Kurz und kritisch
Eric Hobsbawm stellt in seinem Buch dar, wie der Marxismus den Kapitalismus in Frage gestellt hat. Hans-Jürgen Krysmanski schreibt über die Superreichen, von denen es seit der Renaissance des Manchesterliberalismus immer mehr gibt.
Eric Hobsbawm: Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus
Carl Hanser Verlag München, 448 Seiten, 27,90 Euro, als e-book 20,99 Euro
Eric Hobsbawm wollte Karl Marx wieder unter die Leute bringen. Ihn beschäftigte die Aktualität der Kapitalismusanalyse. Der Londoner Historiker war tief in der kommunistischen Tradition verwurzelt. Die Millionen von Toten, die der Kommunismus, und sei es in seiner stalinistischen, maoistischen oder auch Pol-Pot-schen Spielart, zu verantworten hatte, interessierten ihn nicht.
Für ihn war allein die Rezeptionsgeschichte der Marxschen Schriften ausschlaggebend. Und seine Verehrung ging so weit, dass er Karl Marx auf eine Stufe mit den Schöpfern der großen Religionen stellte, gemessen an seinem Einfluss auf die Weltgeschichte.
Dessen Kapitalismuskritik mag heute angesichts der großen Finanz- und Währungskrisen neues Interesse finden. Doch das Problem liegt ja nicht darin, dass er Gesellschaft und Ökonomie kritisch analysierte. Sondern er schuf eine Ideologie, die mit ihrem Anspruch auf Ausschließlichkeit den Boden der Moderne verlassen hat, auf der sie geschaffen wurde.
Nur so war es möglich, dass im Namen des Kommunismus ganze Völker in Angst lebten und Zig-Millionen von Menschen ihr Leben verloren.
Seine Gedanken waren in der Tat interessant. Entkleidet man sie jedoch von kommunistischer Ideologie, bleibt nichts übrig, was nicht Eingang in die Sozialwissenschaften gefunden hätte. Karl Marx muss nicht neu entdeckt werden, wie es Eric Hobsbawm vorschwebte, der im letzten Herbst gestorben ist.
Allenfalls könnte Interesse bei jenen geweckt werden, die sich von Machtphantasien begeistern lassen. Doch um es mit dem Philosophen selbst zu sagen: "Geschichte wiederholt sich nicht, es sei denn, als Farce."
Hans-Jürgen Krysmanski: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
Westend-Verlag Frankfurt , 240 Seiten, 19,99 Euro.
Wem daran gelegen ist, die Marx‘sche Klassentheorie weiterzuentwickeln, den mag Hans-Jürgen Krysmanski ansprechen. Er schreibt über die Superreichen, von denen es seit der Renaissance des Manchesterliberalismus immer mehr gibt, einem durchaus höchst fragwürdigen Merkmal unserer Zeit.
Der Münsteraner Soziologe ist mehr Theoretiker als Empiriker. Er belegt weniger mit Fakten als mit Zitaten aus Sekundärliteratur. Die wirklich Reichen unserer Gesellschaft bleiben im Dunkeln. Dafür spekuliert er lieber, wie sie auf Politik und Gesellschaft wirken.
Gleich einem Ideologen gelingt es ihm meisterhaft, alle Fakten in sein persönliches Gesellschaftsmodell, seine Weltanschauung einzupassen. Keine Antwort bleibt er schuldig. Doch Krysmanski bedient nur den Hass auf die Reichen und eine allseits grassierende Verschwörungstheorie, die sämtliche Missstände darauf zurückführt, dass Arm und Reich immer weiter auseinanderdriften.
Folglich sieht er die Lösung in einer Revolution, von der er hofft, sie möge friedlich bleiben. Kurz: Sein Buch gehört in die Bibliothek der Marx-Renaissance unserer Tage, die solange anhalten wird, bis es gelingt, den Reichtum, den die Gesellschaft produziert, wieder gerechter zu verteilen.
