Krimibestenliste November

    Fallner, Flug und Federball

    Buchcover zu "Hitze", "Schuss ins Blaue", "Fliege fort, fliege fort"
    Die besten Krimis im November: "Hitze", "Schuss ins Blaue", "Fliege fort, fliege fort". © Pulp Master, Tropen, Hanser/Deuticke
    03.11.2019
    Der beste Krimi des Monats ist der des vergangenen Monats. Sonst bietet unsere Bestenliste sieben Neuzugänge, darunter große Namen wie John le Carré, Simone Buchholz und Adam Brookes.
    Deutschlandfunk Kultur und die Frankfurter Allgemeine präsentieren die besten Krimis des Monats.

    1 (1) Garry Disher: "Hitze"
    Aus dem Englischen von Ango Laina und Angelika Müller
    Pulp Master, Berlin 2019
    278 Seiten, 14,80 Euro

    Buchcover zu "Hitze" von Garry Disher.
    Die neue Nummer eins ist die alte: "Hitze" von Garry Disher hat unsere Jury tief beeindruckt.© Pulp Master
    Queensland. Wyatt soll ein Gemälde stehlen. Nazi-Raubkunst, die wieder aufgetaucht ist. Ob die Story stimmt? Wyatt ist nicht der einzige Dieb an der Goldküste. Und hat zudem abgehängte Komplizen auf den Fersen. Da passt es prima, dass seine Auftraggeberin Ex-Soldatin ist. Cool, cooler, Wyatt.

    2 (-) Franz Dobler: "Ein Schuss in Blaue"
    Tropen, 288 Seiten, 20 Euro

    Buchcover zu "Ein Schuss ins Blaue" von Franz Dobler.
    Franz Dobler erzählt in "Ein Schuss ins Blaue" von einer Jagd auf einen Islamisten in München.© Tropen Verlag
    München. Ein Islamist soll in der Stadt sein, auf ihn sind zwei Millionen Euro Kopfgeld ausgesetzt. Ein Job für Robert Fallner und SIS. Doch: Informationsnebel, rivalisierende Dienste. Zeugen verschwinden, Schüsse fallen. Realität als Tiefschlag. Dobler dekultiviert den Mist aus Vorurteil und Hasstiraden.

    3 (-) Paulus Hochgatterer: "Fliege fort, fliege fort"
    Deuticke, 286 Seiten, 23 Euro

    Buchcover zu "Fliege fort, fliege fort" von Paulus Hochgatterer.
    Zuerst werden alte Menschen gequält, dann verschwindet ein Kind: "Fliege fort, fliege fort" ist Paul Hochgatterers Lob der Erzählfreiheit.© Deuticke
    "Furth am See". Mehr Provinzstadtanalyse als Kriminalroman: Opfer von Kinderheimgewalt nehmen sich das Recht zur Vergeltung, kommentiert und observiert von Kripomann Kovacs und Psychiater Horn. Rassistenautos brennen, Kinder werden entführt. Offen in alle menschlichen Richtungen, Lob der Erzählfreiheit.

    4 (-) John le Carré: "Federball"
    Aus dem Englischen von Peter Torberg
    Ullstein, 352 Seiten, 24 Euro

    Das Cover von John Le Carrés Buch "Federball". Auf dem Cover sind zwei Schattenrisse einer laufenden Person zu sehen, die Umgebung ist in verschiedene Blautöne getaucht.
    John Le Carré: "Federball"© Cover: Ullstein
    London. Nat und Ed, alternder Spion und radikal junger Remainer, ein wenig Vater und Sohn, bei 15 Badmintonspielen. MI6 und Bruderdienst CIA in Zeiten von Brexit und Trump: wenig Verstand, politisch konfus, dreist korrupt. Le Carré mit 88: liebenswürdig, klar, elegant. Verficht Jugendtraum Europa.

    5 (5) Dror Mishani: "Drei"
    Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
    Diogenes, 336 Seiten, 24 Euro

    Buchcover zu "Drei" von Dror Mishani.
    Zum dritten Mal auf der Bestenliste: "Drei" von Dror Mishani.© Diogenes Verlag
    Tel Aviv, Bukarest. Drei Frauen – immer derselbe Mann. Über ein Dating-Portal für Geschiedene kommen Orna und Gil zusammen. Bis sie mitkriegt, dass er sie getäuscht hat. Emilia und Ella queren auch seinen Weg. Der Rest ist Kritikers Schweigen und Bewunderung. Vivisektion der Alltagsbösartigkeit.

    6 (-) Simone Buchholz: "Hotel Cartagena"
    Suhrkamp, 230 Seiten, 15,95 Euro

    Buchcover zu "Hotel Cartagena" von Simone Buchholz.
    In unserer Redaktion gibt es jedes Mal ein Hauen und Stechen, wer das neue Buch zuerst mit nach Hause nehmen darf, denn wir sind alle süchtig nach Simone Buchholz.© Suhrkamp Verlag
    Hamburg, Cartagena. Henning ist der Seemann, der nie wieder nach Hamburg zurückkommen will. Sein Glück findet er im kolumbianischen Cartagena, sein Unglück auch, das kommt aus der Hansestadt. Chastity und Freunde werden Geiseln eines großen Racheakts. "Überall schwarze Löcher." Blow out.

