Klimawandel im Süden der USA

„Wir müssen lernen, mit dem Wasser zu leben“

22:54 Minuten
Marschland des Mississippi-Deltas von oben.
Durch den Klimawandel droht das Marschland des Mississippi-Deltas in Louisiana Stück für Stück zu verschwinden. © imago images / Nature Picture Library / Gerrit Vyn
Von Claudia Sarre · 06.07.2021
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Für die Bewohner von Louisiana war der Hurrikan Katrina ein Weckruf. Doch der Klimawandel schreitet voran, zerstört den Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten und bedroht Menschen. Viele sind bereits weggezogen, andere suchen nach Lösungen.
Die kleine Propellermaschine holpert in Richtung Startbahn. Ein kurzer Halt. Dann zieht Pilot Lyle Panepinto langsam den Steuerknüppel zu sich. Das Flugzeug rast los und wenige Sekunden später hebt die Cessna ab und schwebt schwerelos über dem Mississippi-Delta von Louisiana. Unter uns breitet sich eine gigantische Flusslandschaft aus: Deutlich ist der breite braune Strom des Mississippi zu erkennen, der sich tausendfach verästelt in unzählige Nebenflüsschen.

Dazwischen Sandbänke, Sumpf und Unmengen an grün bewachsenen Inseln. Seit über 40 Jahren fliegt Lyle Panepinto einmotorige Leichtflugzeuge. Jeden Tag sieht er das Delta von oben. Seit 1973/74 haben wir wahrscheinlich so um die 30 Prozent des Marschlands verloren, erzählt der 67-Jährige stirnrunzelnd.

Steigende Meeresspiegel fressen Sumpfgebiete auf

Das riesige Sumpfgebiet im Süden der USA ist ein einzigartiges Ökosystem mit seltenen Fisch-, Amphibien- und Vogelarten. Doch der Klimawandel setzt dem Marschland am Golf von Mexiko mächtig zu. Die steigenden Meeresspiegel fressen die Sumpfgebiete auf, erklärt Umweltschützerin Cynthia Sarthou. Die 65-Jährige leitet die Umweltorganisation Healthy Gulf und setzt sich seit fast 30 Jahren für die Rettung der bedrohten Küstenlandschaft ein. Sie sitzt auf einer Kaimauer direkt am Mississippi in New Orleans.
"Wir verlieren alle eineinhalb Tage Sumpfland in der Größe eines Fußballfeldes. Was heute noch Sumpf ist, könnte nächste Woche schon offenes Wasser sein. Viele Gemeinden sind auf das Marschland angewiesen – als Schutz vor einer Sturmflut. Die Bewohner sind wirklich gefährdet und sogar gezwungen umzuziehen."

Tatsächlich haben schon viele Menschen die Küsten von Louisiana verlassen. Auf der Isle de Jean-Charles – einer Insel mitten im Delta – leben nur noch vier indigene Familien. Die Mitglieder des Biloxi-Chitimacha-Choctaw-Stammes hatten seit acht oder neun Generationen auf der Insel gelebt. Auch vielen anderen Inselbewohnern steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Es klingt paradox, erklärt Cynthia Sarthou, aber verantwortlich für den Landverlust sind häufig Schutzdeiche, weil sie den Sedimentnachschub verhindern.
Eine Frau mit halblangen blonden Haaren steht am Wasser.
Umweltschützerin Cynthia Sarthou: "Das Problem ist, dass die USA in den 40er-Jahren angefangen haben, Deiche zu bauen."© Deutschlandradio / Claudia Sarre
"Das Problem ist, dass die USA in den 40er-Jahren angefangen haben, Deiche zu bauen, um die Ortschaften am Fluss zu schützen. Aber diese Deiche haben den natürlichen Fluss gestört und auch die Sedimentablagerung verhindert. Als das Land sich abgesenkt hat, war nichts da, um es zu ersetzen. Zusätzlich wurde damals die Öl- und Gasindustrie aufgebaut – mit Kanälen für die Schifffahrt und Pipelines. Durch diese Kanäle kommt Salzwasser in die Sümpfe und zerstört sie."
Gleichzeitig ist die Öl- und Gasindustrie der wichtigste Wirtschaftszweig in Louisiana. Der Bundesstaat hat die höchste Dichte an Erdölraffinerien – mit erheblichen Auswirkungen auf Mensch und Natur.

