Künstlerin Dariia Kuzmych

Russland führt einen Kulturkrieg

07:12 Minuten
Die ukrainische Künstlerin Dariia Kuzmych
Das Kunst und Kultur oft "als russisch" gelabelt sei, müsse besser differenziert werden, sagt Dariia Kuzmych. © Darria Kuzmych
Dariia Kuzmych im Gespräch mit Eckhard Roelcke · 02.05.2022
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Dem Ukrainekrieg sei eine lange kulturelle Propaganda von Russland vorangegangen, sagt die Künstlerin Dariia Kuzmych. Begriffe, wie „Russian Avantgarde“ verfälsche die Realität, der Ursprung der Kunst sei oft aus anderen Kulturen angeeignet.
Russland habe sich viel kulturelles Erbes von anderen Völkern, etwa aus der ehemaligen Sowjetunion, angeeignet, sagt Dariia Kuzmych. Die ukrainische Künstlerin lebt in Kiew, pendelt aber auch zwischen Berlin und Wien.
Diese Erzählung über russische Kultur sei noch immer im Bewusstsein vieler Menschen präsent, die wirkliche Herkunft müsse man aufhellen, dekonstruieren, auch renationalisieren. Denn: Kultur ist auch unsere Identität."

Falsche Begriffe, die pauschalisieren

Kenntnisse über die Kulturen müsse man neu bewerten, anders als die koloniale Sicht Russlands. Sie stimme zu, dass die Kunst der Moderne eigentlich mit dem Prinzip der Nationalkunst gebrochen hat.
Begriffe wie „Russian Avantgarde“ würden immer noch von großen Kunstausstellungen benutzt. Damit würde die russische Aneignung verkannt. Das müsse genauer betrachtet und differenziert werden, bevor man zeitgenössische Kunst als Kunst ohne nationale Prägung sehe.
Das Gemälde "Russian Dancers" von Edgar Degas zeigt Tänzerinnen in der Natur
Aus "Russian Dancers" wurden "Ukranian Dancers": Die Londoner National Gallery hat Edgar Degas' Bild wegen des Ukraine-Krieges umbenannt, um die kulturelle Herkunft der Tänzerinnen zu berichtigen.© imago images/UIG
Der Krieg habe auch ihre eigene künstlerische Arbeit anfangs blockiert, so Kuzmych. Zu sehr habe sie sich für andere Menschen und ihre Familie in der Ukraine engagiert.   

Mit Kunst das Kriegstrauma überwinden

„Aber jetzt spüre ich, dass es wichtig ist, weiter an eigenen Projekten zu arbeiten. Das wird uns helfen, dieses Trauma zu überwinden und damit zu leben.“
Schon vor dem Krieg im Herbst 2021 sei sie für ein kuratorisches Projekt in Traiskirchen in Niederösterreich für Kunst im öffentlichen Raum eingeladen worden: „Seltsamerweise ein Projekt, das sich mit der Krise von Europa und Fragen der Solidarität beschäftigt, in einer Stadt mit einem Erstaufnahmezentrum von Flüchtlingen – ich mache eine große Installation in dieser Stadt, die wir im Juli eröffnen.“
(mle)

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