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Nichtschwimmer

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Ein 500-Tonnen-Schwimmbecken wird in die Südsee gehoben
Ein 500-Tonnen-Schwimmbecken wird in die Südsee gehoben: Aber nicht überall gibt es Schwimmbäder, in denen man seine Bahnen ziehen könnte. © imago images / Reichwein
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 19.06.2020
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Schwimmen lernen ist in China teuer. In Spanien kommt es in Urlaubsgebieten oft zu Badeunfällen, weil Nichtschwimmer von den Strömungen mitgerissen werden. In Argentinien wird nicht viel geschwommen, es gibt keine Bäder.
Axel Dorloff in Peking:
"In China ist es nicht normal, dass die Kinder oder auch die Erwachsenen schwimmen können. Schwimmen ist nicht billig. Hier in Peking kostet ein Schwimmbadbesuch knapp 20 Euro. Das kann sich nicht jeder leisten. Schwimmenlernen erst recht nicht, denn auch der Unterricht ist sehr teuer. Es gibt natürlich Seen, aber die sind dann oft sehr verdreckt, da will man überhaupt nicht schwimmen. Beim Meer ist es so: Die Küste ist industriell unheimlich verbaut."
Oliver Neuroth aus Madrid:
"In Spanien gibt es sehr viele Nichtschwimmer. Von den Menschen um die 50, 60 aufwärts können sehr viele nicht schwimmen. An der Küste kann man definitiv schwimmen, auch als älterer Spanier. In Spanien wird in den Ortschaften Schwimmen vom Rathaus angeboten. Man muss einen kleinen Betrag bezahlen – meistens sehr übersichtlich. Dann wird dort den Kindern das Schwimmen beigebracht. Das ist heutzutage normal. Unter Kindern und Jugendlichen ist Nicht-Schwimmen-Können eine Ausnahme. In Spanien kommt es in den Urlaubsgebieten leider oft zu Badeunfällen. Da hört man oft, dass Nichtschwimmer einfach nur so ein bisschen plantschen wollten und von den Strömungen – gerade auf den Kanaren – mitgerissen wurden, die Kontrolle verlieren und leider dort verunglücken."
Ivo Marusczyk aus Buenos Aires:
"Man kann nicht voraussetzen, dass in Argentinien jemand schwimmen kann. Es gibt nämlich hier gar keine Bäder. Es gibt zwar viele kleine Pools in Wohnanlagen, aber das betrifft nur die oberen paar Prozent der Bevölkerung. Ich habe kein Schwimmbad gefunden, indem man richtig mal ein paar Bahnen schwimmen könnte. Das Einzige, was es gibt, sind riesige Planschbecken, wo mir das Wasser mit Müh und Not bis zum Bauchnabel geht. Es wird nicht viel geschwommen und man kann nicht davon ausgehen, dass die Leute schwimmen können. Und dementsprechend gibt es dann leider auch oft Badeunfälle."
Karin Senz in Istanbul:
"Gerade im Inneren der Türkei gibt es viele Nichtschwimmer. In der Schule gibt es teilweise Schwimmunterricht, aber es ist nicht Pflicht. Gerade die besser situierten Türken schicken ihre Kinder auf Privatschulen. Da lernt man das Schwimmen. Die meisten Türken lernen das Schwimmen an der Küste in den Sommerferien am Meer. Es ist auch so, dass die Leute aus der Stadt den Sommer am Meer verbringen."
Lena Bodewein aus Singapur:
"Tatsächlich gibt es in Singapur besonders unter den Erwachsenen einige Nichtschwimmer, weil es hier ja auch viele Gastarbeiter aus Ländern gibt, wo Schwimmunterricht nicht verbreitet ist. Da gehen Familien aus Indien oder Bangladesch in Singapur am Strand in schicker Festtagskleidung ins Meer, erfrischen sich kurz, aber geschwommen wird eigentlich nicht. Ich sehe in Singapur am Strand wirklich wenige Leute baden. Man geht höchstens rein um sich abzukühlen. Und merkt dann sofort: 30 Grad warme Brühe, die auch noch total undurchsichtig ist, weil da vor Singapur die ganzen Schiffe liegen, da möchte man gar nicht wissen, was die alles ablassen. Das ist wirklich nicht einladend, da ins Meer zu springen."

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