Klimawandel in Südamerika

Warum Kaffee teurer wird

08:02 Minuten
Ein offener Sack mit Kaffeebohnen und einer Schaufel aus Metall darin steht auf dem Boden.
In vielen Kaffeeanbaugebieten gebe es häufiger Dürren, Hitze, Starkregen und Hurricanes, sagt Agrarökonom Christian Bunn. © picture alliance / dpa Themendienst / Mascha Brichta
Christian Bunn im Gespräch mit Dieter Kassel · 27.07.2021
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Kaffee werde künftig teurer und qualitativ schlechter - der Grund dafür liege zu einem großen Teil im Klimawandel, sagt Agrarökonom Christian Bunn. Aktuell sind die Kaffeepreise in Brasilien enorm gestiegen. Aber auch Tee und Kakao sind betroffen.
Warum ist der Kaffeepreis in Brasilien zuletzt gestiegen?
Der Preis für Arabica-Bohnen, eines der wichtigsten Rohstoffexportgüter des südamerikanischen Landes, ist so hoch wie seit sieben Jahren nicht mehr. Grund dafür sei, dass es zunächst eine Dürre gegeben habe, sagt Christian Bunn, Agrarökonom am Internationalen Zentrum für Tropische Agrarforschung im kolumbianischen Cali und an der Universität Göttingen.
In den vergangenen Tagen sei dann noch ein unerwartet starker Frosteinfall dazugekommen. Das habe dazu geführt, dass die Arabica-Pflanzen schwarz geworden und abgestorben sind. Die Folge war, dass "80 Prozent der Ernte in einigen Orten ausgefallen sind".
Liegt das an Wetterphänomenen oder am Klimawandel?
Was den Frost angeht, sei das schwer zu sagen, so Agrarökonom Bunn. Dazu sei ihm zumindest keine Studie bekannt, die darauf hinweise. Aber beim Thema Dürre könne man klar sagen: "Das ist, was wir erwarten auf Grundlage unserer Studien würden." Die Preise seien bereits wegen Dürren am Ansteigen gewesen.
Viele Kaffeeanbaugebiete liegen in Zentralamerika. Das sei eine Region, die besonders stark vom Klimawandel betroffen ist, so Bunn. Dort gebe es deutlich häufiger Dürren, Hitze, Starkregen und Hurrikans.
Was bedeuten die Klimaveränderungen für die Kleinbauern, die Kaffee anbauen?
Die Auswirkungen der Klimaveränderungen für die Kaffeebauern reichten von Ernteausfällen bis hin dazu, dass Kleinbauern aufgeben müssten, weil der Kaffeeanbau nicht mehr ausreichend ökonomischen Ertrag bringt, erklärt Agrarökonom Bunn. Häufig gebe es für sie nur die Möglichkeit, in Städte zu migrieren oder andere Pflanzen anzubauen, die aber weniger Einkommen bedeuten.
Einen nachhaltigen Kaffeeanbau zu etablieren, gehe nur langfristig, so Bunn. Kaffeeplantagen seien bis zu 50 Jahre produktiv. Daher habe die Wahl angepasster Kaffeesorten eine lange Vorlaufzeit. Auch Bäume, die Schatten spenden sollen, bräuchten 20 Jahre, bis sie ihre Aufgabe erfüllen könnten.
Wäre es möglich, unempfindlichere Kaffeesorten zu züchten?
Das werde bereits gemacht, sagt Bunn, Agrarökonom in Deutschland und Kolumbien. Es gehe aber zulasten der Qualität. Die Konsumenten müssten sich darauf einstellen, dass Kaffee künftig zugleich teuerer und in der Qualität schlechter werde.
Sind Tee- und Kakaotrinker nicht betroffen?
Leider seien auch Tee und Kakao von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen, so Christian Bunn. Steigende Temperaturen in der Nacht und zunehmende Trockenheit in vielen Ländern gingen zulasten der Teequalität. Auch bei Kakao gebe es einen Trend zu unzuverlässigen Ernten.
(abr)
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