Carl Hanser Verlag München, 448 Seiten, 27,90 Euro, als e-book 20,99 Euro
Eric Hobsbawm wollte Karl Marx wieder unter die Leute bringen. Ihn beschäftigte die Aktualität der Kapitalismusanalyse. Der Londoner Historiker war tief in der kommunistischen Tradition verwurzelt. Die Millionen von Toten, die der Kommunismus, und sei es in seiner stalinistischen, maoistischen oder auch Pol-Pot-schen Spielart, zu verantworten hatte, interessierten ihn nicht.
Für ihn war allein die Rezeptionsgeschichte der Marxschen Schriften ausschlaggebend. Und seine Verehrung ging so weit, dass er Karl Marx auf eine Stufe mit den Schöpfern der großen Religionen stellte, gemessen an seinem Einfluss auf die Weltgeschichte.
Dessen Kapitalismuskritik mag heute angesichts der großen Finanz- und Währungskrisen neues Interesse finden. Doch das Problem liegt ja nicht darin, dass er Gesellschaft und Ökonomie kritisch analysierte. Sondern er schuf eine Ideologie, die mit ihrem Anspruch auf Ausschließlichkeit den Boden der Moderne verlassen hat, auf der sie geschaffen wurde.
Nur so war es möglich, dass im Namen des Kommunismus ganze Völker in Angst lebten und Zig-Millionen von Menschen ihr Leben verloren.
Seine Gedanken waren in der Tat interessant. Entkleidet man sie jedoch von kommunistischer Ideologie, bleibt nichts übrig, was nicht Eingang in die Sozialwissenschaften gefunden hätte. Karl Marx muss nicht neu entdeckt werden, wie es Eric Hobsbawm vorschwebte, der im letzten Herbst gestorben ist.
Allenfalls könnte Interesse bei jenen geweckt werden, die sich von Machtphantasien begeistern lassen. Doch um es mit dem Philosophen selbst zu sagen: "Geschichte wiederholt sich nicht, es sei denn, als Farce."
Hans-Jürgen Krysmanski: 0,1 % - Das Imperium der Milliardäre
Westend-Verlag Frankfurt , 240 Seiten, 19,99 Euro.
Wem daran gelegen ist, die Marx‘sche Klassentheorie weiterzuentwickeln, den mag Hans-Jürgen Krysmanski ansprechen. Er schreibt über die Superreichen, von denen es seit der Renaissance des Manchesterliberalismus immer mehr gibt, einem durchaus höchst fragwürdigen Merkmal unserer Zeit.
Der Münsteraner Soziologe ist mehr Theoretiker als Empiriker. Er belegt weniger mit Fakten als mit Zitaten aus Sekundärliteratur. Die wirklich Reichen unserer Gesellschaft bleiben im Dunkeln. Dafür spekuliert er lieber, wie sie auf Politik und Gesellschaft wirken.
Gleich einem Ideologen gelingt es ihm meisterhaft, alle Fakten in sein persönliches Gesellschaftsmodell, seine Weltanschauung einzupassen. Keine Antwort bleibt er schuldig. Doch Krysmanski bedient nur den Hass auf die Reichen und eine allseits grassierende Verschwörungstheorie, die sämtliche Missstände darauf zurückführt, dass Arm und Reich immer weiter auseinanderdriften.
Folglich sieht er die Lösung in einer Revolution, von der er hofft, sie möge friedlich bleiben. Kurz: Sein Buch gehört in die Bibliothek der Marx-Renaissance unserer Tage, die solange anhalten wird, bis es gelingt, den Reichtum, den die Gesellschaft produziert, wieder gerechter zu verteilen.

Cover: "Wie man die Welt verändert: Über Marx und den Marxismus" von Eric J. Hobsbawm© Carl Hanser Verlag

Cover: "0,1% - Das Imperium der Milliardäre" von Hans Jürgen Krysmanski© Westend Verlag