Korrespondenten berichten über

Freundschaft

03:36 Minuten
Zwei Frauen stehen lachend vor einem Street Art Kunstwerk und drehen uns den Rücken zu.
Freundschaft, weltweit ein wichtiger Bestandteil des Lebens. © Unsplash/ Chris Palomar
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 29.05.2020
Audio herunterladen
Für Freunde nehmen sich die Türken immer Zeit. Die Argentinier sind wie die Rheinländer: sehr kontaktfreudig. Und die Singapurer sind mit der Familie voll ausgelastet.
Karin Senz in Istanbul:
"Man hat einen großen Freundeskreis in der Türkei. Ich habe das Gefühl, der Türke ist nie alleine. In Deutschland hört man ja selbst von besten Freunden: Ich hab leider gar keine Zeit. Für Freunde nehmen sich die Türken immer Zeit. Bei einer tiefen Freundschaft macht man fast alles füreinander - auch, was finanzielle Unterstützung angeht. Und das heißt nicht, dass man einem Freund Geld leiht, sondern man gibt ihm das Geld. Und man erwartet nicht, dass er es zurückgibt."
Axel Dorloff in Peking:
"Freundschaft äußert sich in China zum großen Teil übers Essen. Die Chinesen essen wahnsinnig gern zusammen. Wer sich zum Essen einlädt oder zusammen in ein Restaurant geht, der ist auch befreundet. Die Chinesen bestellen immer ganz viele Gerichte und dann wird gemeinsam davon gegessen. Da ist auch ein Zeichen der Freundschaft, dass jeder in die großen Schüsseln greift und sich Gemüse und Reis nimmt. Nach dem Essen wird dann der Hirseschnaps gereicht und da gibt es schon so Sprüche wie: Je mehr wir zusammen trinken, desto tiefer die Freundschaft. Kennenlernen ist in China schwierig, weil das Land so riesig ist. Überall sind diese Menschenmassen, wenn Sie sich durch die großen Städte bewegen. Die Leute haben da oft einen Tunnelblick. Da will man dann zu seiner Arbeit oder zur Schule, aber da ist man nicht drauf aus, Freundschaften zu schließen."
Oliver Neuroth in Madrid:
"In Spanien hat die Freundschaft einen sehr hohen Stellenwert. Allerdings muss man unterscheiden zwischen lockeren Bekannten und echten Freunden. Man kommt sehr schnell ins Gespräch, man lacht und trinkt zusammen. Aber wenn es dann dick auf dick kommt und man jemand zum Sprechen braucht, einen wirklichen Freund, dann sind das die intensiveren Freundschaften, die man lange suchen muss. Die Bekanntschaft sagt dann doch eher: Ich hab jetzt gerade keine Zeit und tschüss!"
Ivo Marusczyk in Buenos Aires:
"Grundsätzlich sind die Argentinier sehr kontaktfreudige Menschen. Es ist kein Problem Leute kennenzulernen. Es ist auch kein Problem, Freunde zu finden. Ohne persönliche Kontakte läuft nichts in ganz Südamerika. Und deswegen werden Freundschaften schnell geschlossen, denn man weiß nie wozu man die Leute mal braucht. Ich würde sagen, die Argentinier sind dann eher so die Rheinländer. Man schließt sehr schnell Freundschaften, man ist sehr kontaktfreudig, eigentlich ist der Kontakt sehr schnell hergestellt. Aber ich würde nicht davon ausgehen, dass das dann wirklich ganz tief geht."
Lena Bodewein in Singapur:
"Es ist auf jeden Fall nicht so einfach unter Singapurern Freunde zu finden. Wenn, dann sind sie auch oft selber im Ausland gewesen und haben eine offenere Einstellung. Ansonsten sind viele Singapurer sehr unter sich. Sie haben vor allem auch eine starke Familienbindung und sind damit völlig ausgelastet. Gerade unter Singapurer Schulkindern bleibt oft keine Zeit für Freundschaften. Die haben so lange Schule und danach noch Nachhilfeunterricht und dann müssen sie noch ein Instrument lernen und dann gibt es auch noch familiäre Aktivitäten – da bleibt keine Zeit für Freundschaften."

"Alltag anders" – wenn Sie einen Themenvorschlag haben, dann schicken Sie ihn gerne an diese E-Mail-Adresse: alltag.anders@deutschlandfunkkultur.de

Mehr zum Thema