht es um eine neue Lernkultur.
Anne Klein/Rainer Domisch: Niemand wird zurückgelassen
Carl Hanser Verlag München
Eine Schulreform sei ganz einfach, wenn man nur wolle, meint Anne Klein. Und wenn man sie mache wie die Finnen. Deren Bildungssystem werde von "Respekt und Wertschätzung" getragen, lässt die Kölner Erziehungswissenschaftlerin einen deutschen Lehrer resümieren, der in Helsinki unterrichtet hat.
In Scharen seien Politiker und Experten dorthin gereist und ebenso angetan gewesen, um zu hause - wie schon seit Jahrzehnten - parteiideologisch weiter zu streiten und eben nicht vom mehrgliedrigen Schulsystem zu lassen, das Schüler selektiere, aber nicht fördere, und das soziale Nachteile verstärke.
Deutschland fehle der schulpolitische Konsens, kritisiert Anne Klein. Ganz anders als Finnland, ergänzt ihr Co-Autor Rainer Domisch, der als Deutscher nicht nur in Helsinki unterrichtet, sondern auch an der finnischen Schulreform mitgewirkt hatte, bevor er vor einem Jahr starb.
Er beschreibt das Konzept der einen Schule für alle, einer Ganztagsschule ohne Hausaufgaben und ohne Zensuren bis zur 8. Klasse, mit breitem Förderangebot und guter technischer wie finanzieller Ausstattung, das Konzept einer Schule, für die Lehrer, Schüler, Eltern und Kommune gleichermaßen verantwortlich seien – im Rahmen nationaler Lehrpläne.
Margret Rasfeld/Peter Spiegel: EduAction - Wir machen Schule
Murmann Verlag GmbH
Margret Rasfeld und Peter Spiegel kritisieren nicht die anderen. Sie wollen für ihr junges Projekt begeistern: die evangelische Gemeinschaftsschule Berlin Zentrum, eine von mehreren Modell-Schulen der Hauptstadt. Die Direktorin und ihr Partner von der Humboldt-Viadrina School of Governance sehen sich durch engagierte, hoch motivierte Jugendliche bestätigt und schreiben gegen die übergroße Skepsis der Erwachsenen an.
Bei ihnen wird der Lehrer zum Coach und der Schüler zum Wissensvermittler, der sich selbst seinen Stoff erarbeitet, immer erst Klassenkameraden um Rat fragt oder seinerseits Jüngere wie Ältere beim Lernen unterstützt. Jeder bestimmt sein Tempo und muss dabei eigenverantwortlich seinen persönlichen Lehrplan einhalten.
Nicht nur theoretisch beschäftigen sich die Schüler mit den einzelnen Fächern, sondern vor allem praktisch in vielen Projekten und Werkstätten. Sie holen sich nicht nur Gäste in den Unterricht, sondern gehen hinaus, um sich selbst zu fordern und anderen zu helfen, dabei gesellschaftliche Verantwortung zu trainieren.
Erfahrungen und Ergebnisse werden in der Schulgemeinschaft präsentiert – und somit zum Leistungsnachweis. So sollen junge Leute ihr Potential ausschöpfen, auch jene, die an der traditionellen Schule bereits gescheitert sind.
Markus Reiter: Schlaue Zellen: Das Neuro-Buch für alle, die nicht auf den Kopf gefallen sind
Gütersloher Verlagshaus
Für das Buch "EduAction", Erziehung durch eigenes Tun, hat Gerald Hüther die Einleitung geschrieben. Der Neurowissenschaftler setzt sich für eine neue Lernkultur ein. Natürlich ist seine Disziplin zuallererst Grundlagenforschung, die nachzuvollziehen versucht, wie das komplexe Netzwerk des Gehirns funktioniert, wie es informiert, steuert, speichert, aber auch verkümmert oder sich stärkt.
Bei seinen Recherchen über die schlauen Zellen hörte Markus Reiter häufig den bedauernden Satz, dieses und jenes wisse man noch nicht. Und am Ende vermutet der Stuttgarter Journalist, dass sein Bericht über die wichtigsten Erkenntnisse der Neurowissenschaftler schon bald überholt sein könnte. Was sie aber der Pädagogik, dem Bildungswesen zu empfehlen haben, leuchtet schon deshalb ein, weil es jedermanns Lebenserfahrung zu entsprechen scheint.
Reiter fasst diese mit drei Schlagworten zusammen: Laufen, Lieben, Lesen. Sinnvolles Lernen wechselt ab mit guter Ernährung, Sport und vor allem mit Schlaf, der als Speicherphase dient. Und Neues erschließt sich leichter assoziativ, indem es an bereits Bekanntes anknüpft. Trainieren muss der Menschen sein Gehirn bis an sein Lebensende, auch um sich bewusst zu machen, wie sehr es ihn täuschen kann.
Carl Hanser Verlag München
