Darknet

"Eine sinnvolle Zensur ist nicht realisierbar"

Sie sehen zwei Hände auf einer beleuchteten Tastatur im Dunklen.
Eine nur partielle Kontrolle des Darknets gilt als technisch nicht realisierbar. © picture-alliance / dpa / Silas Stein
Linus Neumann im Gespräch mit Frank Meyer und Katja Schesinger · 27.07.2016
Netzaktivisten wehren sich gegen eine Verteufelung des anonymen Darknet als Hort für Drogen- und Waffenhandel: Es sei unverzichtbar für politisch Verfolgte in Ländern wie China oder Iran. Das Darknet nur partiell zu zensieren, sei technisch jedoch nicht möglich, sagt Linus Neumann vom Chaos Computer Club.
Linus Neumann, Sprecher des Chaos Computer Clubs hat im Deutschlandradio Kultur die Anonymität des sogenannten Darknets verteidigt. Der Amokläufer von München soll seine Waffe im Darknet selber und auch außerhalb des Darknets viel mehr Verbreitung finden. auf einem anonymen Marktplatz gekauft habe. Seither ist eine neue Diskussion darüber entbrannt, wie solche "Räume" im Netz verboten oder kontrolliert werden könnten.
Der Chaos Computer Club wehre sich gegen eine pauschale Gleichsetzung des Darknets mit Drogen- und Waffenhandel. Beides sei sehr problematisch. Aber:"Nun ist es aber so, dass beide Phänomen – Handel mit Drogen und Handel mit Waffen – sehr viel älter sind als das Darknet selber und auch außerhalb sehr viel mehr Verbreitung finden", betonte der Netzaktivist.
Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass das Darknet Menschen in Ländern mit Internet-Zensur wie China, Iran oder Syrien einen anonymisierten und somit gefahrlosen Zugang zum Internet ermögliche. Dissidenten werde über das Darknet die Möglichkeit gegeben, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, ohne dass die Staatsmacht dies verhindern oder überwachen könne.
Das Problem sei, dass beide Bereiche des Darknet – illegaler Handel und Kommunikationsplattform – nicht gesondert behandelt werden könnten. Die Schwierigkeit sei,
"dass Technologie und insbesondere IT-Sicherheit genau diese Unterscheidung nicht treffen kann." Es sei technisch nicht möglich, die "guten", legalen Angebote zu schützen und nur die schlechten, illegalen auszuschalten. Eine partielle Zensur ohne "massenhafte Einschnitte" sei nicht realisierbar.
Einem Internetüberwachungs-Staat wie China sei es nicht gelungen, das Darknet zu kontrollieren – "also müssen wir uns mit den Gedanken anfreunden, dass auch wir es nicht sinnvoll schaffen werden."
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