Kunst-Ranking "Power 100"

Das Maß der Macht

05:37 Minuten
Die Künstlerin Nan Goldin steht vor einem Museum und raucht eine Zigarette.
Coolness und Kritik: Die Fotografin Nan Goldin wendet sich gegen die Kommerzialisierung der Kunst und schafft es auf Platz zwei in "Art Review". © Picture Alliance / dpa / Photoshot
Jörg Heiser im Gespräch mit Gesa Ufer · 14.11.2019
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Die Zeitschrift "Art Review" hat seine jährliche Auflistung der einflussreichsten Menschen in der Gegenwartskunst veröffentlicht. Dabei wechseln sich Mainstream-Akteure und deren Kritiker ab. Störend findet das Kunstprofessor Jörg Heiser.
Sie sollen einflussreich sein - zumindest in der gegenwärtigen Kunstszene. Die Zeitschrift "Art Review" hat ihre jährliche Liste der "Power 100" veröffentlich. Auf Plazt eins: Glenn D. Lowry, Direktor des Museum of Modern Art (MoMA) in New York. Ihm folgt die Fotografin der Subkultur, Nan Goldin - eine Kritikerin des etablierten Kulturbetriebs.

Dient dem Marketing

Jörg Heiser, Kunstkritiker und Professor an der Universität der Künste in Berlin, sieht die Liste vor allem kritisch. Denn diese werde von "Art Review" als Marketinginstrument verwendet.
Die Frage sei, wer über die Platzierung entscheide. Waren bei früheren Rankings noch gewisse Kriterien wie Verkaufszahlen und Ausstellungsteilnahmen bekannt, handele es sich bei der Listung in "Art Review" um "eine politische Entscheidung" des Magazins, um eigene Akzente zu setzen. So falle Heiser bei der aktuellen Liste ein Muster auf: "Großes Geld – Kritik an großem Geld".

Nicht nur abbilden, sondern berichten

Was ihn daran störe, sei das Ausbalancierte: auf der einen Seite die großen Player, auf der anderen Seite kritisch denkende Künstlerinnen und Künstler. Doch dies genüge nicht, sondern sei genau das Problem, unterstreicht Heiser. Denn "Art Review" mache es sich damit zu einfach, nur die beiden Positionen in der Kunst abzubilden, ohne indes genau hinzuschauen, wie es tatsächlich darum bestellt sei.
(rzr)
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