Kunstverkauf

"Wertvolles Kulturgut für die Tagespolitik instrumentalisiert"

Die Skulptur "Stein Denkmal" (1961/1969) von Henry Moore (1898 - 1986) im LWL Museum für Kunst und Kultur in Münster. Wieder wird hochkarätige Kunst aus Nordrhein-Westfalen verkauft. Die WestLB-Nachfolgerin Portigon bestätigte konkrete Pläne zur Veräußerung ihrer Kunstsammlung.
Die Skulptur "Stein Denkmal" von Henry Moore im LWL Museum für Kunst und Kultur in Münster. Wieder soll hochkarätige Kunst aus Nordrhein-Westfalen verkauft werden. © picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Willi Korte im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 05.02.2015
Ein Runder Tisch hat sich am Donnerstag über den drohenden Verkauf der Portigon-Sammlung in NRW beraten. Für 12 der 400 Werke ist jetzt ein Verfahren zur Prüfung als national wertvolles Kulturgut eingeleitet. Willi Korte hält diese politisch geschickte Lösung für bedenklich.
Ein Runder Tisch traf sich am Donnerstag in Düsseldorf, um über die Zukunft der Sammlung im Besitz der WestLB-Nachfolgerin Portigon in Nordrhein-Westfalen zu beraten. Es geht um 400 Werke aus der Kunstsammlung der zerschlagenen WestLB, die im Zuge der Abwicklung der Bank verkauft werden sollen – nach einer EU-Richtlinie zum höchstmöglichen Preis. Für 12 dieser Werke ist jetzt ein Verfahren zur Prüfung als nationales Kulturgut eingeleitet.
"Politisch ist das im Hinblick auf die Aktualität und Schwierigkeit des Themas wohl eine ganz geschickte Lösung, etwas besorgen sollte uns, glaube ich, ob hier das Institut des nationalen, wertvollen Kulturgutes für die Tagespolitik instrumentalisiert werden soll",
sagte der Provenienzforscher Willi Korte über diesen Schachzug im Deutschlandradio Kultur.
Ein solches nationales Kulturgut darf zwar verkauft, aber nicht außer Landes gebracht werden, womit der Verkaufswert sinkt. Es gehe aber nicht nur darum, einen Käufer zu finden, sondern diese Werke auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, unterstrich Willi Korte.
"Dann sind es meistens Stiftungen, die solche Ankäufe tätigen, um sie dann als Leihgaben an die Museen weiterzureichen, bei den Stiftungen handelt es sich dann natürlich um Einrichtungen, die wieder im Wesentlichen mit Steuergeldern operieren, also der Steuerzahler wird wohl letztlich seinen Obolus hier leisten müssen."
Das Pikante sei, so der Forscher weiter, dass in den Werken bereits Steuergelder hineingeflossen seien.
"Es ist ja nicht eine Privatbank, die hier ihre Kunstsammlung verscherbelt, sondern ein öffentliches Institut."
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