Konzepte einer "akustischen“ Elektronik

Jenseits des Lautsprechers

59:05 Minuten
13 Metallrohre liegen strahlenförmig auf den Boden und sind mit diversen Mikrophonen bestückt
José Antonio Orts: „Ostinato Azul“. Lichtempfindliche interaktive Klanginstallation aus der Sammlung des IVAM-Museums © Juan García Rosell
Von Hubert Steins  · 18.06.2019
Elektronische Musik ist Lautsprechermusik. Doch was passiert, wenn sich elektronische Klangproduktion mit den Resonanzeigenschaften realer Körper zu einer "akustischen" Elektronik verschränkt?
Schon immer betrachteten es Teile des Publikums als Zumutung, bei elektronischer Musik auf eine leere Bühne starren zu müssen.
Recht bald also entwickelten sich alternative Konzepte: Gemischte Werke für Instrumente und elektronisches Zuspiel. Mit der Verbreitung des Synthesizers kamen live elektronische Spielkonzepte und durch die Digitalisierung Strategien der Klangmanipulation in Echtzeit hinzu.

Getrennte Welten

All dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die instrumentale und die elektroakustische Sphäre getrennte Welten bleiben.
Denn die Vielfalt der instrumentalen Klangfarben ist das Resultat einer Festkörperphysik, die in der materiellen Welt durch die Schwingungseigenschaften spezifischer Materialien, die Dimensionierung von Resonanzkörpern und durch unterschiedliche Weisen der Materialerregung wirkt.

Die Aufgabe des Lautsprechers ist es dagegen, alle erdenklichen Klänge zu reproduzieren. Er besitzt idealerweise keine eigene Klangcharakteristik. Die materiellen und physikalischen Faktoren, denen die Instrumente ihre Klangfarben verdanken, sind hier ausgeschaltet.

Klangeigenschaften von Holz und Metall

Wird allerdings das Ideal des neutralen Lautsprechers beiseite geschoben oder erfolgt eine elektronische Klangerzeugung sogar ohne Lautsprecher, eröffnen sich Perspektiven einer gleichsam "akustischen" Elektronik, in der die Klangeigenschaften realer Materialien wieder einbezogen werden können.
In dieser Sendung werden Konzepte einer elektronischen Klangerzeugung vorgestellt, die mit den Klangeigenschaften von Festkörpern interagiert.

Mit Werken von Alvin Lucier, Nicolas Collins, Michael Maierhof, José Antonio Orts und Steffen Krebber u.a.
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