Erinnerung an Regisseur Klaus Lemke

„Ein großer Innovator und Avantgardist“

07:27 Minuten
Porträt von Regisseur Klaus Lemke mit einer Zigarre im Mundwinkeln und Hut.
Kultregisseur Klaus Lemke ist am 7.7.2022 gestorben © imago / Sven Simon
Dominik Graf im Gespräch mit Max Oppel · 08.07.2022
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Er war an fast 50 Filmen beteiligt, ließ Laien Hauptrollen spielen und erfand neue Erzählformen: Regisseur Klaus Lemke hat den Deutschen Film verändert. Jetzt ist er mit 81 Jahren gestorben. Sein Weggefährte, Regisseur Dominik Graf, erinnert sich.
Schon bei seinem letzten Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur am 24. Juni 2022 wusste Klaus Lemke, dass dies wahrscheinlich sein letzter Auftritt sein würde.
Er sprach über seinen neuesten Film „Champagner für die Augen - Gift für den Rest“ , ein Zusammenschnitt seiner Filme aus den 70ern. Die Premiere beim Filmfest München ein paar Tage später hat er noch miterlebt. Jetzt, am 7.7. 2022, ist er im Alter von 81 Jahren gestorben.
An fast 50 Filmen hat er mitgewirkt, Drehbuch geschrieben, Regie geführt und ist für viele ein legendärer Indie-Filmemacher und Low-Budget-Rebell.

Er suchte Menschen mit starker Persönlichkeit

Einer seiner Wegbegleiter war der Regisseur Dominik Graf. Obwohl Lemke zehn Jahre älter war als Graf, hätten sich Graf und eine kleine Clique an der Münchner Filmhochschule früh „an Lemke drangehängt“.
Vor allem mit den Filmen "Rocker", "Sylvie" und "Brandstifter", „einer ganz merkwürdigen RAF-Version“, sei Lemke Ende der 60er- und Anfang der 70er-Jahre zu einer Institution geworden.

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Seine Filme drehte Lemke vor allem mit Laiendarstellern und sagte dazu selbst: „Ich weiß ja gar nicht, was ich mit denen drehe. Ich tue so, als hätte ich eine Idee. Aber in Wirklichkeit beklaue ich diese Leute um ihr Leben.“
Auch mit Dominik Graf habe er darüber gesprochen und gesagt, seine Helden und Heldinnen müssten stärkere Persönlichkeiten sein als Lemke selbst: „Dann kann er ihnen mit seiner Kamera hinterherrennen, und dann erfinden die etwas, auf das er nie gekommen wäre“, sagt Graf.

"Er wollte ein Filmerleben im Risiko"

Vielen Programmmachern war Lemke dabei zu unbequem. Das hänge mit seinem Kampf gegen das von ihm so bezeichnete „Staatskino“ zusammen, meint Graf. Lemke sei der Meinung gewesen, man solle die Filmförderungen abschaffen, dann würden auch die Filme besser: „Ganz konnte ich der Argumentation nicht folgen, aber ich ahnte, was damit gemeint ist“, sagt Graf: „Er wollte einfach ein Filmerleben im Risiko“, ein „Leben an der Kante“, „dann werden eure Filme auch besser“, habe Lemke gedacht.
Lemke habe auch neue Erzählformen erfunden: In dem Film „Rocker“ wechsle in der Mitte des Films auf einmal der Held: „Der eine ist weg, und der andere übernimmt. Die Seele des ersten bleibt aber gewahrt. Das hatte ich vorher im Kino überhaupt nicht gesehen. Für mich war Lemke ein ganz großer Innovator und Avantgardist – und hat uns natürlich auch ein Deutschland nahe gebracht, das wir sonst nur aus Rotlicht-Dokumentarfilmen kennen“, sagt Graf.

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