Kleines Wörterbuch des Krieges

Gotteskrieger

Eine Gürtelschnalle aus dem Ersten Weltkrieg mit der Aufschrift "Gott mit uns" ist am 27.06.2014 in der Ausstellung "Kriegs(er)leben im Rheinland - Zwischen Begeisterung und Verzweiflung" im LVR-Freilichtmuseum Kommern auf einem Gürtel mit Köchern an einem Armeemantel von 1915 zu sehen.
Eine Gürtelschnalle aus dem Ersten Weltkrieg mit der Aufschrift "Gott mit uns" ist in der Ausstellung "Kriegs(er)leben im Rheinland" zu sehen. © picture-alliance / dpa / Matthias Balk
Von Michael Opitz · 16.09.2014
Der Begriff "Gotteskrieger" ist immer wieder zu hören. Dabei ist es höchst fragwürdig, Gewalt und Krieg mit religiösen Zielen zu rechtfertigen – aus verschiedenen Gründen. Nicht zu Unrecht war der "Gotteskrieger" bereits Unwort des Jahres.
Obwohl die Begriffe Gott und Krieg nicht zueinander passen wollen, ist Gott oft genug in der Geschichte vereinnahmt worden, um einen Krieg zu rechtfertigen. "Gott mit uns" stand auf den Koppelschlössern der Wehrmachtssoldaten, sodass jeder Soldat im Zweiten Weltkrieg davon ausgehen konnte, Gott auf seiner Seite zu haben. So stellte sich nicht die Frage nach den göttlichen Geboten.
Gottähnlich über Leben und Tod entscheiden?
Zu "Gotteskriegern" haben sich die Terroristen, die im Nahen Osten einen "Islamischen Staat" errichten wollen, selbst ernannt. Im Namen Allahs gehen sie nicht nur brutal gegen Andersdenkende vor, sondern auch gegen Muslime. Als hätte ihnen Allah eine Lizenz zum Töten erteilt, entscheiden sie gottähnlich über Leben und Tod. Die Mittel, die sie dabei einsetzen, stehen im Widerspruch zu den Vorstellungen von einem Gott, der für Frieden und Versöhnung steht.
Gegenüber vernünftigen Argumenten sind die Terroristen taub. Toleranz ist für sie ein Fremdwort – wer gegen sie ist, wird enthauptet. Als vermeintliche "Gotteskrieger" unterstehen sie keiner weltlichen Justiz. Da sie ihr Gottesreich im Namen Allahs errichten, akzeptieren sie nur sein Urteil und gehen davon aus, außerhalb jeder Rechtsprechung zu stehen. Was absurd klingt, ist in ihrem Glaubenshorizont konsequent. Das macht es so schwer, mit den Mitteln der Vernunft argumentativ gegen diese religiösen Fanatiker vorzugehen. Jeden Mord, den die selbst ernannten "Gotteskrieger" begehen, rechtfertigen sie mit ihrem göttlichen Auftrag. Da sie überzeugt davon sind, für das, was sie im Diesseits tun, ins Paradies zu kommen, schrecken sie vor keinem Verbrechen zurück.
Unwort des Jahres 2001
Das Wort "Gotteskrieger" wurde 2001 zum Unwort des Jahres erklärt, wobei die Jury die unkritische Verwendung des Begriffs in den Medien rügte. Inzwischen wird zwar synonym von der "Terrorgruppe" oder der "Terrormiliz" gesprochen, aber der Ausdruck "Gotteskrieger" ist weiterhin gebräuchlich. Da aber kein terroristischer Anschlag Gottes Wille ist, ist der Gebrauch des Wortes zu kritisieren. Gott kann nicht mit einem terroristischen Anschlag in Verbindung gebracht werden – wie auch nichts an dem von den Terroristen geführten Krieg heilig ist.
Bereits jetzt kontrollieren IS-Milizen ein Drittel Syriens und ein Drittel des Iraks. Den gut ausgebildeten Terroristen, die Erfahrungen auf verschiedenen Kriegsschauplätzen der Welt gesammelt haben, fehlt es nicht an Geld. Die militärisch bestens ausgerüsteten Rebellen kontrollieren in einigen Gebieten Syriens die Stromerzeugung, und sie haben wichtige Erdölfelder eingenommen. Anders als Al Qaida verfolgen sie zunächst die Strategie, im Nahen Osten einen "Islamischen Staat" zu gründen. Aber es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass sie ihre fanatisierten Krieger auch nach Westeuropa und in die USA schicken werden.
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