Kulturkampf in den USA

Das Ende einer umstrittenen Geschichtskommission

08:13 Minuten
Joe Biden unterzeichnet an seinem ersten Amtstag mehrere Dekrete.
Joe Biden räumt mit der Politik seines Vorgängers auf. Gleich an seinem ersten Tag als US-Präsident unterzeichnete er verschiedene Dekrete – darunter auch eines, das die "Kommission 1776" auflöst. © picture alliance / CNP | Doug Mills
Nikolaus Bernau im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 31.01.2021
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Die von Donald Trump eingesetzte "Kommission 1776" sollte der patriotischen Erziehung in den USA dienen und ein konservatives Geschichtsbild festigen. Durch ein Dekret des neuen US-Präsidenten Joe Biden ist das Gremium nun selbst Geschichte.
Der neue US-Präsident Joe Biden hat eine umstrittene Geschichtskommission aufgelöst. Diese war erst im September von seinem Vorgänger Donald Trump eingesetzt worden. Die "Kommission 1776" sollte der "patriotischen Erziehung" dienen. Kritiker sprachen von einem neuen Kulturkrieg. Und genau darum sei es auch gegangen, meint der Journalist Nikolaus Bernau.
"Das traditionelle Geschichtsbild, das seit mindestens 150 Jahren in den USA gepflegt wird, sollte bestätigt und wieder gestärkt werden, weil es unter Druck steht", berichtet Bernau. Konservative in den USA behaupteten seit nunmehr 30 Jahren, dass "die Schulen, die Lehrerverbände, die Bibliothekarverbände, die Universitäten, sogar die Archive" von Linken regelrecht durchsetzt seien – und dass diese darauf aus seien, das Selbstbewusstsein und die Vorbildrolle Amerikas zu demontieren.

Ein Bericht als "totale Bankrotterklärung"

Dem sollte die Kommission entgegen wirken. Zwei Tage vor Bidens Inauguration legte sie ihr erstes und letztes Papier vor, das "unsäglich peinlich" und "eine totale Bankrotterklärung" gewesen sei, so Bernau. Die Verfasser machen darin den Progressivismus, also linke Politik, für die Probleme der USA verantwortlich.
Wie sieht nun dieses alternative, von den Progressiven favorisierte Geschichtsbild aus, das die Konservativen so verdammen? Das National Museum for African American History and Culture zum Beispiel erzähle die Geschichte der Schwarzen in Amerika als eine des Selbstbewusstseins, des Widerstands und der Selbstertüchtigung, sagt Bernau. Und das Projekt "1619" der New York Times – die Zahl steht für das Jahr, an dem nachweislich erstmals in den USA Menschen als Sklaven verkauft wurden – zeigt den systematischen Rassismus in der amerikanischen Geschichte. "Das hat die Konservativen entsetzlich aufgeregt", berichtet Bernau.
(ckr)
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