Kriminalität im Darknet

"Da wird zu wenig und das Falsche getan"

Symbolfoto zum Thema Internetkriminalität: eine Hand vor einem Computer-Monitor
Symbolfoto zum Thema Internetkriminalität: eine Hand vor einem Computer-Monitor © imago / epd / Annette Zoepf
Sandro Gaycken im Gespräch mit Nicole Dittmer und Julius Stucke · 27.07.2016
Der Amokläufer von München soll seine Waffe aus dem Darknet bezogen haben. Zuletzt sei es besser gelungen, gegen Kriminalität im Netz vorzugehen, so das Bundeskriminalamt. Ein großes Problem sei aber die mangelnde Expertise der Ermittler, sagt der Forscher Sandro Gaycken. Die Industrie zahle oft wesentlich mehr.
Das Bundeslagebild zum Thema Cybercrime veröffentlicht das Bundeskriminalamt (BKA) jedes Jahr. Doch in diesem Jahr gibt es mehr Aufmerksamkeit dafür. Denn der Amokläufer von München soll die Tatwaffe aus dem sogenannten Darknet - speziellen Räumen im Internet - bezogen haben.
Auf versteckten Plattformen im Netz ist laut dem Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, alles zu bekommen. Sie funktionierten wie E-Bay oder Amazon, sagte er am Mittwoch auf einer Pressekonferenz. Gehandelt würden dort etwa Drogen, Waffen, Falschgeld, gefälschte Kreditkarten und gefälschte digitale Identitäten. Der Amokläufer von München soll auf diese Weise seine Tatwaffe bezogen haben. Zuletzt sei es dem BKA besser gelungen, gegen Cyberkriminelle vorzugehen. Das BKA registrierte einen Schaden von mehr als 40,5 Millionen Euro - wobei es laut Münch ein großes Dunkelfeld gebe. Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zählte 14,7 Millionen Fälle von Internetkriminalität jährlich.
Von der Pressekonferenz des Bundeskriminalamts berichtet Wolfang Hettfleisch:

Auch FSB, CIA und FBI haben Probleme, ins Darknet zu kommen

Dazu, ob sich die Sicherheitsbehörden nicht rechtzeitig um das Darknet gekümmert haben, sagt Sandro Gaycken, Direktor des Digital Society Institute Berlin:
"Man versucht schon eine ganze Weile da besser reinzukommen. Das gelingt leider nicht ganz so gut, weil die Sicherungsmechanismen doch sehr hart und sehr gut sind. Da ist das BKA auch in guter Gesellschaft."
Selbst der russische Geheimdienst FSB habe seine Schwierigkeiten, in die Netze hineinzukommen, so Gaycken. Ebenso CIA und FBI. In Bezug auf die Situation hierzulande sagte Gaycken:
"Da wird noch zu wenig getan und sicherlich auch nicht das Richtige. Da muss man jetzt nochmal nachbessern."
Das liege vor allem auch daran, dass in der Vergangenheit die öffentliche Aufmerksamkeit auf Cyber-Themen nicht so hoch gewesen sei. Die Politik habe nicht genau gewusst, was sie da machen sollte, wo sie Geld investieren sollte. Man müsste deutlich mehr Geld dafür ausgeben, brauche viel mehr Expertise. Doch es habe keine genauen Statistiken gegeben, mit denen man hätte belegen können, wie viel Geld dort tatsächlich umgeschlagen wird. So sei es schwierig, so eine teure Expertise langfristig und nachhaltig aufzubauen.
"Ein großes Problem ist einfach die Expertise der Ermittler. Man muss sehr hochspezialisiert sein in diesem Feld und sehr gute Kenntnisse haben, sehr spezielle Dinge tun können. Die müssen sich ja auch in die gut gesicherten Rechner von Kriminellen hacken können. Das können nur Leute, die auch in Industrie gerade sehr gefragt sind, wo sie auch entsprechend hohe Gehälter bekommen. Wenn man da keine industrienahen Gehälter zahlen kann, ist das immer ein Problem."
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