Kreuzzüge gegen Dschihad

Von Rüdiger Maack · 03.01.2007
Der deutsche Pfingstler Reinhard Bonnke hatte vergeblich versucht in Deutschland zu missionieren. Also wanderte er nach Afrika aus und feiert nun in Nigeria Erfolge: Zehntausende strömen zu seinen Massenbekehrungen, bei denen Bonnke den Menschen Wunderheilung und Seelenrettung verspricht.
Die beiden Anheizer brüllen auf das Publikum ein - was aggressiv klingt, ist nur Kampf ums Seelenheil. Makurdi, eine Provinzstadt in Nigeria. Hier wird in ein paar Stunden Reinhard Bonnke evangelisieren, wie er es nennt, seinen Kreuzzug führen für Jesus. Ein staubiges Feld, eine riesige Bühne, Atmosphäre wie beim Popkonzert- nur dass viele Besucher eine Bibel in der Hand halten.

Drei Stunden beten, rufen und brüllen die Anheizer auf die Menge ein, in der Helfer rumgehen und neue Anhänger einsammeln. Die Gläubigen stehen in Gruppen zusammen und warten, viele beten inbrünstig.

Abends um sechs kommt Reinhard Bonnke. Er hat in der Residenz des Gouverneurs genächtigt und wird in einer Limousine gefahren, dahinter ein Konvoi, der eines Staatspräsidenten würdig ist, als letztes ein Pickup mit Soldaten und aufgepflanztem Maschinengewehr

Reinhard Bonnke: Ein Mann besten Alters, geföhnte braune Haare, Brille mit Goldgestell, dunkler Anzug, blaues Hemd. Dann legt er los:

"Ich grüße Euch mit dem wundervollen und gloriosen Namen von Jesus Christus, dem Sohn Gottes. Dieser Tag ist der Tag der Errettung. Dieser Tag ist EUER Tag der Errettung und dieser Tag ist EUER Tag des Wunders im Namen Jesu. Ihr werdet nicht enttäuscht sein, weil Jesus in Makurdi ist."

Jetzt geht es um Jesus und um Jesus und um Jesus.

"Ich segne Euch, ich segne Euch, ich segne Euch etc."

Jetzt geht's ans Heilen - die zentrale Tätigkeit, die Jesus durch seinen Prediger Reinhard Bonnke zu verrichten hat. Erlösung nicht nur für die Seele und von der Hölle, sondern auch von Krankheit und Siechtum. Das erwarten die Menschen und Bonnke verspricht sofortiges Heil und ein paar Wunder.

"Wir werden jetzt gleich beten und ich werde verschiedene Krankheiten aufrufen. Wenn ich hier zu predigen beginne, wird Jesus in dieser großen Menge Menschen umhergehen und ich will, dass alle wissen, Jesus kommt nicht zu Deinem Nachbarn, er kommt zu Dir! Ihr werdet heute abend nicht nur ein Wunder sehen, Ihr werdet eines empfangen."

Jesus hat viel zu tun: Im Verlauf der nächsten 10 Minuten soll er von Darmschwäche über Schwindelanfälle, Malaria, Krebs, Aids und Tbc alles heilen, was Menschen so zustoßen kann. Hände gehen nach oben und auf Köpfe, Augen werden geschlossen, der Heilige Geist wandelt und heilt - das hat ihm Bonnke schließlich befohlen:

"Seid von allen Augenkrankheiten jetzt geheilt im Namen von Jesus! Nehmt Eure Heilung jetzt an! Ihr seid jetzt im Namen von Jesus geheilt!"

Wie zum Beweis werden angeblich Geheilte nach vorn auf die Bühne geschleppt und vorgeführt, Ex-Blinde, Ex-Lahme. Die Stimmung kippt fast über vor Begeisterung, die Gemeinden der umliegenden Städte dürfen sich über viele neue Mitglieder freuen, die sich in die Listen der Werber eintragen, die noch immer unter den zehntausenden Menschen unterwegs sind.

Oben auf der Bühne singt ein Gospelchor, wie mächtig Jesu doch ist, dann werden Bonnke-Devotionalien verkauft. Dann ist die Show zu Ende, Bonnke rauscht ab, grelle Scheinwerfer beleuchten das staubige Feld. Rund herum schummriges Licht aus Karbidlampen. In Makurdi gibt es zuwenig Strom. Deshalb werden die Straßen nachts nicht beleuchtet. Das hat Jesus noch nicht abgestellt.

Reihe: Die neue Christenheit *
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