Klassiker in neuem Gewand

Von Michael Meyer · 10.04.2006
Jeden Sonntagabend nach den "Tagesthemen" läuft in der ARD das Kulturmagazin. Bislang hieß die Sendung mal "Kulturreport", mal "Kulturweltspiegel", mal "Titel, Thesen, Temperamente". Doch mit dieser Vielfalt ist jetzt Schluss. Künftig heißt das Magazin immer "Titel, Thesen, Temperamente" und wird von Caren Miosga moderiert. Doch trotz der Reform soll die klassische Machart erhalten bleiben.
Sonntagabends gegen 23 Uhr, wenn Sabine Christiansen die Tagesthemen vorbei sind, warten immerhin noch 1 bis 1,5 Millionen Zuschauer auf das Neueste aus Kultur und Gesellschaftspolitik.


Manko des ARD-Kulturmagazins war es bisher, dass nur alle sechs Wochen eine Moderatorin auftauchte, denn nur die Sendung vom Mitteldeutschen Rundfunk war moderiert – alle anderen Sender begnügten sich mit Überleitungen durch einen Off-Sprecher. Das soll nun anders werden: Caren Miosga, die bereits das Kulturmagazin im Dritten Programm des NDR moderiert, soll der Sendung in der ARD ein "wiedererkennbares Gesicht" geben. Die klassische Machart des Magazins: Fünf Themen, ohne Interviews mit Gästen oder Live-Schaltungen nach außen soll beibehalten werden, sagt Caren Miosga:

"Ich glaube, dass es das Format sprengen würde an dieser Stelle, das wäre keine richtige Entscheidung. Natürlich wünscht sich jeder Moderator soviel Entfaltungsfläche, wie geht und natürlich sind Gespräche zum Vertiefen immer interessanter. Ich finde das an dieser Stelle aber gar nicht so traurig, weil ich glaube, dass es eine gut eingeführte Sendung ist, die seit langem so funktioniert, und wenn wir die jetzt zu sehr verändern würden, das auch nach hinten losgehen würde. Ich glaube, dass eine persönliche Ansprache, auch bei schwierigen Themen, die vielleicht nicht so gut zusammenpassen, dass das eigentlich eine ganz gute Idee ist, (...) ich würde da ein Gespräch nicht vermissen als Zuschauer."

Da die Sendung eine recht stabile Quote hat und innerhalb der ARD auch nie zur Debatte stand, sie abzuschaffen, ist das Arbeiten an einer solchen Sendung wie Arbeit in einem Biotop, sagt Caren Miosga. Eine journalistische Oase, und das mitten im Ersten Programm der ARD:

"Es gibt keinen Quotendruck für diese Sendung, und das ist auch richtig so, weil es natürlich (....) ein Format bedient, was eben nicht massenkompatibel ist. Und das ist auch in Ordnung, da würde ich mich auch gar nicht beschweren wollen, dass man es irgendwie so zurecht biegen muss, dass es dann von einer Million mehr geguckt wird. Das soll schon den Anspruch behalten, den es hat, und das wird es ja auch – aber dass es zwischendurch mal etwas leichter wird, und da mal eine lustige Farbe reinkommt, das ist auch klar bei diesem Sendeplatz, denn um 23 Uhr kann man sich nicht nur Schwarzbrot von vorne bis hinten antun. Das macht schon mehr Spaß, wenn da auch mal ein Beitrag drin ist, wo etwas Musik stehen bleibt, das finde ich von der Mischung sehr wichtig."

Im Gegensatz zu anderen Kultursendungen der ARD, wie etwa der "Kulturzeit" auf 3sat, soll im Ersten Programm nicht so sehr die meinungsfreudige Moderatorin im Vordergrund stehen – dennoch soll und darf man ruhig auch einmal die Meinung der Moderatorin merken:

"Vielleicht habe ich eine andere Art als jemand, der es mit der politischen Korrektheit stärker nimmt, damit habe ich vielleicht ein Problem, und ich finde es eigentlich schöner, auch schwierige Kulturthemen mit einem Augenzwinkern zu präsentieren, das eine oder andere Ironiefleckchen da zu präsentieren. (...) und nicht oberlehrerhaft mit Zeigefinger, das ist etwas, was in der Kultur nichts zu suchen hat, weil man da auch jedes Vorurteil bedienen würde, was immer noch existiert, das Kultur schwer ist und schwer zu verstehen, und das stimmt eben einfach nicht."
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