Klimaforscher Mojib Latif

Klimawandel: Können – oder wollen wir nichts tun?

Mojib Latif, deutscher Meteorologe, Klimaforscher, Hochschullehrer und Autor
Mojib Latif, deutscher Meteorologe, Klimaforscher, Hochschullehrer und Autor © picture alliance / Erwin Elsner
Moderation: Klaus Pokatzky · 05.12.2015
Der Weltklimagipfel in Paris ist in vollem Gange. Aber was kann dort überhaupt noch erreicht werden? Der renommierte Meterologe Mojib Latif verlangt nach stärkeren Begrenzungen und hofft auf Deutschlands Vorreiterrolle.
Nun tagen sie wieder: Vertreter aus fast 200 Staaten debattieren noch bis zum 11. Dezember beim nunmehr 21. Weltklimagipfel in Paris. Sie suchen eine Einigung für einen neuen Klimavertrag, er soll die Staaten dazu bewegen, ihren Ausstoß an Treibhausgasen langfristig zu senken. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das "Zwei-Grad-Ziel" – denn die Erde darf sich um nicht mehr als zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter erwärmen, sonst drohen weitere irreversible Folgen. Die Zeit drängt.
Schon jetzt hat sich die Erde um mehr als ein Grad erwärmt. 2014 und 2015 wurden Wärmerekorde erreicht, die Zahl der klimabedingten Naturereignisse steigt.
Was kann der Klimagipfel in Paris ausrichten?
"Wir sprechen jetzt über die 21. Weltklimakonferenz – und bis jetzt ist so gut wie nichts passiert", sagt Prof. Dr. Mojib Latif. "Ganz im Gegenteil: Der weltweite Ausstoß von CO2 ist um 60 Prozent gestiegen. Anspruch und Wirklichkeit könnten hier nicht weiter auseinander liegen."
Der Meteorologe vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel (GEOMAR) gehört zu den bekanntesten Klimaforschern Deutschlands – und zu den unermüdlichen Mahnern vor den globalen Folgen der Erderwärmung. Für sein Engagement erhielt er im September den Deutschen Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt.

Mojib Latif fordert eine strengere Begrenzung auf 1,5 Grad: "Das 'Zwei-Grad-Ziel' ist eine Kapitulation vor der Umwelt. Wir wissen alle, dass viele Inselstaaten überflutet werden – deswegen beharren sie ja auch darauf, dass die Erderwärmung 1,5 Grad nicht überschreitet. Und selbst dann wissen wir nicht, ob die Sache noch gut ausgehen wird."
Deutschland soll Vorreiterrolle einnehmen
Es gehe längst nicht mehr nur um Klimafragen: "Ein ungebremster Klimawandel wird die Weltökonomie, das heißt die Weltwirtschaft, nachteilig betreffen. Es gibt ernst zu nehmende Studien, die zeigen, dass man in Folge eines wirklich starken Klimawandels eine weltweite Rezession zu erwarten hätte. Und das dürfen wir auch nicht vergessen. Die Sicherheitsarchitektur auf unserem Planeten würde komplett umgedreht werden, denn wenn wirklich in vielen Gegenden der Welt die Lebensbedingungen sich dramatisch verschlechtern, wenn es Flüchtlingsströme ohnegleichen gibt, dann wird das natürlich auch die Sicherheitslage auf der Erde beeinflussen."
Deshalb setzt Mojib Latif auch auf die Vorreiterrolle Deutschlands: "Wir müssen letzten Endes zeigen, dass eine saubere Umwelt möglich ist – und Wirtschaftswachstum zugleich."

Informationen im Internet:
Über Prof. Dr. Mojib Latif: geomar.de

Literaturhinweis:
Mojib Latif: Das Ende der Ozeane. Warum wir ohne die Meere nicht überleben werden, Herder Verlag, 2014

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