Der Klimawandel bedroht Natur und Kultur

All diese Faktoren – die steigenden Meeresspiegel, die Absenkung des Landes, die Erosion, die Stürme und die industrielle Verschmutzung zerstören nicht nur seltene Pflanzen- und Tierarten, sondern sie bedrohen auch die Menschen und ihre Traditionen, beklagt die Umweltschützerin.
"Die Kultur, die so viele Leute mit Louisiana verbinden, ist gefährdet. Die Cajuns leben von den Bayous, sie fangen Fisch, Shrimps, Krabben und Langusten. Ihre Kultur ist mit den Bayous verwoben. Die Frage ist jetzt für viele dieser Fischer, wie lange können sie noch überleben?"

Grünschillerndes Wasser, tief hängende Bäume, mit Unkraut überwucherte Uferböschungen. Die Bayous – so heißen die träge dahin fließenden Wasserwege in Louisiana – waren einst für die Cajuns, die ersten französischen Siedler, die einzigen Verkehrswege in den schwer zugänglichen Sumpflandschaften.
Marschland von oben aus dem Flugzeug.
Das riesige Sumpfgebiet im Süden der USA ist ein einzigartiges Ökosystem mit seltenen Fisch-, Amphibien- und Vogelarten.© Deutschlandradio / Claudia Sarre
Eine Brücke führt hinüber zu Grand Isle, einer vorgelagerten Düneninsel mit langem Sandstrand. Entlang der Hauptstraße eine Reihe von frisch gestrichenen Pfahlbauten. Daneben eine Tankstelle und ein Supermarkt.

Das Land wird vom Wasser geschluckt

Tim Bradbury und seine Frau Jocelyn fahren mit ihrem Golfmobil zum Einkaufen. Der 62-jährige Bauunternehmer mit dem wettergegerbten Gesicht kennt die Insel in- und auswendig. Er ist hier geboren und aufgewachsen.
"Ich erinnere mich, dass Grand Isle früher viel größer war. Das Marschland und der Strand waren viel breiter. Die älteren Leute hier hatten Blumen und Bäume in ihren Gärten. Im Frühling hat man die Blumen immer gerochen. Die Bäume waren so dicht, dass es darunter richtig dunkel war."
Heute gibt es nur noch Gras und Sand – und einen mit Dünengras bewachsenen Deich. In einigen Jahrzehnten dürfte die Insel verschwunden sein. Verschluckt vom Meer, befürchtet der korpulente Insulaner.
"Ich erwarte nicht, dass die Insel dann noch hier ist. Ich glaube, es wird nicht mal 50 Jahre dauern."

Im Hafen im Norden der Insel haben mehrere Krabbenkutter festgemacht. An Land stapeln sich die rostigen Reusen meterhoch. Pelikane sitzen auf dicken Holzpfählen und lauern auf ihre Beute. Das sogenannte Shrimping, sprich die Garnelenfischerei, hat im Süden Louisianas große Tradition.
Eine Insel von oben aus einem Flugzeug aufgenommen.
In einigen Jahrzehnten dürfte Grand Isle verschwunden sein.© Deutschlandradio / Claudia Sarre
Aber seit der Ölkatastrophe Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im Jahr 2010 befindet sich die Fischerei in der Krise. Auf einem der Krabbenkutter macht sich ein junger Mann an den Netzen zu schaffen. Es ist ein warmer Frühlingstag, der Schweiß steht ihm auf der Stirn.

