Kunstdiebe und Männerliebe

Vorgestellt von Jörg Taszman · 05.09.2007
"Stealing Klimt" zeigt den Kampf der 91-jährigen Maria Altmann gegen den Staat Österreich um Rückgabe von fünf Klimt-Gemälden, die von den Nazis geraubt worden waren. Zugleich ist es eine Parabel auf die Ignoranz von Politikern. "The Bubble" porträtiert die schwierige Liebe zweier Schwuler in Tel Aviv: einer ist Israeli und der andere Palästinenser aus den besetzten Gebieten.
"Stealing Klimt"
Großbritannien 2006. Regie: Jane Chablani. Mitwirkende: Maria Altmann, E. Randol Schoenberg, Hubertus Czernin, Elisabeth Gehrer, Gerbert Frodl, Gottfried Tomann u.a.

Fünf der berühmtesten Bilder des Österreichers Gustav Klimt befinden sich seit 2006 nicht mehr in einem Wiener Museum. Es handelte sich bei diesen Werken im weitesten Sinne um von den Nationalsozialisten geraubte Kunst. Nach dem Krieg erhielt der rechtmäßige Eigentümer der Klimt Gemälde vom österreichischen Staat die Bilder nie zurück. Erst durch ein neues Restitutionsgesetz 1998 konnte die noch lebende Erbin die Bilder zurückfordern. Der englische Dokumentarfilm "Stealing Klimt" erzählt diese beeindruckende und wechselvolle Geschichte.

"Stealing Klimt" erzählt ganz aus der Perspektive einer streitbaren Dame der nun 91-jährigen Maria Altmann. Regisseurin Jane Chablani wollte ursprünglich beide Parteien mehr zu Wort kommen lassen, aber viele österreichischen Politiker und Beamte wollten sich nicht interviewen lassen. Es ist so eine Parabel, was passiert, wenn Politiker oder Staaten immer nur scheibchenweise nachgeben, lavieren und versuchen, Zeit zu schinden.

Am Ende hat Österreich die Bilder verloren, obwohl das nie die Absicht von Maria Altmann war, sie bei Christies zu versteigern. Für 300 Millionen Euro hatte Österreich ein Vorverkaufsrecht. Zu echten Verhandlungen kam es nie. Lieber spielte man den Beleidigten und ließ zu, dass viele Österreicher ihren ganz persönlichen Antisemitismus bestätigt sahen. "Der alten jüdischen Dame ginge es ja wohl nur ums Geld". Und doch muss man als Betrachter bedauern, dass vier der fünf Gemälde nun nicht mehr öffentlich zu sehen sind.

Man geht nachdenklich aus diesem sehenswerten Film, der obwohl er parteiisch ist, viele Fragen zulässt. Wie sollte mit Beute- oder Raubkunst verfahren werden? Welchen Preis ist ein Staat, der sich im Unrecht befand, bereit zu zahlen, um die Werke eines seiner berühmtesten Künstler für das Land zu erhalten ? Welchen Wert hat Kultur, haben Gemälde überhaupt noch in einer Welt, wo anonyme Milliardäre Fantasiesummen zwischen 50 und 73 Millionen für ein Gemälde zahlen?


"The Bubble"
Israel 2006. Regie: Eytan Fox. Darsteller: Ohad Knoller, Alon Friedmann, Daniela Wircer, Yousef "Joe" Sweid u.a.

Romeo und Romeo im heutigen Tel Aviv. Beide sind schwul, aber einer ist Israeli, der andere ein Palästinenser aus den besetzten Gebieten. Mit viel Herzblut erzählt Eytan Fox von zwei jungen Männern, die sich lieben, die aber sonst alles trennt. Nebenbei gelingt dem bekennenden homosexuellen Regisseur aber auch ein überzeugendes Porträt einer Generation, die an Israel zweifelt, aber auch keine Lösungen parat hat. Ein Film über das Suchen nach Lösungen, die im zwischenmenschlichen Bereich liegen könnten, aber durch Hardliner vereitelt werden. Zu verhärtet scheinen derzeit die Fronten. Bei allem Pessimismus ist "The Bubble" dennoch auch ein Film, der Hoffnung macht und sich seinen Humor nie nehmen lässt.
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