Krzysztof Charamsa: "Der erste Stein"

Coming Out eines Priester als Befreiungsschlag

Collage mit Cover von "Der erste Stein" und einem Kreuz, das mit einer Regenbogenfahne verziert ist
Krzysztof Charamsas "Der erste Stein" stößt bei den Lesern auf große Resonanz - es ist auf der Bestsellerliste gelandet. © C. Bertelsmann / picture-alliance/ dpa / Bernd Weißbrod
Von Maike Albath · 11.05.2017
Der Pole Krzysztof Charamsa war das Musterbeispiel eines kirchentreuen Priesters. In seinem Erfahrungsbericht "Der erste Stein" rechnet er in scharfen Worten mit der Verlogenheit der Kirche ab und bezichtigt sie der Homophobie und Sexbesessenheit.
Bis zum Herbst 2015 war der Pole Krzysztof Charamsa das Musterbeispiel eines gottesfürchtigen, tief gläubigen und kirchentreuen Priesters: Als Mitglied der Kongregation für Glaubenslehre in Rom bekämpfte er Abweichler und vertrat auch als Dozent an der Gregoriana die Überzeugungen der Amtskirche.
In seinem sehr persönlich gehaltenen Erfahrungsbericht "Der erste Stein" steht er zu dieser Haltung. Aber er war eine gespaltene Persönlichkeit, denn mit den strikten Prinzipien der katholischen Kirche hielt er seine eigene Homosexualität in Schach. Der Priester schildert sein Coming out als großen Befreiungsschlag: Mit scharfen Worten rechnet er mit der Verlogenheit der Kirche ab und bezichtigt sie der Homophobie und Sexbesessenheit.
Dass sein Buch in dieser Woche auf Platz 19 der Spiegel-Bestsellerliste landete, ist aus soziologischer Perspektive aufschlussreich: Gerade die widerständigen Bewegungen innerhalb des Systems Kirche stoßen bei den Lesern auf große Resonanz. Krzysztof Charamsa bricht ein Tabu.

Krzysztof Charamsa: Der erste Stein. Als homosexueller Priester gegen die Heuchelei der katholischen Kirche
Aus dem Italienischen übersetzt von Michael Jacobs
C. Bertelsmann, München 2017
320 Seiten, 19, 99 Euro

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