Künstlerhaus in Brandenburg

"Wiepersdorf soll kein kommerzieller Ort werden"

Schloss Wiepersdorf war der Landsitz von Bettina und Achim von Arnim, heute ist es ein Künstlerhaus.
Schloss Wiepersdorf war der Landsitz von Bettina und Achim von Arnim, heute ist es ein Künstlerhaus. © Imago / Rainer Weisflog
Martina Münch im Gespräch mit Eckhard Roelcke |
Das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf muss renoviert werden. Die Zukunft des Museums- und Stipendiatenbetriebs ist wegen finanzieller Probleme ungewiss − doch Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch verspricht, dass das Land einspringen werde.
Rund 80 Kilometer südlich von Berlin liegt Schloss Wiepersdorf. Als ehemaliger Wohnsitz von Ludwig Achim und Bettina von Arnim, des bedeutenden Dichterpaares der Romantik, hat es eine lange Tradition als Ort des geistigen Austausches.
Noch habe man keinen Betreiber, der gemeinsam mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Zukunft des Schlosses verantworten soll, doch die Wiedereröffnung "ist unser ganz ausdrücklicher Wunsch und Wille", sagte Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur:
"Das ist ein ganz authentischer Ort, an dem Bettina von Arnim gelebt hat, und der Ort, an dem sich Künstler getroffen haben."
Man werde die Zeit der Renovierung intensiv nutzen, um ein gutes Konzept zu entwickeln, damit man das Schloss 2020 wieder mit Stipendiaten belegen könne.

Niedrigzinsen sind schuld an dem Engpass

Der finanzielle Engpass für das Schloss, das sich im Besitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz befindet, habe sich durch die niedrige Zinsentwicklung an den Finanzmärkten ergeben:
"Wir haben der Stiftung vor einigen Jahren einen Fonds zur Seite gestellt und sind davon ausgegangen, dass das Geld ausreicht, um sowohl das Schloss und den Betrieb mit Stipendiaten aufrecht zu erhalten". Doch durch die niedrigen Zinsen habe kein Fonds mehr gewinnbringend arbeiten können. Auch der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sei es so ergangen.
Martina Münch (SPD) ist Kulturministerin des Landes Brandenburg
Martina Münch (SPD) ist Kulturministerin des Landes Brandenburg© dpa / picture alliance / Soeren Stache
Die Schließung sei erforderlich, weil das Haus, insbesondere das Dach, dringend saniert werden müsse: "Die Stiftung sagt jetzt selbst, sie ist nicht mehr in der Lage, es zu betreiben." Das Land müsse nun einspringen und deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, damit der Künstlerbertrieb 2020 wieder aufgenommen werden könne.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz werde allerdings nicht als Eigentümerin aussteigen und werde dafür sorgen, dass Schloss und Garten in einen vernünftigen Zustand versetzt werden.

"Professioneller aufstellen"

Noch sei die Suche nach einem neuen Betreiber nicht abgeschlossen, aber klar sei, dass das Künstlerhauskonzept fortgesetzt werde, sagte Martina Münch. Das Haus solle in Zukunft etwas professioneller aufgestellt arbeiten. In welcher Form dies zukünftig stattfinde, werde noch abgewogen. Jedes Modell habe Vor- und Nachteile: "Wir sind im Moment dabei abzuwägen, welches das günstigste für Wiepersdorf ist."
Als Tagungsort sei das Schloss nicht geeignet, dazu liege es zu weit weg von Berlin und biete zu wenig Umfeld:
"Wir werden es möglicherweise in einem kleinen Umfang für Künstler nutzen. Man könnte auch an eine Summerschool denken, dass man mit bestimmten Autoren oder auch Verlagen gemeinsam in etwas größerer Runde dort entsprechende Möglichkeiten und Veranstatungen anbietet. Aber Wiepersdorf soll kein kommerzieller Ort werden."

Abgeschiedenheit für die Kunst

Schlussendlich sollten die Stipendiaten in Ruhe arbeiten können und dazu bedürfe es auch einer gewissen Abgeschiedenheit.
In begrenztem Umfang solle die Darbietung von Kultur verbessert werden, etwa indem die Künstler aus ihren Werken vorlesen und Fotografen und bildende Künstler Ausstellungen machen können. Auch die Berliner Szene solle durch ein professionelleres Marketing angesprochen werden:
"Aber es ist nicht geplant, irgendeine Art von kommerziellem Tourismus dorthin zu bringen."
(mle)
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