Kritik am Theaterbetrieb

Petzen oder Aufklären

10:45 Minuten
Die geschlossene Theaterkasse der Komödie zu Zeiten der Corona-Krise auf dem Kurfuerstendamm in Berlin. Auf die Tür ist ACAB aufgeschrieben, eine Abkürzung für "All cops are bastards".
Geschlossene Theaterkasse wird es wohl noch eine ganze Zeit geben. © imago/ IPON
Janis El-Bira im Gespräch mit Susanne Burkhardt · 25.04.2020
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Teilweise heftige Reaktionen gab es auf ein Interview mit einer anonymen Mitarbeiterin, die die Situation an ihrem Theater während der Coronakrise kritisierte. Warum es so schwierig ist, offen über solche Fälle zu sprechen, erläutert Janis El-Bira.
Vor drei Wochen haben wir in Rang 1 mit eine Mitarbeiterin eines Vier-Sparten-Theaters anonym gesprochen. Sie klagte, dass in ihrem Haus die geforderten Hygiene- und Abstandsregeln nicht eingehalten würden; von ungebremstem, teils sinnlosen Produktionsdruck war die Rede; und davon, dass die Intendanz mit Kurzarbeit drohe, wenn öffentlich würde, dass es eigentlich kaum etwas oder nichts zu tun gebe.

Keine starke Lobby

Die Reaktionen auf das Interview waren vielfältig: von Verständnis einerseits bis hin zu "Petzen geht gar nicht" und dem Vorwurf, unseriös gearbeitet zu haben. Rang 1-Moderator Janis El-Bira, der das Interview mit der Mitarbeiterin geführt hat, erläutert, warum es so schwer ist, über Fälle wie diesen offen zu sprechen und wie die teils heftigen Reaktionen auf den Insider-Bericht zu erklären sind.
Einerseits, so El-Bira, der über Wochen mit Mitarbeitern verschiedener Häuser, mit Interessensverbänden und Gewerkschaftsvertretern gesprochen hat, gebe es eine große Angst vor Konsequenzen – bis hin zu Kündigungen oder Nichtverlängerung von Verträgen. Andererseits seien besonders die Gewerke an den Häusern nicht gewohnt, an die Öffentlichkeit zu treten, und hätten auch keine starke Lobby vorzuweisen.

Situation hat sich gebessert

Dazu komme, dass die Theater sehr unter Druck stünden. Lange Zeit hätte es seitens der Politik unklare Aussagen hinsichtlich der Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach dem Shutdown gegeben. In der Hoffnung, nur wenige Wochen schließen zu müssen, haben daher die Bühnen ihre Arbeit fortgesetzt, um bei plötzlicher Öffnung spielfähig zu sein.
Bei seinen Recherchen in Folge des Interviews ist El-Bira allerdings auch aufgefallen, dass die Situation, wie sie vor drei Wochen im Interview geschildert wurde, sich inzwischen doch aufgrund der aktuellen Entwicklungen durchaus gebessert habe. Der Großteil aller Theater gehe rücksichtsvoll und solidarisch mit den Mitarbeitenden um.
(sub)
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