Eine Schulreform sei ganz einfach, wenn man nur wolle, meint Anne Klein. Und wenn man sie mache wie die Finnen. Deren Bildungssystem werde von "Respekt und Wertschätzung" getragen, lässt die Kölner Erziehungswissenschaftlerin einen deutschen Lehrer resümieren, der in Helsinki unterrichtet hat.
In Scharen seien Politiker und Experten dorthin gereist und ebenso angetan gewesen, um zu hause - wie schon seit Jahrzehnten - parteiideologisch weiter zu streiten und eben nicht vom mehrgliedrigen Schulsystem zu lassen, das Schüler selektiere, aber nicht fördere, und das soziale Nachteile verstärke.
Deutschland fehle der schulpolitische Konsens, kritisiert Anne Klein. Ganz anders als Finnland, ergänzt ihr Co-Autor Rainer Domisch, der als Deutscher nicht nur in Helsinki unterrichtet, sondern auch an der finnischen Schulreform mitgewirkt hatte, bevor er vor einem Jahr starb.
Er beschreibt das Konzept der einen Schule für alle, einer Ganztagsschule ohne Hausaufgaben und ohne Zensuren bis zur 8. Klasse, mit breitem Förderangebot und guter technischer wie finanzieller Ausstattung, das Konzept einer Schule, für die Lehrer, Schüler, Eltern und Kommune gleichermaßen verantwortlich seien – im Rahmen nationaler Lehrpläne.
Margret Rasfeld/Peter Spiegel: EduAction - Wir machen Schule
Murmann Verlag GmbH
Margret Rasfeld und Peter Spiegel kritisieren nicht die anderen. Sie wollen für ihr junges Projekt begeistern: die evangelische Gemeinschaftsschule Berlin Zentrum, eine von mehreren Modell-Schulen der Hauptstadt. Die Direktorin und ihr Partner von der Humboldt-Viadrina School of Governance sehen sich durch engagierte, hoch motivierte Jugendliche bestätigt und schreiben gegen die übergroße Skepsis der Erwachsenen an.
Bei ihnen wird der Lehrer zum Coach und der Schüler zum Wissensvermittler, der sich selbst seinen Stoff erarbeitet, immer erst Klassenkameraden um Rat fragt oder seinerseits Jüngere wie Ältere beim Lernen unterstützt. Jeder bestimmt sein Tempo und muss dabei eigenverantwortlich seinen persönlichen Lehrplan einhalten.
Nicht nur theoretisch beschäftigen sich die Schüler mit den einzelnen Fächern, sondern vor allem praktisch in vielen Projekten und Werkstätten. Sie holen sich nicht nur Gäste in den Unterricht, sondern gehen hinaus, um sich selbst zu fordern und anderen zu helfen, dabei gesellschaftliche Verantwortung zu trainieren.
Erfahrungen und Ergebnisse werden in der Schulgemeinschaft präsentiert – und somit zum Leistungsnachweis. So sollen junge Leute ihr Potential ausschöpfen, auch jene, die an der traditionellen Schule bereits gescheitert sind.
Markus Reiter: Schlaue Zellen: Das Neuro-Buch für alle, die nicht auf den Kopf gefallen sind
Gütersloher Verlagshaus
Für das Buch "EduAction", Erziehung durch eigenes Tun, hat Gerald Hüther die Einleitung geschrieben. Der Neurowissenschaftler setzt sich für eine neue Lernkultur ein. Natürlich ist seine Disziplin zuallererst Grundlagenforschung, die nachzuvollziehen versucht, wie das komplexe Netzwerk des Gehirns funktioniert, wie es informiert, steuert, speichert, aber auch verkümmert oder sich stärkt.
Bei seinen Recherchen über die schlauen Zellen hörte Markus Reiter häufig den bedauernden Satz, dieses und jenes wisse man noch nicht. Und am Ende vermutet der Stuttgarter Journalist, dass sein Bericht über die wichtigsten Erkenntnisse der Neurowissenschaftler schon bald überholt sein könnte. Was sie aber der Pädagogik, dem Bildungswesen zu empfehlen haben, leuchtet schon deshalb ein, weil es jedermanns Lebenserfahrung zu entsprechen scheint.
Reiter fasst diese mit drei Schlagworten zusammen: Laufen, Lieben, Lesen. Sinnvolles Lernen wechselt ab mit guter Ernährung, Sport und vor allem mit Schlaf, der als Speicherphase dient. Und Neues erschließt sich leichter assoziativ, indem es an bereits Bekanntes anknüpft. Trainieren muss der Menschen sein Gehirn bis an sein Lebensende, auch um sich bewusst zu machen, wie sehr es ihn täuschen kann.

Cover: "Klein/Domisch: Niemand wird zurückgelassen"© Carl Hanser Verlag München

Cover: "Rasfeld/Spiegel: EduAction - Wir machen Schule"© Murmann Verlag GmbH

Cover: "Markus Reiter: Schlaue Zellen"© Gütersloher Verlagshaus