Robert Brack: „Blizzard“

    Auf der Jagd nach den eisigen Diamanten

    02:37 Minuten
    Buchcover "Blizzard" von Robert Brack
    © Ellert & Richter

    Robert Brack

    BlizzardEllert & Richter, Hamburg 2021

    284 Seiten

    12,00 Euro

    Von Tobias Gohlis |
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    Der Mensch ist auch eine Naturgewalt: Robert Brack inszeniert in seinem mit Eis überzogenen Kriminalroman „Blizzard“ ein Gangsterdrama um ein Diamantencollier – sachlich-ironisch vor dem Hintergrund einer historischen Schneekatastrophe.
    Wilde Natur, Mensch und Verbrechen – seit die Klimakrise stärker ins Bewusstsein gerückt ist, lassen auch die Krimiautoren wieder mehr Natur ins Genre. Früher war sie eher Kulisse – man denke nur an Trevanians Klassiker „Im Auftrag des Drachen“, verfilmt mit Clint Eastwood. Darin muss erst die Eigernordwand erklettert werden, um einen Agenten dingfest zu machen.
    Robert Bracks „Blizzard“ ist da von einer anderen, ökologischen Haltung geprägt: Mit einem Schneesturm, der 1978 ganz Norddeutschland meterhoch unter Schnee und Eis begrub, durchkreuzt die unvorhersehbare Gewalt der Natur alle menschlichen Pläne, seien sie noch so edel oder unedel motiviert. 

    Ein berühmtes Collier

    Mit dem titelgebenden „Blizzard“ von Robert Bracks neuem Roman ist nicht nur jener historische Schneesturm gemeint, sondern zunächst einmal ein Collier aus Edelsteinen, das 1925 von einem seinerzeit berühmten jüdischen Künstler gefertigt wurde, lange verschollen war und jetzt in Hamburg versteigert werden soll. Hinter diesem unschätzbar wertvollen Blizzard-Schmuck sind viele, allzu viele her.
    Diebin Gisela erhofft sich – ganz romantisch – von dem Einbruch beim Hamburger Edeljuwelier eine Art von Aussteuer für das zukünftige Kleinbürgerdasein mit ihrem Liebsten Frieder, der gerade aus dem Gefängnis kommt. Simona, die undurchsichtige Tippgeberin, verfolgt eine ganz eigene Agenda.

    Immer tiefer ins Chaos des Schneesturms

    Was wie eine verstolperte Einbruchsgeschichte beginnt – einer der Einbrecher tötet einen Wachmann und löst die überstürzte Flucht aus –, führt, je fester die Diebe und ihr Hehler an ihren konträren Zielen und Plänen festhalten, immer tiefer ins Chaos des Schneesturms. Denn ausgerechnet dort, an der Ostseeküste, soll das Collier übergeben werden: Blizzard muss in den Blizzard.
    Im immer surrealeren Chaos von Schusswechseln, Konfrontationen mit Oberförstern und Schützenpanzern, die sich im Frost selbständig gemacht haben, bleibt Robert Bracks Sprache ganz sachlich. Er beobachtet den Trubel und kommentiert ironisch: „Überall da, wo der Mensch sich einmischt, wird es schnell laut, brutal und zerstörerisch.“
    Denn das Leben ist nun einmal ein grotesker Krimi, erst recht, wenn die Natur mal ein bisschen aufdreht. Und wenn Robert Brack das beschreibt.

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