    7 (7) Adam Brookes: "Der chinesische Verräter"
    Aus dem Englischen von Andreas Heckmann
    Suhrkamp, 402 Seiten, 15,95 Euro

    Coverabbildung Adam Brookes: Der chinesische Verräter.
    Ein Spionage-Thriller für das 21. Jahrhundert: Adam Brookes Thriller "Der chinesische Verräter"© Cover: Suhrkamp-Verlag
    Peking, London. Nach zwanzig Jahren gelingt Peanut die Flucht aus dem Arbeitslager. MI6 soll ihn rausholen, als Gegenleistung für Raketengeheimnisse. Korrespondent Philip Mangan wird widerwillig seine Kontaktperson. Die Gier der Geheimdienste bringt sie beinahe um. Pikanter Politthriller, China heute.

    8 (-) Norbert Horst: Bitterer Zorn
    Goldmann, 320 Seiten; 13 Euro

    Buchcover zu "Bitterer Zorn" von Norbert Horst.
    In diesem Buch verschwinden drei Menschen - und nicht alle kehren zurück, verrät der Verlag. Welche, das sind, behalten wir aber für uns.© Goldmann
    Dortmund. Im Krieg zweier Clans wird ein Mädchen entführt. Ein junger Einbrecher ist auch verschwunden. Steiger behält im Dauerstress einen klaren Kopf und hat Ideen. Das Gesetz (des Handelns) halten andere in der Hand. Straßenrealistisch, seelengenau: Bei Norbert Horst wird Polizeialltag Literatur.

    9 (-) Lisa McInerney: Blutwunder
    Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence
    Liebeskind, 334 Seiten, 22 Euro

    Buchcover zu "Blutwunder" von Lisa McInerney
    Man kann nicht alles haben: Ein 20-jähriger Dealer verliert erst seine Freundin und dann einen Haufen Ecstasy. So erzählt uns Lisa McInerney in "Blutwunder".© Liebeskind
    Cork. Nach "Glorreiche Ketzereien" die Gangsterballade. Ryan Cusack möchte alles: Sauber bleiben, rumvögeln, Karine heiraten, leichtes Geld verdienen. Leider schert das die Gangsterbosse einen Dreck. Und so muss der Junge ohne Mutter sich von Frauen das Leben retten lassen. Pech aber auch.

    10 (-) Hannelore Cayre: Die Alte
    Aus dem Französischen von Iris Konopik
    Ariadne im Argument-Verlag, 203 Seiten, 18 Euro

    Buchcover zu "Die Alte" von Hannelore Cayre.
    Wenn die Kohle knapp wird, kann man es immer noch mit Drogenhandel probieren. Wozu das führen kann, lernt man schon bei "Breaking Bad". Aber leider haben nicht alle die Serie gesehen, wie "Die Alte" von Hannelore Cayre.© Ariadne
    Paris. Madame Portefeux übersetzt seit 25 Jahren Arabisch für die Polizei. Ihr Verdienst geht für das Altenheim der Mutter drauf. Als sie auf einen Berg Haschisch stößt, greift sie zu. Alle leben vom Drogenhandel – warum nicht sie? Nieder mit der Heuchelei, die Frechheit an die Macht!

    Wie funktioniert die Abstimmung?
    Die Krimibestenliste wird im Auftrag der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und von Deutschlandfunk Kultur durch eine Jury aus Kritikerinnen und Kritikern erstellt.
    Es sind 19 Spezialistinnen und Spezialisten für Kriminalliteratur aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die aus der laufenden Produktion monatlich jeweils vier Titel vorschlagen, die sie mit sieben, fünf, drei oder einem Punkt bewerten. Der so gefundene Punktwert pro Titel wird mit der Zahl der für ihn abgegebenen Stimmen multipliziert. Daraus wird die monatliche Liste berechnet.
    Jedes Jurymitglied darf insgesamt drei Mal für denselben Titel votieren. Voten für Titel, an deren Entstehung oder Vorbereitung man beteiligt war, sind verboten. Die Titel dürfen nicht älter als zwölf Monate und keine Wiederauflagen, Sammelbände oder Anthologien sein. Unterschiede zwischen Hardcover, Paperback und Taschenbuch werden nicht gemacht.
    Im Durchschnitt kommen fünf Titel neu auf die monatliche Liste. Die Ziffer in Klammern gibt den Rang des Vormonats an.
    Die Jury:
    Tobias Gohlis, Sprecher der Jury
    Volker Albers, "Hamburger Abendblatt"
    Andreas Ammer, "Druckfrisch", BR
    Gunter Blank, "Rolling Stone"
    Thekla Dannenberg, "Perlentaucher"
    Hanspeter Eggenberger, "Tages-Anzeiger"
    Fritz Göttler, "Süddeutsche Zeitung"
    Jutta Günther, "Radio Bremen Zwei"
    Sonja Hartl, "Zeilenkino", "Crimemag", "Deutschlandfunk Kultur"
    Hannes Hintermeier, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
    Peter Körte, "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung"
    Kolja Mensing, "Deutschlandfunk Kultur"
    Marcus Müntefering, "Spiegel Online"
    Ulrich Noller, Deutschlandfunk Kultur, Deutschlandfunk, SWR, WDR
    Frank Rumpel, SWR
    Margarete von Schwarzkopf, Literaturkritikerin
    Ingeborg Sperl, "Der Standard"
    Sylvia Staude, "Frankfurter Rundschau"
    Jochen Vogt, "NRZ", "WAZ"
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