Die Garnelenfischerei stagniert seit drei Jahren

"Das Geschäft stagniert seit drei Jahren. Eigentlich schon seit der Ölkatastrophe. Das letzte Jahr ging noch, weil Benzin und Diesel billig waren. Aber seit Biden das Amt übernommen hat, steigen die Treibstoffpreise wieder."
Tim ist vietnamesisch-amerikanischer Herkunft und kommt aus einer Garnelenfischer-Dynastie. Sein Vater, sein Onkel und sein Bruder sind Fischer. Der 38-Jährige arbeitet schon seit 20 Jahren als sogenannter "Shrimper". Kein leichter Job, erzählt der junge Mann in schmutzigem T-Shirt, Shorts und Gummistiefeln.
"Wir arbeiten eigentlich Tag und Nacht. Wir fahren raus und arbeiten dann, wenn die Shrimps rauskommen. Wenn wir hören, dass es Shrimps gibt, fahren wir in den Golf, bis zur Mündung des Mississippi River. Das sind so acht bis zehn Stunden Fahrt."
Die Shrimp-Industrie im Südosten Louisianas steckt in der Krise. Dafür sind nicht zuletzt Umweltverschmutzung und Klimawandel verantwortlich. Shrimps verlieren ihren Lebensraum und sterben – vor allem in der sogenannten Todeszone im Golf von Mexico. Diese "deadzone" liegt direkt vor der Mündung des Mississippi und ist ein riesiges sauerstoffarmes und daher totes Gebiet. Verursacht durch Dünger und giftige Chemikalien, die der Fluss hier ins Meer geschwemmt hat.

"Die Todeszone entsteht durch die Umweltverschmutzung. Und durch die Ölkatastrophe natürlich, wir haben immer noch regelmäßig Ölklumpen im Netz. Deepwater Horizon hat große Auswirkungen auf uns. Es ist immer noch da, auch wenn die Leute nicht mehr drüber reden."
Die brennende Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko am 22.04.2010.
Das Unglück der Ölplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im April 2010 verursachte eine beispiellose Umweltzerstörung in der Region. © picture alliance / dpa / Us Coast Guard Handout
Trotz aller Widrigkeiten, kürzer werdenden Fangzeiten, fallenden Shrimp-Preisen und großer Konkurrenz aus Asien, will Tim jedoch Fischer bleiben. Das ist sein Leben, und etwas anderes kann er sich nicht vorstellen.
"Ich bin mein eigener Boss, ich muss niemandem gehorchen.
Körperlich ist es hart, aber vielleicht nicht so hart wie andere Jobs. Es ist ganz okay."

"Die Todeszone ist ein Riesenproblem"

Zurück zur Umweltexpertin Cynthia Sarthou am Ufer des Mississippi River. Die Garnelen- und Austernfischer in der Region kämpfen ums Überleben, bestätigt sie. Wenn es so weitergeht, sterben sie aus. Dann müssen die Meeresfrüchte aus Asien importiert werden und die authentische kreolische oder Cajun-Küche von Louisiana kann nicht mehr auf einheimischen Fisch zurückgreifen.
"Die Todeszone ist ein Riesenproblem. Die größte Herausforderung ist, dass sie nicht verursacht wird durch das, was hier passiert, sondern dass die Wurzel des Übels in der Landwirtschaft im Norden des Landes liegt. Und bislang gab es keine politischen Bestrebungen, diese Düngerverschmutzung zu reduzieren. Die Fischer sind von diesen Entwicklungen massiv betroffen, denn sie kalkulieren mit sehr kleinen Preisspannen."
Cynthia Sarthou ist zwar keine gebürtige Südstaatlerin, aber sie wohnt schon seit 25 Jahren in New Orleans. Sie kann sich kaum vorstellen, irgendwo anders zu leben, erzählt sie. Auch wenn die vielen Tropenstürme sie regelmäßig in Angst und Schrecken versetzen. Vor allem in der vergangenen Saison mit ihren fünf oder sechs Stürmen hat sich die Frau ziemlich verletzlich gefühlt.
"Ich hatte richtig Angst. Die meisten von uns waren ziemlich mitgenommen. Es gibt immer ein oder zwei Stürme im Jahr. Aber dieses Jahr war es ein Sturm nach dem anderen. Das war wirklich ein Weckruf für viele Leute, dass sich die Dinge ändern."
Dennoch hängen die Einheimischen an ihrer Stadt – und das hat einen Grund. N’awlins - wie die Locals sagen – ist berühmt für ein besonderes Lebensgefühl. Nicht umsonst wird die 400.000-Einwohner-Metropole auch "The Big Easy" genannt. Angelehnt an New Yorks Spitznamen "The Big Apple", nur eben leichter, fröhlicher, ausgelassener. Im French Quarter mit seinen wunderschönen alten Kolonialvillen tummeln sich an jeder Ecke Musiker. Manchmal ganze Bands mit Saxophon, Trompete und Drums.

