Kunstperformance über Kolonialismus

Drinks der Eroberungszüge

Sklaven verpacken Rum für den Transport nach Europa.
Rum: Ein koloniales Erbe? © picture alliance / Isadora/Leemage
Stefanie Sourial im Gespräch mit Max Oppel · 15.02.2019
Gin Tonic, Cuba Libre – viele Cocktails entstanden im Kontext der blutigen Kolonialgeschichte. Mit ihrer Performance "Colonial Cocktail" will die Wiener Künstlerin Stefanie Sourial darauf aufmerksam machen, wie politisch Trinken sein kann.
Haben Sie beim letzten Mojito an der Bar schon einmal über die Herkunft des Drinks nachgedacht? Vermutlich nicht. Ein Cuba libre trägt ja immerhin den Hauch der Geschichte im Namen. Aber bei Gin Tonic oder Cosmopolitan denkt man eher an ein Modegetränk als an Kolonialismus.

Erst Medizin, dann Hipstergetränk

Dabei wurde Gin Tonic früher als Mittel gegen Malaria eingesetzt, erzählt die Künstlerin Stefanie Sourial. Von der peruanischen Quechua-Bevölkerung hätten europäische Kolonialisten gelernt, wie man aus dem Chinarindenbaum Chinin-Pulver herstellt und damit Malaria heilt. Doch weil das Pulver so bitter war, vermischte man es mit Zucker und Sodawasser. So entstand Tonic Water. Die britischen Kolonialisten mischte noch Gin dazu, fertig war der Gin Tonic. Sollte man mit der politischen Vergangenheit dieses Drinks ein Problem haben? - Stefanie Sourial findet schon, denn an vielen Cocktails klebe koloniales Blut: "Koloniale Gewaltgeschichte ist einfach überall vorhanden, an so vielen Orten, die wir gar nicht mehr sehen können, weil wir schon so in unserem Alltag drin stecken."

Drink mit düsterer Vergangenheit

Wer zum Beispiel an der Bar einen Gin Tonic bestellt, bekommt häufig einen Mix mit dem Gin "Bombay Sapphire". Die Frau auf dem Ettiket ist mehr als nur Deko.
"Auf der Flasche ist die Queen Victoria abgebildet, die Kaiserin von Indien", erklärt Sourial. "Dieser Gin ist ihr zu Ehren gemacht worden. Und hinter dieser Frau steckt eine wahnsinnig große Gewaltgeschichte, die Vernichtung einer ganzen Bevölkerung."
Bis heute hätten sich die Länder nicht von der Ausbeutung durch die Kolonisatoren erholt, sagt Sourial. Mit ihrer Kunstperformance, die sie mit der Mezzosopranistin Katja Ledoux gestaltet, will sie deshalb zeigen, wo koloniale Geschichte in der Gegenwart fortwirkt.
(mw)
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