Komponist Martin Smolka

Seltsame Musik

Der Komponist lächelt in die Kamera
Für Martin Smolka ist Originalität immer ganz nah bei der Banalität angesiedelt © Anna Smolka
Vorgestellt von Carolin Naujocks · 08.07.2021
Begriffe wie Nostalgie und Naivität spielen in der Musik von Martin Smolka eine große Rolle. Er Komponiert poetische Bilder – eigentlich sind es immer romantische-skurrile Erinnerungsbilder, selbst wenn sie von seinen Utopien erzählen.
"Keine Neue Musik mehr, bitte, sondern Seltsame Musik" hatte Martin Smolka im "Manifest des Umgestimmten Komponisten" gefordert.
Die Kategorie des Seltsamen findet sich oft bei den 1959 in Prag geborenen Komponisten. Sie entspringt dem Impuls mit dem Ausdruck der Unangepasstheit auf Gegebenheiten und Anforderungen zu reagieren. Darin findet sich sicher ein subversives Moment. Und dann gibt es die Nostalgie, die in der sentimentalen Rückwendung augenzwinkernd von einer verlorenen Utopie erzählt.

Das Gefühl von etwas unwiederbringlich Verlorenem

Als Mitbegründer der alternativen Gruppe tschechischer Musiker AGON (1983) verfolgte Smolka ein vielleicht intuitives und doch klar kommunizierbares musikalisches Konzept. Damals ging es darum, die ästhetische (und damit politische) Stagnation im Alltag der Tschechoslowakei zu durchbrechen. Einen Ausweg sahen die Musiker nur in einer Flucht aus dem offiziellen Musikleben, ins Private.
Musikalisch zeigt sich dies bei Smolka in einem verlangsamten Zeitverlauf, einer introvertierten und betont naiven künstlerischen Haltung, im Beschwören einer träumerischen Landschaft. Interessant ist, dass sich dieser Hang zur Innerlichkeit in den Nachwendezeiten keineswegs verändert, sondern allenfalls verstärkt hat. Smolka hat vielmehr darin ein Potential entdeckt, die Kategorie "Ausdruck" in der Musik noch einmal neu zu befragen.

Martin Smolka
"rain, a window, roofs, chimneys, pigeons and so...and railway bridges, too" (1992) für Bläseroktett und andere Instrumente
Musikfabrik NRW
Leitung: Johannes Kalitzke

Rezension
Musik-Konzepte Band 191: Martin Smolka
edition text+kritik

"Lamento metodico" (2006)
Teodoro Anzellotti, Akkordeon

"Hats in the sky" (2004)
Musik zum Stummfilm "Vormittagsspuk"
Ensemble Ascolta
Leitung: Titus Engel

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