Der neunte Bezirk wurde von Hurrikan Katrina ausradiert

Nur zehn Autominuten entfernt vom French Quarter ist der Lower Ninth Ward, einer der ärmsten Stadtteile von New Orleans. Hier wohnen überwiegend Afroamerikaner und Afroamerikanerinnen, die sich die teuren Mieten in der Innenstadt nicht leisten können. Wohnten, muss man sagen. Denn dieser neunte Stadtbezirk, der unter dem Meeresspiegel liegt, wurde von Hurrikan Katrina gewissermaßen ausradiert. Burnell Cotlon steckt seinen Kopf aus der Tür. Der Afroamerikaner hat hier vor 15 Jahren einen Mini-Supermarkt eröffnet.
"Als ich mein Haus nach Katrina wiederaufgebaut hatte, ist mir aufgefallen, dass wir keinen Supermarkt im Viertel hatten. Der nächste Laden war über fünf Meilen entfernt. Wer kein Auto hatte, musste weit zum Supermarkt laufen! Das ist Wahnsinn. Daher habe ich mich entschieden, etwas dagegen zu tun."
Vor der Tür wummert eine Boom-Box. Drinnen riecht es intensiv nach Frittierfett. Auf den Regalen Chipstüten, Ketchup-Flaschen, Sardinen aus der Dose, Zahnpasta, Toilettenpapier. Burnell verkauft alles außer Alkohol.

Die meisten Menschen denken, allen Leuten in New Orleans geht es gut. Aber das stimmt nicht, beklagt er.
Ein Mann in einer gelben Bluse steht in einem Geschäft.
Burnell Cotlon packte nach Katrina mit an und eröffnete einen neuen Supermarkt im Viertel.© Deutschlandradio / Claudia Sarre
"Wir sind nur zehn Minuten von der Bourbon Street entfernt und es ist fast wie in einem Dritte-Welt-Land. Katrina ist hier immer noch lebendig. Gegenüber war mal ein Kino, wir hatten Geschäfte, Banken, Restaurants – alles weg! Keiner ist zurückgekommen."
Die Menschen hier sind die Leidtragenden des Klimawandels und seinen Folgen. Weil das vorgelagerte Marschland immer kleiner wird, gibt es kaum noch Schutz vor Sturmflut. Viele Bewohner sind bis heute von Hurrikan Katrina traumatisiert. Wie zum Beispiel Kevin, der vor Burnells Shop in der Sonne sitzt und raucht.
"Ich habe Katrina überstanden. Ich musste evakuiert werden und den Weg durch das Wasser finden. Ich habe meine Wertsachen in ein Planschbecken gepackt. Das habe ich durch das Wasser geschoben, bis ich auf der Autobahn war und von dort im Hubschrauber."

"Es ist hart, sein Zuhause aufzugeben"

Sein Haus sei nur ein paar Straßen weiter, erzählt Kevin und deutet die verlassene Straße hinab. Mehrmals habe die lokale Regierung ihm angeboten, sich woanders niederzulassen. Aber Wegziehen ist keine Option für Kevin.
"Es ist hart, sein Zuhause aufzugeben. Es ist schließlich das Einzige, das man kennt. Hoffentlich gibt es so einen Sturm nicht noch einmal. Aber wenn er passiert und ich ihn noch mal durchstehen muss, werde ich wieder dafür kämpfen, nach Hause zu kommen."

