Streit um Entschädigungen
In einem Zeitungsinterview sprach Georg Friedrich von Preußen, Ururenkel des letzten deutschen Kaisers, davon, dass ein Rechtsstreit noch mindestens zehn Jahre dauern würde und dass er die historische Debatte um seine Familie „unbelastet“ führen will. © picture alliance / dpa / Moritz Frankenberg
Unerwartete Kehrtwende bei den Hohenzollern
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Der Prinz von Preußen lenkt im Konflikt um Entschädigungs- und Rückgabeklagen im Fall Hohenzollern ein. Skepsis bleibe nach zehn Jahren Streit aber angebracht, kommentiert Vladimir Balzer. Man frage sich zudem, warum gerade jetzt dieses Einlenken komme.
Was für eine begrüßenswerte Kehrtwende im Fall Hohenzollern! Endlich wird es möglich, eine nötige historische und politische Debatte über die Rolle der preußischen Staatsfamilie ohne juristische Fallstricke zu führen. Das meint die Entschädigungs- und Rückgabeklagen gegen Bund, Berlin und Brandenburg.
Es meint aber auch die Versuche des jetzigen Prinzen von Preußen, mit rechtlichen Mitteln gegen Berichte und Analysen aus Wissenschaft und Journalismus vorzugehen, die er für falsch hielt. Wir Journalisten liefen ständig Gefahr, bei Beschäftigungen mit der Geschichte der Hohenzollern Post von deren Anwalt zu bekommen.
Daher wird es nun endlich möglich, unbefangen Fragen zum Verhältnis der Hohenzollern-Familie zu Nazi-Größen zu stellen. Was übrigens auch der ausschlaggebende Faktor bei den Eigentumsansprüchen der ehemaligen Preußen-Herrscher ist. Denn enteignet wurden sie, weil ihnen vorgeworfen wurde, die Nazis befördert zu haben.
Warum nun Georg Friedrich von Preußen, Ururenkel des letzten deutschen Kaisers, nicht mehr juristisch streiten will, das wird er hoffentlich bei einem für Donnerstag geplanten Historiker-Forum erklären. In einem Zeitungsinterview sprach er davon, dass ein Rechtsstreit noch mindestens zehn Jahre dauern würde und dass er die historische Debatte um seine Familie „unbelastet“ führen will.
Skepsis gegenüber Hohenzollern-Prinz bleibt angebracht
Wie glaubwürdig das ist, wird sich zeigen. In jedem Fall will er eine digitalisierte Quellensammlung präsentieren, also etwas für die Wissenschaft tun. Von Seiten des Staates, also Bund und den betroffenen Ländern, kamen schon positive Signale auf seine Ankündigung.
Skepsis bleibt dennoch angebracht, denn der Streit dauert schon zehn Jahre an und man fragt sich, warum gerade jetzt dieses Einlenken durch den Preußen-Prinzen kommt.
Was der Prinz erreicht hat
Man kann dem Prinzen aber in einer Sache dankbar sein. Er hat erreicht, dass sich die Öffentlichkeit nun verstärkt mit der Geschichte der Hohenzollern nach dem Ende des Kaiserreichs beschäftigt hat. Das wäre sonst vielleicht untergegangen.
Einen Ort für weitere, nun offen geführte Debatten hätte ich schon: Das wiederaufgebaute Hohenzollernschloss, das sich hinter dem Namen Humboldtforum versteckt. Dort stößt Preußen-Vergangenheit mit den wichtigen Fragen von heute zusammen. Ich sehe dort Georg Friedrich Prinz von Preußen schon sitzen und streiten. Das wird gut!