Kulturpresseschau

Alternativen zum Weltuntergang

Peter Gauweiler auf einer Diskussionsverantaltung in der Berliner Urania.
"Es gibt keine Staatstugend, die gegen die Tugend im Allgemeinen geht": Peter Gauweiler auf einer Diskussionsveranstaltung in der Berliner Urania. © imago stock&people
Von Adelheid Wedel · 13.02.2019
In der "FAZ" schreibt Peter Gauweiler über die Flüchtlingsfrage und die fehlende politische und ökonomische Kreativität in Krisenzeiten. Er fordert, das Streben nach dem Glück der Flüchtlinge mit der Kraft der hiesigen Wirtschaft zu koppeln.
"Europa fehlt es an Perspektiven." Mit dieser Feststellung leitet Peter Gauweiler in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG seine "Alternativen zum Weltuntergang" ein.
Es geht um die Flüchtlingsfrage. Er schreibt: "Wenn wir das 'Draußen vor der Tür-Problem' nicht politisch und ökonomisch kreativ angehen, wird der europäische Grenzschutz selbst dann irgendwann wertlos, wenn er funktioniert."

Versuch einer Besänftigung

Seine Begründung: "Weil es keine Staatstugend gibt, die gegen die Tugend im Allgemeinen geht. Recht ist nicht alles." Besänftigend fasst er zusammen: "Die letzten zwanzig Jahre bestehen nicht nur aus Misserfolgen." Denn in der Zeit habe sich der Anteil der in extremer Armut lebenden Weltbevölkerung mehr als halbiert und alle hätten heute zu essen.
Das klingt wenig realistisch, zumal dann, wenn man eine andere Zahl dagegen setzt.
Gauweiler zitiert den Präsidenten des deutschen Bundesnachrichtendienstes Bruno Kahl. Der spricht von über 600 Millionen Menschen, deren Aufbruch unmittelbar bevorstünde oder die bereits unterwegs seien.
"Was sie wollten und wollen ist klar", so der Münchner Rechtsanwalt, sie wollen "das, was wir alle wollen - an den Gütern der modernen Welt teilhaben".
Gauweilers Vorschlag: "Wenn Politik Zielsetzung ist, dann müsste ihr Streben nach Glück mit der Kraft unserer Wirtschaft gekoppelt werden."

Rechtsintellektuellen-Konferenz in Berlin

Auf einer Konferenz in Berlin trafen sich Rechtsintellektuelle aus ganz Europa, um über "Nationale Identität" zu diskutieren. Martin Niewendick nennt seinen Bericht in der Tageszeitung DIE WELT "Beobachtungen von einer merkwürdigen Zusammenkunft". An der Veranstaltung nahm auch die Schriftstellerin Monika Maron teil. Der Autor schreibt über sie, sie habe "sich in der Vergangenheit als scharfe Kritikerin des Islam und der deutschen Integrationspolitik profiliert".
Globalisierung, sagt die 77-jährige, stehe im Konflikt zu den Bedürfnissen der Bürger. Denn je größer ein Gebilde sei, mit dem sich Menschen solidarisieren sollten, desto schwieriger werde dies. In vielen europäischen Staaten sei eine Identifikation mit der Nation normal. "Nur Deutschland will seine Identität unbedingt loswerden", meint die Schriftstellerin.

Wiener Demos zeigen das progressive Österreich

In der Wochenzeitung FREITAG lesen wir einen Bericht aus Wien. Vera Deleja-Hotko schreibt: "Spontan, aktuell, offen: Bei den Donnerstagsdemos zeigt sich das fortschrittliche Österreich. Jede Woche zu einem anderen Thema, entlang einer anderen Route, jede Woche mit mehreren tausend Menschen. Bei Regen, bei Schnee. Widerstand, Aufklärung und Solidarität, darum soll es gehen." Um die schwarz-blaue Regierung, das ganze System. "Ich gehe für meine Kinder und Enkelkinder auf die Straße", wird die 63-jährige Christine F. zitiert.
"Sie will nicht, dass diese in einer Welt aufwachsen müssen, in der die Menschenrechte mit Füßen getreten werden." Die Demonstrierenden stammen aus allen Schichten, bekannte Schriftstellerinnen wie Stefanie Sargnagel oder Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek unterstützen die Proteste. Jelinek, so berichtet Vera Deleja-Hotko, "hatte vergangenen Herbst einen neuen Text mit dem Titel beigesteuert 'Oh du mein Österreich! Da bist du ja wieder!'"

Schwarze Kleidung als Ausdruck des Ich-Gefühls

Die TAZ deckt einen Fall auf, der beunruhigt. Anne Fromm hat recherchiert: "Mehrere rechte Medien versuchen fast zeitgleich, einen NDR-Journalisten und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk als linksextrem zu diskreditieren." Es geht um Sebastian Friedrich, "der vor seiner Ausbildung beim NDR für eine linke Monatszeitung über Rassismus und den Aufstieg der AfD schrieb." Dass der NDR ihn angestellt habe, behaupten die AfD-ler, zeige wieder einmal, wie links-versifft die ARD sei.
Der FREITAG rezensiert den Novellen-Band "Löwenchor" von Györgi Dragomán. Der in Rumänien geborene Schriftsteller wanderte mit seiner Familie nach Ungarn aus. All seine Erfahrungen einschließend, sagt er: "Ich trage schwarze Kleidung, um deutlich zu machen, wie ich mich innen fühle."
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