Korrespondenten berichten über

Schnäppchen

03:41 Minuten
Einige Damen wühlen in einem bunten Handtaschenberg bei Macy´s in New York.
So wenig wie es in den USA Sparsamkeit gibt, so verbreitet ist die Schnäppchenjägerei. © imago stock&people
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 26.04.2019
Audio herunterladen
Die Inder handeln für ihr Leben gern – das kann auch Stunden dauern. In Südafrika gibt es am Black-Friday ein großes Gerangel. In den USA liegen täglich neue Rabatte oder Coupons im Briefkasten.
Silke Diettrich in Neu-Delhi:
"Der Inder ist auf jeden Fall richtig scharf darauf, Schnäppchen zu machen, weil der Inder handelt für sein Leben gern. Es gehört bei jedem Einkauf dazu. Das kann sich über Stunden hinstrecken. Dann wird im Nachhinein natürlich total damit geprahlt, wie weit man diesen Händler runtergehandelt hat. Das wichtigste ist, dass der Verkäufer nachher nicht mehr lächelt. Dann weiß man, dass man ein gutes Schnäppchen gemacht hat. Bei mir klappt das noch nicht so gut, weil die Händler immer die Preise hoch setzen, wenn sie ein europäisches Gesicht sehen. Meine indischen Freunde haben gar keine Lust, mit mir auf den Markt zu gehen, weil die sagen, ich verderbe die Preise. Mit mir geht keiner gern shoppen in Indien."
Jana Genth in Johannesburg:
"Die Südafrikaner sind totale Schnäppchenjäger. Da wird überall geguckt: Wo ist jetzt red-hanger-sale! Am Black-Friday sind dann Horden von Menschen unterwegs, die sich da reinstürzen, um zu gucken, welche Angebote sie dann kriegen. Dann planen die Leute die schon, wann sie wo zu sein haben. Dann stehen die vor dem Supermarkt, bevor der aufmacht und stürmen rein. Da kriegt man die Großpackung Klopapier für wenig Geld. Und davon kaufen die dann gleich zehn Stück. Dann sind die mordsbeladen und die schieben das raus. Das ist Gerangel und Geschiebe. Ich persönlich habe keine Lust, am Black-Friday in irgendeinen Supermarkt zu gehen. Man kann sich da echt wehtun."
Thilo Kößler in Washington:
"So wenig wie es in den USA Sparsamkeit gibt, so verbreitet ist die Schnäppchenjägerei. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendein neues Sonderangebot oder Coupons im Briefkasten liegen. Der Black-Friday ist ein Mal im Jahr. Das ist gewissermaßen wie ein großes Crescendo, das sich da auftut. Das Crescendo kann man ablesen in Form von Coupons, Rabatten und Werbebroschüren, die sich im Briefkasten stapeln. Der Tag beginnt mit einem großen Donnerschlag morgens um acht. Dann geht es bis spät in die Nacht hinein und es ist wirklich jeder auf der Straße. Die Parkhäuser sind belegt, und jeder läuft mit prall gefüllten Taschen durch die Stadt."
Jan Pallokat in Warschau:
"Ich hab das Gefühl, das war vor allem vor 5-6 Jahren ein Thema: Der herabgesetzte Fernseher – muss ich haben! Schlussverkauf gibt es nicht, aber es gibt ständig Rabattaktionen von verschiedenen Anbietern, die dann auf sich aufmerksam machen durch tatsächlich oder angeblich herabgesetzte Waren. Ich werde an den Supermarktkassen immer gefragt, ob ich Herzchen oder andere Karten habe. Ich sehe immer auch von anderen Leuten in der Schlange, die sagen wie ich: Hab ich nicht. Das wird nicht so richtig angenommen. Das trifft nicht den Nerv."
Steffen Wurzel in Shanghai:
"Es gibt den sogenannten Singles-Day in China, der erfunden wurde von dem Konzern Alibaba. Am 11.11. Und an diesem 11.11. hauen alle Konzerne Schnäppchen raus, die wirklich beeindruckend sind. Da kann man zum Teil 50 Prozent sparen. Und das gilt fürs Auto, fürs Essengehen, für wirklich alles. Das ist der Schnäppchentag in China."

"Alltag anders" – wenn Sie einen Themenvorschlag haben, dann schicken Sie ihn gerne an diese Email-Adresse Alltag.anders@deutschlandfunkkultur.de

Mehr zum Thema