Kunstaktion zur Bundestagswahl

"Wählen auch Sie die Tödliche Doris!"

07:54 Minuten
Ein Hängelampe vor einem Wandbild, das eine blonde Frau mit zur Fratze verzerrtem Gesicht zeigt.
Zurück im Rampenlicht: "Die Tödliche Doris" war fester Bestandteil der Westberliner Subkultur der 1980er-Jahre. © picture alliance / Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa | Arno Burgi
Wolfgang Müller im Gespräch mit Massimo Maio · 15.09.2021
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Mit einer Neuauflage ihrer Westberliner Wahlkampagne von 1981 greift "Die Tödliche Doris" in den den Bundestagswahlkampf ein. Das Praktische daran: Die Slogans mussten kaum verändert werden, so "Tödliche Doris"-Gründer Wolfgang Müller.
1. Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Kampf der Arbeitslosigkeit!
2. Stabilität der Währung, um Erreichtes zu sichern!
3. Beseitigung sozialer Ungleichheit, Rentenerhöhung. Unterstützung gesellschaftlicher Randgruppen: Alte, Schwache, Behinderte, Strafgefangene, um zu resozialisieren und sie in diese Gesellschaft einzugliedern.
Diese und ähnliche Forderungen präsentierte die Künstlergruppe "Die Tödliche Doris" 1981 im Berliner Wahlkampf auf einer Audiokassette – Titel: "Die Tödliche Doris bewirbt sich um einen Sitz im Berliner Senat".
War natürlich nur Spaß:
"Es gab ja richtige Platten, wo eine Partei Werbung für sich macht, mit einer Ansage, auf der Rückseite gab es dann Musik", sagt "Tödliche Doris"-Gründer Wolfgang Müller, heute 63, über den Hintergrund der Kunstaktion. "Und dann dachten wir, es wäre doch schön, eine Kassette zu machen, wo man dann alle möglichen Slogans, die es so gibt, zusammenfasst."

"Da dachte ich, das ist doch immer noch aktuell"

Nur 20 Kassetten dieser Wahlrede seien damals gemacht worden. Eine davon sei ihm jetzt beim Aufräumen wieder in die Hände gefallen, so Müller. "Da dachte ich, das ist doch immer noch aktuell. Von 1981, kann man doch eigentlich übersetzen."
Viel Übersetzung war aber offenbar nicht nötig: Fast textgleich ist die neue Fassung der Wahlkampfrede der "Tödlichen Doris", die Müller jetzt mit Claudia Urbschat-Mingues als Sprecherin herausbringt und die einen Tag vor der Bundestagswahl als Schallplatte erscheint.
"Es gibt ja schon andere Schwerpunkte, aber es gibt so bestimmte Standards, die sich eigentlich immer wiederholen, die ganz stereotyp sind, weil - jede Partei will ja das Beste für angeblich alle", sagt Müller.
(uko)
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