Um nicht nur die Sicherheit Menschen an den Küsten von Louisiana zu gewährleisten, sondern auch die artenreiche Tier- und Pflanzenwelt in den Sümpfen zu erhalten, arbeiten Umweltschützer und Wissenschaftler seit Jahrzehnten an Lösungen.
Ein Hubschrauber über dem überfluteten New Orleans nach Hurrikan Katrina im August 2005.
Hurrikan Katrina im August 2005 gilt mit als eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte der USA.© picture-alliance/ dpa /epa / Vincent Laforet
Einer von ihnen ist Architekt und Fluss-Experte Inaki Alday. Er forscht und lehrt an der Tulane University in New Orleans. An diesem Sonntagnachmittag sitzt der schlanke Mittfünfziger auf der beschaulichen Veranda seines Hauses im Garden District in New Orleans. Das Problem ist, sagt der Spanier nachdenklich, dass der Mensch versucht, mit Deichen und Pumpen die Wassermassen zu beherrschen.
"Wir lösen das Problem der Überflutung, weil wir das Wasser einfach herauspumpen. Aber weil wir so viel pumpen, dringt das Wasser nicht mehr in den Sumpf ein, und das Terrain ändert sich. Das Marschland trocknet aus, Hohlräume entstehen. Und wir beginnen zu sinken."

"Wir müssen verstehen, wie wir mit Wasser leben"

Eine Lösung ist, dem Fluss wieder mehr Raum zu geben und die natürlichen Überflutungszyklen wiederherzustellen. Straßen zum Beispiel so zu bauen, dass das Wasser bei Überspülung versickert. Häuser auf Stützen zu bauen, sodass Hochwasser einfach unter ihnen durchfließt, schlägt der Architekt vor.
"Wir müssen verstehen, wie wir mit Wasser leben. Wir müssen aufhören, zu denken, dass wir immer in Trockenheit leben. Lasst uns doch die Parks und Straßen überfluten. Sie müssen nur so gestaltet werden, dass bei Flut kein Schaden entsteht. Nach der Flut wird die Natur blühen."

Die Umweltschützerin Cynthia Sarthou ist der gleichen Meinung. Die Flusslandschaft muss außerdem renaturiert werden, fordert sie. Die lokale Regierung des Bundesstaats Louisiana hat gemeinsam mit Umweltorganisationen und Universitäten bereits zwei solcher Renaturierungsprojekte ins Leben gerufen.
Ein Mann steht auf der Veranda eines Hauses.
Inaki Alday: "Wir müssen aufhören, zu denken, dass wir immer in Trockenheit leben."© Deutschlandradio / Claudia Sarre
Bislang mit mäßigem Erfolg. Wenn wir nicht handeln, ist die Stadt New Orleans in ein paar Jahrzehnten eine Insel, sagt Cynthia Sarthou. Wir sind in der Pflicht. Schließlich produzieren wir die Treibhausgase, die die Meeresspiegel steigen und die extremen Stürme entstehen lassen.
Was die Zukunft angeht, ist die Naturschützerin vorsichtig optimistisch. Eine vollständige Rettung des Deltas wird es nicht geben. Die zukünftigen Veränderungen, sagt sie, müsse man so gestalten, dass sie für Natur und Mensch erträglich sind. Dabei zählt sie auf die neue US-Regierung.
"Wir hoffen, dass die Biden-Regierung eine konsequente Klimapolitik gewährleistet. Wir müssen einen Übergang hinbekommen. Menschen aus Gemeinden, die umgesiedelt werden, müssen umgelernt werden. Sie brauchen neue Arbeitsplätze und einen Wirtschaftsmotor."

Hoffen auf die nächsten 50 bis 100 Jahre

Zurück zum waghalsigen Flug in der Cessna über das Mississippi-Delta. Die alte Propellermaschine hat durchgehalten. Nach knapp zwei Stunden setzt sie mit einem Rums auf der holprigen Landepiste auf. Für Pilot Lyle Panepinto war dies ein Flug wie jeder andere. Er nimmt den Kopfhörer ab, löst den Anschnallgurt und klettert aus dem Mini-Flugzeug. Dass das Land unter ihm peu à peu verschwindet, scheint ihn nicht besonders zu belasten.
"Ich glaube, die meisten Leute, die hier geboren und aufgewachsen sind, lieben das Leben hier. Sie leben von der Meeresfrüchteindustrie, sie werden für immer hier sein."
Die Menschen im Mississippi-Delta hoffen, dass das Überleben in den Siedlungen des Deltas zumindest noch für die nächsten 50 bis 100 Jahre gesichert ist. Was danach passiert, will sich hier niemand ausmalen.
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