Künstler Heinz Mack

"Selbst das Medium Licht ist gestaltbar"

12:32 Minuten
Der Maler und Bildhauer Heinz Mack.
Am 8. März wird der Maler und Bildhauer Heinz Mack 90 Jahre alt. © picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd
Heinz Mack im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
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Heinz Mack hat rotierende Lichtskulpturen geschaffen, glitzernde Stelen, Flügel, Brunnen, golden glänzende Bronzeplastiken. Etwa hundert seiner Arbeiten aus Granit, Stahl und Glas stehen im öffentlichen Raum. Nun wird er 90 Jahre alt.
Als Heinz Mack 1950 mit dem Studium an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf begann, herrschte in Deutschland "insgesamt ein kultureller Friedhof", wie er sagt. Weder kannte er sich – Mack war damals 19 Jahre alt – mit moderner Malerei noch mit modernen Skulpturen aus, auch gab es keinerlei Bücher in der Bibliothek dazu, und bis auf zwei Ausnahmen "wussten die meisten Professoren noch nicht einmal, dass Miró gelebt hat".Für besonderen Fleiß bekam er gleich nach dem ersten Semester einen kleinen Geldbetrag vom Direktor der Akademie überreicht, wie er erzählt. Damit fuhr Mack dann nach Paris, die erste Stadt seines Lebens ohne Trümmer. "Und was ich dort gesehen habe in den Museen, das hat mich natürlich unwahrscheinlich fasziniert. Und umso mehr merkte ich, dass bei uns in Deutschland doch noch wirklich ein Vakuum herrschte."
Die Künstler Heinz Mack (l-r), Otto Piene und Günther Uecker im Jahr 2006 bei einer ZERO-Retrospektive.
Die Künstler Heinz Mack (l-r), Otto Piene und Günther Uecker im Jahr 2006 bei einer ZERO-Retrospektive.© picture-alliance/ dpa/dpaweb | Horst Ossinger
1957 gründete Mack mit Otto Piene die legendäre Künstlergruppe ZERO, später kam noch Günther Uecker dazu. ZERO stand für den Nullpunkt, den Neuanfang. Das war wörtlich zu nehmen: "Nachdem ich mich immerhin sechs Semester lang mit Malerei und Skulptur beschäftigt hatte und sehr fleißig war, entdeckte ich auf meine Weise, dass in der Kunst schon fast alles entdeckt und kreativ erschöpft schien. Und ich beschloss, alles, was ich gelernt habe, zu vergessen und noch einmal ganz von vorne anzufangen."

"Wir wollten neue Entdeckungen machen"

Das sei die Voraussetzung für die Entwicklung von ZERO gewesen, "denn wir wollten ja neue Entdeckungen machen – und dazu gehörte das Licht", so Mack. "Das Licht war nicht nur einfach eine Voraussetzung für die Kunst, sondern wir hatten auf einmal die Idee, dass selbst das Medium Licht gestaltbar ist, so wie man auch Holz, Eisen, Marmor oder andere Materialien gestaltet".
Neun goldene Säulen vor einem Bergpanorama an einem See.
2016 baute Heinz Mack seine Installation 'The Sky Over Nine Columns' im schweizerischen St. Moritz auf - nach Stationen in Venedig, Istanbul und Valencia.© picture alliance / Gian Ehrenzeller / KEYSTONE / dpa
Mack reiste in den 60er-Jahren in die Sahara und in den 70ern in die Arktis, wo er seine Arbeiten der Kraft des Lichts aussetzte. Diese bestanden aus Sandreliefs, Kuben, Spiegeln, Flügelreliefs, Segeln, Fahnen und monumentalen Lichtstelen einerseits und schwimmenden Plexiglaskörpern, Lichtblumen, prismatischen Pyramiden, Eiskristallen und Feuerflößen andererseits.
Mack wollte herausfinden, "ob meine Arbeiten wie Instrumente auf das Licht reagieren und ob diese Konstruktionen, die ich zu Hause präpariert hatte, in der Wüste mit ihrem unendlich weiten Raum und mit ihrer unglaublich intensiven Lichtausstrahlung wirklich mit dem Licht spielen können, ob sie gegen die Wüste ankommen. Das war eine unglaublich abenteuerliche Untersuchung und hat auch sehr viel Energie und Optimismus erwartet und verlangt."

Demontage eines Werks in Leverkusen

Heute gilt Heinz Mack als europäischer Pionier der Land Art. In vielen deutschen Städten findet man zudem Skulpturen von ihm – zumindest war das bislang so. In Leverkusen wurden vor Kurzem "zwei gewaltige Stirnwände, jeweils drei Stockwerke hoch, ein Hauptwerk von mir" ohne Macks Wissen einfach demontiert, wie er sagt. "Wenn man so mit der Kunst in Deutschland umgeht, dann ist das nicht nur enttäuschend, ich finde es außerordentlich beschämend."
Am Montag wird Heinz Mack 90 Jahre alt: "Es ist mein Stolz, dass ich immer noch jeden Tag zur arbeitenden Bevölkerung gehöre."
(ckr)

Der Düsseldorfer Kunstpalast widmet Heinz Mack eine Ausstellung, die einen Schwerpunkt auf die ersten drei Jahrzehnte seines Schaffens legt. Am Montag nimmt er an der digitalen Eröffnung teil, die ab 19 Uhr live im Netz übertragen wird.

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